Neukirchen-Vluyn Baustellen-Tour entlang der Hochstraße

Neukirchen-Vluyn · Auf Initiative des Stadtmarketings fand gestern eine Führung über die Hochstraße statt. Dort werden die Kanäle erneuert, später wird die Straße neu gestaltet. Manche Hausbesitzer senken vorübergehend die Miete.

 Noch immer ist die Hochstraße passierbar, auch wenn an vielen Ecken gearbeitet wird. Rechts im Hintergrund die Teilnehmer der Baustellenführung.

Noch immer ist die Hochstraße passierbar, auch wenn an vielen Ecken gearbeitet wird. Rechts im Hintergrund die Teilnehmer der Baustellenführung.

Foto: Reichwein

Wenn es um die Erneuerung des Neukirchener Ortskerns geht, ist Martha Schlothmann gefühlsmäßig gespalten. Einerseits ist sie froh, dass die Straße neu bepflastert wird. "Das finde ich super. Es kann doch nur besser werden." Andererseits muss sie als Vermieterin eines Geschäftes an der Hochstraße mit der Miete herunter gehen, bis die Bauarbeiten beendet sind. Und das wird wohl frühestens nächstes Jahr sein.

Schlothmann gehören auch die Räume des "Projektzimmers" am südlichen Ende der Hochstraße, und als Quasi-Gastgeberin begleitete sie gestern die gut 15-köpfige Gruppe, die sich zur Baustellenführung eingefunden hatte. Eine Begehung nicht für Fachleute, sondern für alle interessierten Bürger. Die Hochstraße auf und ab führte der Weg, eine Führung, in der es ebenso um die Vergangenheit wie um die Zukunft ging. Über die Historie des Dorfs gaben die Stadtführer Heide Schmitt und Peter Pechmann sowie die Archäologin Ute Becker Auskunft. Über die aktuellen Bauarbeiten informierte dagegen Patrick Hesselmann vom Tiefbauamt. Zu Beginn hatte er im Projektzimmer mithilfe eines Films kurz erläutert, wie die Kanalsanierung unter dem Pflaster stattfindet, nämlich mit dem Rohrvortriebverfahren. An manchen Stellen der Straße werden runde Schächte in den Boden gelassen, von dort aus wird unter Tage operiert. Hesselmann: "Ohne diese Technik hätten wir die Straße komplett sperren müssen." Das blieb den Anwohnern und den Besuchern des Dorfs Neukirchen erspart. Auch wegen möglicher Bergschäden im Grund ist dieses schonende Verfahren erste Wahl.

Gebaut und abgerissen wurde freilich auch schon vor hunderten von Jahren. Ute Becker und ihre Kollegen von der Fachfirma Archäologie.de sind beispielsweise auf Spuren von gestampftem Kies gestoßen, offenbar ein früher Versuch, die Straßenverhältnisse zu verbessern. "Hier stand einmal ein Bauernhof, er markierte den Ortsrand", erläuterte Heide Schmitt vor dem Haus Nummer 6, wo mit einigen Dosen Frizzante eine Art "Richtfest" gefeiert wurde. Das frühere Gebäude sei stark vorgesprungen, "die Straße war also damals viel schmaler". Auch das mag heutige Anwohner trösten, die sich einen Weg durch den Parcours der Baustellen bahnen. Gearbeitet wurde gestern Nachmittag auf jeden Fall fleißig und mit schwerem Gerät, so dass die Führer manchmal schwer zu verstehen waren.

Die Idee zu der ungewöhnlichen Ortsführung hatte das Stadtmarketing. "Wir konnten schwer einschätzen, wie viele Leute das interessiert, mit der jetzigen Zahl sind wir zufrieden", resümierte Stadtsprecher Frank Grusen.

(s-g)
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