Neukirchen-Vluyn Brand unterbricht Jugendfeuerwehr-Tag

Neukirchen-Vluyn · 24 Stunden lang hat der Nachwuchs der Löschzüge in Neukirchen-Vluyn gestern einen Tag mit Dienst geprobt. Doch dann kam ein echter Alarm vom Vluyner Nordring. Den konnten die jungen Teilnehmer nur über den Funk miterleben.

"Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person" lautet der Einsatz, der am Samstagnachmittag über die Leitstelle bei der Freiwilligen Feuerwehr Neukirchen-Vluyn eingeht. Das Trainings-Szenario, das sich der Jugendfeuerwehr am Einsatzort offenbart, ist ganz nah an der Wirklichkeit. Beim Zurücksetzen des 14-Tonners hat ein LKW-Fahrer einen Radfahrer übersehen und samt Fahrrad überrollt. Thorsten Bender schlüpft in die Rolle des aufgelösten Brummiführers. "Ich glaube, ich habe jemanden überfahren. Der bewegt sich nicht", gibt er beim Notruf an.

Mit vereinten Kräften geht es zunächst darum, die verletzte Person, in diesem Fall eine rund 70-Kilo schwere Puppe, medizinisch zu versorgen und dann zu bergen. "Beruhigen und die Angst nehmen", sagt Silvia Wilk, Leiterin der Jugendfeuerwehr, während die andere Gruppe der Jugendfeuerwehr die Vorbereitungen zum Heben des LKW-Achse mit technischem Gerät vorbereitetet. Stunden später sagen Tim Jannes Rupprecht (14) und Cederic Jogsch (12), dass die Übungssituation aufregend gewesen sei. Sie haben sich um die medizinische Erstversorgung gekümmert. "Da überlegt man genau, was in einer solchen Situation zu tun."

Der Mix aus theoretischem Wissen und Proben für den Ernstfall kommt - kombiniert mit dem Fachwissen der Ausbilder - beim Nachwuchs der Freiwilligen Feuerwehr in Neukirchen-Vluyn gut an. 24 Stunden dauerte am Samstag die Übungseinheit, die ganz unterschiedliche Situationen bietet. "Wir zeigen einen typischen Einsatztag bei der Berufsfeuerwehr", sagt Oberbrandmeister Dennie Kessel, der stellvertretender Leiter der Jugendfeuerwehr ist. Über Monate liefen über ein Planungsteam die Vorbereitungen, zu denen auch die Suche nach Einsatzorten gehört. Unterstützung kommt über Betriebe und Privatpersonen, die Gelände zur Verfügung stellen, wie beim Unfall mit dem LKW. "Wir bieten typische Situationen, wie beispielsweise die Personenrettung aus einer verschlossenen Wohnung, das Auspumpen eines vollgelaufenen Kellers oder das Löschen einer brennenden Mülltonne" sagt Kessel.

Doch dann, kurz nach 19 Uhr, unterbricht die Realität die Simulation. Am Vluyner Nordring ist erneut ein Brand ausgebrochen. Kein Einsatz für den Nachwuchs, sondern für die erfahrenen Einsatzkräfte. "Wir haben die Jugend so lange in den Schulungsraum geschickt, alle waren sehr aufgeregt", berichtet Wehrleiter Lutz Reimann am Tag darauf. "Trotzdem haben wir den Berufstag nicht abgebrochen. Die Jugendlichen haben den Einsatz dann über den Funk miterlebt." Auch das war mit Sicherheit lehrreich. Am Morgen wurde dann noch ein Pkw-Unfall geprobt. "Alle Teilnehmer waren am Ende ganz schön müde", sagt Reimann.

"Für uns steht bei dem 24-Stunden-Einsatz der Lernerfolg an erster Stelle", sagt Dennie Kessel. Aber auch mit Fehlalarmen muss sich der Nachwuchs auseinandersetzen. Eben Berufsalltag bei einer Feuerwehr. "Die Übungen sind anstrengend, zeigen aber, dass sich Einsatzsituationen trainieren lassen", fügt Oberfeuerwehrmann Jonas Beck (21) hinzu. Handgriffe müssen sitzen und Abläufe am Einsatzort wie am Schnürchen klappen. Man muss sich aufeinander verlassen können. "Die Kameradschaft und das Miteinander müssen stimmen. Bei unserer Jugend ist es seit dem letzten Zeltlager gewachsen", sagt Silvia Wilk, die sich mit Dennie Kessel über das Engagement der Jugendlichen freut. Für Cederic und Tim ist längst klar: Mit dem 18. Lebensjahr wechseln sie ins Lager der Aktiven.

(sabi)
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