Neukirchen-Vluyn Alter Baumbestand muss doch weichen

Neukirchen-Vluyn · Bürger plädierten für den Erhalt des Bestandes an der Alten Rathausstraße. Der Fachausschuss hat anders entschieden und beruft sich auf zwei Gutachten. Die CDU wurde überstimmt und kritisiert nun scharf die anderen Fraktionen.

An der Alten Rathausstraße wird nun doch der alte Baumbestand den aktuellen Bauarbeiten weichen. Bürger hatten sich ursprünglich für den Erhalt der alten Ahorne eingesetzt, die Befürworter einer Rettung der Bäume hatten 387 Unterschriften gesammelt, die der Verwaltung im Juni übergeben wurden.

Die Ratsfraktionen stimmten daraufhin mit großer Mehrheit dafür, die Möglichkeit einer Umsetzung der Bäume an einen anderen Ort zu prüfen. Doch im jüngsten Bauausschuss fiel eine Entscheidung gegen den Erhalt. Die zwei vorliegenden Gutachten kommen zu dem Schluss, dass so eine Aktion wenig Sinn hat. Das Resümee: Eine Garantie, dass die Bäume an anderer Stelle weiter wachsen, gibt es nicht, es ist sogar sehr unwahrscheinlich. Bei diesem Aufwand sei es besser, junge Bäume zu pflanzen.

Die Mehrheit der Fraktionsvertreter stimmte denn auch in diesem Sinne ab, außer den Ausschussmitgliedern der CDU. Die Christdemokraten zeigen sich nun verärgert über diesen Umschwung und werfen den anderen Fraktionen vor, ein gutes Vorhaben gekippt zu haben. "Nach bisherigem Kenntnisstand können Großbaumverpflanzungen inklusive Anwachsgarantie erfolgreich durchgeführt werden", schreibt Fraktionschef Markus Nacke. Es stelle sich sogar die Frage, ob der Beschluss im Ausschuss korrekt sei, da der Rat doch vorher anders entschieden habe. "Für die CDU-Fraktion bleibt festzustellen, dass mit diesem Votum auch das Begehren von vielen Bürgerinnen und Bürgern, wie im Fall alte Rathausstraße, mehrheitlich ignoriert wurde." Das sei kein Renommee für die Bürgernähe der Politik.

Solch deutliche Kritik ruft nun die Fraktion von Bündnis 90/Grüne auf den Plan. Tom Wagener, der Fraktionsvorsitzende, erklärt, dass der Rat seinerzeit nicht den Erhalt der Bäume um jeden Preis beschlossen, sondern auf die Stellung der Gutachter gewartet habe: "Dabei wurde leider deutlich, dass die Bäume aus der Alten Rathausstraße, aufgrund ihrer eingeschränkten Vitalität, grundsätzlich nicht für das Umpflanzen geeignet sind und man ihnen bei einer Umpflanzung keine Überlebenschancen einräumt."

Um so mehr sei die grüne Fraktion darüber verwundert, "dass das Misstrauen der CDU gegenüber der Verwaltung so groß ist, dass belegte Fakten - auch wenn sie für uns alle bedauerlich sind - nicht akzeptiert werden und stattdessen öffentlich Stimmung gegen die Verwaltung und andere Ratsfraktionen gemacht wird", so Wagener.

Die Grünen bekräftigen zugleich, dass mehr für den Erhalt städtischer und privater Bäume getan werden soll, daher müsse für Neukirchen-Vluyn eine Baumschutzsatzung verabschiedet werden. In den vergangenen Monaten hat es immer wieder Proteste aus der Bürgerschaft gegen aus ihrer Sicht vorschnelle Fällungen gegeben.

Auch SPD-Ratsfrau Claudia Wilps, Mitglied des Bauausschusses, bezeichnet "die Art und Weise" der CDU-Kritik als "ein Ärgernis". "Man muss da keine Wortklauberei betreiben", sagte sie unserer Zeitung. "Die Verpflanzung ist einfach nicht machbar." Das hätten auch einige Bürger, die für den Erhalt der Bäume waren, eingesehen, nachdem die SPD-Fraktion ihnen Einblick in die Gutachten gewährt habe.

Klaus Wallenstein, Fraktionsvorsitzender von NV Auf geht's, kann die Ausführungen der CDU nicht nachvollziehen. "Alle Untersuchungen haben ergeben, dass die Bäume mit dieser Methode nicht zu retten sind", stellt er fest. Auch seine Fraktion werde die Forderung der Grünen nach einer Baumschutzsatzung unterstützen, so Wallenstein.

Norbert Gebuhr, Sprecher der Fraktion FDP/Piraten, erklärt, seine Fraktion habe von Anfang an Zweifel daran gehabt, dass die alten Bäume an eine andere Stelle gesetzt werden können. "Wir können uns dem, was die Gutachter gesagt haben, nur anschließen." Bei aller Bürgernähe habe es am Ende keinen Sinn, auf Vorhaben zu bestehen, die nicht funktionieren könnten. "Dafür werden ja neue Bäume gepflanzt."

(s-g)
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