Nettetal Willi Pollmanns geht nach 33 Jahren

Nettetal · Der Geschäftsführer des katholischen Marienheims in Hinsbeck verabschiedet sich am 31. März in den Ruhestand.

Der Tag X rückt für Willi Pollmanns, Geschäftsführer des Marienheims in Hinsbeck, immer näher. "Am 31. März findet ein mächtiger Einschnitt in meinem Leben statt", sagt er. Dabei wirkt er ein bisschen wehmütig. An diesem Tag endet die Ära Pollmanns im Alten- und Pflegeheim Hinsbeck, er geht in den Ruhestand. Es sei eine schöne Zeit gewesen, sagt der Lobbericher: "Ich habe so viele wunderbare, aber auch harte Schicksale während meiner Zeit hier erlebt."

Es war am 15. März 1981, als er die Stelle als Geschäftsführer im Marienheim Hinsbeck antrat. Der gelernte Groß- und Einzelhandelskaufmann und spätere Industriefachwirt hatte zuvor elf Jahre lang im Walzen- und Stahlwerk Rötzel gearbeitet. Er war dort Angestellter in der Buchhaltung. Nebenbei absolvierte er beim Malteser Hilfsdienst Nettetal, dem er schon seit seinem elften Lebensjahr angehört, eine Ausbildung zum Rettungssanitäter und besuchte außerdem einen Lehrgang in der Pflege.

Das Marienheim, in Trägerschaft der katholischen Pfarrgemeinde St. Peter Hinsbeck, suchte damals einen Verwaltungsleiter mit Heimleiterqualifikation und einem grundlegenden Verständnis für ältere Menschen. Gerade Letzteres brachte Willi Pollmanns aufgrund seiner ehrenamtlichen Arbeit bei den Maltesern mit. Kaufmännische Abläufe zu organisieren lag ihm ebenfalls. Die Heimleiterqualifikation erlangte er schließlich in einer zusätzlichen Ausbildung in Freiburg. "Es wurde zwar ein Verwaltungsleiter gesucht. Aber hier im Marienheim stand und steht bis heute der Mensch im Vordergrund", sagt er. Er kam in ein Haus, im Jahr 1884 als Marienhospital errichtet, das sich seinerzeit noch im Um- und Erweiterungsbau zum Altenheim befand. "Ich war Verwaltungschef und gleichzeitig auch Bauleiter", schmunzelt er. "Die Küche befand sich im Keller, das Haus hatte damals 110 Betten, alles war behelfsmäßig", erinnert sich Willi Pollmanns.

In seine Zeit fielen in den Folgejahren die Einrichtung und der Bau der Kurzzeitpflege, der Bau des großen Saals, die Umwandlung einer Station in eine Demenzstation, der Bau des Cafés und der Umbau des Foyers. Die letzte Baumaßnahem war schließlich der Neubau von 26 Wohnungen des betreuten Wohnens in der Nachbarschaft zum Marienheim. "Der Schwerpunkt hat sich in den Jahren deutlich gewandelt", sagt er. War es damals ein kleines Heftchen, in das sein Vor-Vorgänger Einnahmen und Ausgaben sowie die Namen der Bewohner bis zu ihrem Tod handschriftlich notiert hatte, geben heute ganze Schränke voller Ordner Aufschluss über die Bewohner. "Allein die Dokumentation der einzelnen Bewohner nimmt einen ganzen Schrank vollständig ein", berichtet Pollmanns. Stolz ist er darauf, dass sein Haus eines der ersten, "wenn nicht sogar das erste Haus im Kreis überhaupt war", das die Buchführung EDV-mäßig umstellte.

Willi Pollmanns kennt die Geschichte sämtlicher Bewohner. "Bei vielen habe ich das Sterben miterlebt", sagt er. Er habe tolle Leute im Marienheim kennengelernt – und er erinnert sich sogleich an einen Bewohner, einen alten Tippelbruder, der bei seinem ersten Verschwinden sogar per Hubschrauber gesucht wurde. "Später war Opa Becker immer mal wieder weg", sagt Pollmanns. "Aber wenn er dann mal weg war, blieb ich immer ganz ruhig. Ich wusste, am nächsten Tag ist er wieder da." Es sind die Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen, die ihm den Abschied so schwer machen.

Noch steht ein Nachfolger nicht fest, die Ausschreibung liegt in den Händen einer Agentur, erste Gespräche mit Bewerbern hätten zwar schon stattgefunden, doch habe sich noch nichts Konkretes ergeben. In seinem Ruhestand will Willi Pollmanns wieder mehr seine große Vespa bewegen, Fahrrad fahren und seine politische Arbeit im Nettetaler Stadtrat sowie sein Ehrenamt bei den Maltesern vertiefen.

(ivb)
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