Nettetal Wo Worte den Menschen nicht mehr erreichen

Nettetal · Kunst- und Musiktherapie auf der Palliativ-Station kann Patienten und Angehörigen Kraft schenken.

 Musiktherapeutin Ute Bernstein ist seit einem Jahr auf der Palliativ-Station im Krankenhaus tätig.

Musiktherapeutin Ute Bernstein ist seit einem Jahr auf der Palliativ-Station im Krankenhaus tätig.

Foto: Inge von den Bruck

Ein wichtiger Bestandteil in der Begleitung von Palliativpatienten und ihren Angehörigen ist die Kunst- und Musiktherapie. Diese beiden Formen sind zu wichtigen Bestandteilen in der besonderen Lebensphase geworden. Je begrenzter die verbleibende Lebenszeit erscheint, desto wichtiger sei die Lenkung der Aufmerksamkeit auf das "Jetzt".

Was aber erfüllt diesen Augenblick mit Sinn für den Palliativ-Patienten? "Ich habe in vielen Gesprächen, Begegnungen und Situationen erlebt, dass mir Worte nicht mehr reichen", berichtet Brigitte Tuchborn, die als Kunsttherapeutin seit drei Jahren auf der Nettetaler Palliativ-Station tätig ist. Mit der Kunsttherapie könne erreicht werden, dass bestehende Schmerzen für kurze Zeit vergessen werden. Beim Gestalten der Bilder entwickelten sich Lust und Freude und das Selbstvertrauen könne gestärkt oder zurückgewonnen werden.

Auch Musiktherapeutin Ute Bernstein, seit einem Jahr auf der Nettetaler Palliativ-Station tätig, weiß, dass Musik in unterschiedlicher Weise auf den menschlichen Organismus und die Psyche wirkt. Musik wirkt beruhigend, senkt den Blutdruck, beeinflusst die Atmung und die Herzfrequenz und wirkt bei Angst, Schmerz und Stress entspannend. In lebensbedrohlicher Erkrankung bietet die Musiktherapie die Möglichkeit, trotz der belastenden Krankheitssituation positive sinnliche Erfahrungen durch die Musik zu machen. Gefühle wie Wut, Trauer und Angst können so durch Musik ausgedrückt und ein Stück weit losgelassen werden. "Der Patient kommt zur Ruhe", sagt die Musiktherapeutin. "Über die Musik trete ich unmittelbar in Kontakt zu dem Menschen."

Brigitte Tuchborn hat Ähnliches erfahren. Oft ergebe sich durch diese neue Ausdrucksmöglichkeit eine Entlastung vom inneren Druck, Spannungen lösten sich. Einmal wöchentlich geben sich beide an unterschiedlichen Tagen auf die Suche nach dem, was gesehen, gespürt, gehört und gesagt werden will. Hierbei orientieren sich beide an persönlichen Erlebnisse während der Krankheitsphase und an persönliche Vorlieben. "Dafür ist die wöchentliche Team-Besprechung besonders wichtig", sagt Elsbeth Steinfort, Internistin und Palliativmedizinerin. "Ohne die großzügigen und fortwährenden Spenden der Familien und Institutionen hier in Nettetal und im Umfeld, sowie unserem Krankenhaus-Förderverein, wäre vieles nicht möglich gewesen. Dafür sind wir wirklich sehr dankbar", so Steinfort.

(ivb)
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