Neukirchen-Vluyn Bloemersheim kämpft gegen den Frost

Neukirchen-Vluyn · Mit künstlicher Nacht-Beregnung versuchen Obstbauern am Niederrhein Frostschäden zu bekämpfen. In Vluyn ist das im Gegensatz zu manchen Regionen des südlichen Rheinlands bislang gut geglückt.

 Friedrich Freiherr von der Leyen begutachtet die witterungsgeschädigten Apfelbaumblüten

Friedrich Freiherr von der Leyen begutachtet die witterungsgeschädigten Apfelbaumblüten

Foto: Dieker

Viel Schlaf hat Friedrich von der Leyen, Chef von Schloss Bloemersheim, in den vergangenen zwei Wochen nicht bekommen. "Fast jeden zweiten Tag mussten wir raus, um die Bewässerung zu kontrollieren. Irgendwann geht das an die Substanz", sagt der Baron. Eine anhaltende Kälteperiode bringt die Mitarbeiter des größten Obstgutes in der Grafschaft Moers um die verdiente Bettruhe. Die künstliche Bewässerung ist nötig, um die empfindlichen Blüten vor Frost zu schützen.

Bis jetzt ist Schloss Bloemersheim mit einem blauen Auge davon gekommen. "Die Aprikosen dürften hinüber sein, aber bei den anderen Bäumen sieht es ganz gut aus", sagt von der Leyen. Er ist es gewohnt, auf seinem Betrieb Frostschutzberegnung einzusetzen. Beim Gefrieren des fein versprühten Wassers wird dabei auf den Pflanzen Kristallisationswärme freigesetzt. Ungewöhnlich sei nur die Dauer der Frostperiode.

Die Vluyner Obstbauern von Bloemersheim und dem benachbarten Monterkampshof haben sich inzwischen daran gewöhnt, dass auf die normale Wettervorhersage nicht unbedingt Verlass ist. Sind für Neukirchen-Vluyn nachts plus zwei Grad angesagt, bedeutet das in der Regel akute Frostgefahr. "Wir sitzen hier in einem Kälteloch", sagt von der Leyen. "Da muss man entsprechend aufpassen."

Die Temperaturen werden auf Schloss Bloemersheim mit einem Thermometer gemessen, um das ein nasser Strumpf gewickelt ist. "Für die Blüte entscheidend ist die Verdunstungstemperatur", berichtet der Baron. Besonders gefährlich sei daher die gegenwärtige trockene Kälte mit Luftfeuchtigkeitswerten von 45 Prozent. "Bei 75 Prozent hätten wir dagegen kaum Probleme." Hinzu kommt der trockene Boden der ebenfalls zur Kälteentwicklung beitrage. "Wenn man da nicht schon vor Einsetzen des Frosts mit der Bewässerung beginnt, ist es zu spät", sagt von der Leyen.

Weil schon wenige zehntel Grad über Wohl und Wehe der Obstplantagen entscheiden können, muss der Chef nachts oft selbst raus, um die Lage zu prüfen. Zudem könne man die Bewässerung nicht sich selbst überlassen. Falls es mal zu einem Schlauchbruch oder verstopften Düsen komme, könne das die Ernte gefährden.

Von der Leyen ist froh, dass er die Möglichkeiten der künstlichen Bewässerung hat und ihn am Morgen nach einer Frostnacht viele kleine Eiszapfen in seiner Plantage erwarten. Vielen Kollegen im südlichen Rheinland, die nicht bewässern dürfen oder können, gehe es viel schlechter: "Da ist die Ernte zum Teil vernichtet."

Besonders empfindlich bei den derzeitigen Witterungslagen sind Frühblüher wie Aprikose und Kirsche. Beide Bäume nehmen es zudem übel, von oben beregnet zu werden. Dann breitet sich leicht eine gefährliche Pilzkrankheit aus, die nicht nur die Blüte, sondern den ganzen Baum zerstören kann. Aufgrund der Erfahrungen mit den Spätfrösten der vergangenen Jahre, denkt der Herr auf Schloss Bloemersheim inzwischen darüber nach, das Experiment mit dem Aprikosenanbau wieder einzustellen: "Das ist wohl nur etwas für wärmere Standorte."

Noch hat Schloss Bloemersheim den Kampf gegen den Frost nicht gewonnen. Für die kommenden Nächte sind wieder Minus-Temperaturen angesagt. Erst ab Sonntag soll es dann wieder wärmer werden. Zeit für Familie von der Leyen und ihre Mitarbeiter, einmal richtig auszuschlafen.

www.bloemersheim.de

(RP)
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