Nettetal Wo Einstein und Leyla toben dürfen

Nettetal · Der umzäunte Hundefreilauf in Lobberich bietet Vierbeinern Auslauf ohne Leinenzwang. Anfängliche Querelen mit Nachbarn scheinen bereinigt. Problematisch sind allerdings fehlende Parkmöglichkeiten am abgelegenen Areal

 Sabine Staudt nutzt den Hundefreilauf gern. 4100 Quadratmeter eingezäunte Fläche stehen hier dem Spiel ihrer beiden Labrador-Mischlinge Einstein und Leyla zur Verfügung.

Sabine Staudt nutzt den Hundefreilauf gern. 4100 Quadratmeter eingezäunte Fläche stehen hier dem Spiel ihrer beiden Labrador-Mischlinge Einstein und Leyla zur Verfügung.

Foto: Burghardt

Sichtlich Spaß haben die beiden großen Hunde, toben und tollen am Zaun entlang über die gefrorene Wiese, kuschen aber sofort, wenn Sabine Staudt ruft: "Einstein, Leyla, hierher!" Nach einer Streicheleinheit für die Tiere sagt die Hundehalterin: "Wir sind froh, dass wir den Hundefreilauf haben, kommen so oft wie möglich her." An diesem kalten Nachmittag ist Staudt mit ihren Hunden allein auf der umzäunten Wiese, die fast so groß ist wie ein Fußballplatz. Neben dem Eingangstor hängt ein Banner: "Hundefreilauf Nettetal e.V.". Seit September 2016 ist die Anlage offiziell in Betrieb, um die es im Vorfeld manche Missverständnisse gab, und bei deren Eröffnung gleich die Polizei anrücken musste.

Beinahe wie ein Sicherheitstrakt wirkt das Areal mit dem hohen Zaun von Weitem. Ringsum Wiesen und Äcker, zum Gelände in Lobberich-Dyck, zwischen Wilhelmshöhe und B 509 gelegen, führt nur ein Fußweg. "Mein Auto steht unten an der Straße, viele Parkmöglichkeiten gibt's ja nicht", weist Sabine Staudt aus Schaag auf einen Knackpunkt hin. Denn der Standort des Freilaufs ist ein Kompromiss: schön abgelegen, damit niemand gestört wird, aber eben auch nur schwer zu erreichen. Besucher müssen am Rande von Wirtschaftswegen halb im Graben parken, selbst dann kommen Autos und erst recht Trecker kaum vorbei.

"Auf alternative Parkmöglichkeiten jenseits der Bundesstraße weisen wir auf unserer Homepage hin, da muss man halt ein paar Meter mehr laufen", empfiehlt Vereinsvorsitzender Klaus Leufert. Den weiteren Weg nehme man gern in Kauf, in erster Linie sei man froh, endlich einen Hundefreilauf in Nettetal zu haben. Dieses Ziel zu erreichen, sei schwierig genug gewesen.

Einige Jahre schon hatten Hundehalter die Stadt um eine ausgewiesene Freilaufzone für Vierbeiner wie in einigen anderen Kommunen gebeten, sammelten 2014 dafür über 600 Unterschriften. Im Rathaus gab man sich durchaus aufgeschlossen für das Anfliegen, beriet sich mit dem mittlerweile gegründeten Verein Hundefreilauf Nettetal. Doch mehrere Versuche, eine Fläche zu finden, scheiterten. Etliche Vereinsmitglieder resignierten, traten aus. Zuletzt war eine Wiese im Onnert auserkoren, doch dann untersagte die Untere Landschaftsbehörde eine Umzäunung im Landschaftsschutzgebiet. Im Juni 2016 schließlich überließen die Stadtwerke dem Verein per Pachtvertrag einen Teil ihres Geländes nahe der Wilhelmshöhe.

Warum überhaupt ein Hundefreilauf wichtig sei, erläutert Staudt: "In Nettetal herrscht in vielen Bereichen Leinenzwang, etwa in den Naturschutzgebieten." Zudem möchte man auch sonst aus Vernunftgründen die Tiere nicht überall frei laufen lassen, zum Beispiel in der Nähe von Spielplätzen oder im Wald, und nicht jeder der rund 3500 Hundehalter in Nettetal habe einen großen Garten. So nehme man die abgelegene Fläche in Kauf, auch wenn die Anfahrtswege aus einigen Stadtteilen recht weit seien.

In Eigenregie umzäunten die gut zwei Dutzend Vereinsmitglieder die Freilauffläche, beargwöhnt von Nachbarn, die eine "Störung der ländlichen Ruhe" befürchteten. Bei der Eröffnung im September gab's Ärger: "Ziemlich zugeparkt", so eine Anwohnerin, waren die Wirtschaftswege, Nachbarn und Landwirte riefen Ordnungsamt und Polizei. Noch an Ort und Stelle Gespräche zwischen allen Beteiligten, seitdem gibt's laut Klaus Ossmann vom Ordnungsamt "keine besonderen Vorkommnisse mehr". Das bestätigt eine Anwohnerin, mahnt indes, man müsse abwarten, "wie's im Frühjahr wird, wenn mehr Hunde da sind als jetzt im Winter". Die Sorge hat Leufert nicht: "Wir setzen auf ein vernünftiges Miteinander, wollen mit den Anwohnern gut auskommen." Regeln des Miteinanders geltes übrigens auch für die Hunde von Vereinsmitgliedern wie von Gästen - sie müssten "in der Gruppe sozialverträglich" sein. Für Sabine Staudt mit ihren Labrador-Mischlingen eine Selbstverständlichkeit: "Einstein und Leyla haben keine Probleme mit anderen Hunden."

(jobu)
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