Neukirchen-Vluyn Bürger protestieren gegen Baumfällungen

Neukirchen-Vluyn · Viele alte Bäume sind in den vergangenen Wochen aus dem Stadtbild verschwunden, zum Bedauern vieler Bürger. Braucht die Stadt eine Baumschutzsatzung?

 Die Lineg fällte eine ganze Reihe von Pappeln am Friesenweg. Als Ersatz werden Erlen gepflanzt.

Die Lineg fällte eine ganze Reihe von Pappeln am Friesenweg. Als Ersatz werden Erlen gepflanzt.

Foto: Jürgen Stock

Manche Bürger in Neukirchen-Vluyn fragen sich derzeit: Täuscht der Eindruck oder verschwinden immer häufiger alte Bäume aus dem Stadtbild? Im vergangenen Jahr hatte das Fällen der Friedenseiche für Aufsehen gesorgt, nun ist mit der alten Polizeiwache auch die Magnolie an der Andreas-Bräm-Straße verschwunden, ebenso Bäume im Ortskern von Neukirchen, etwa die Flügelnuss, die durch die "Dorfmasche" vor einigen Jahren spektakulär eingestrickt worden war. Gleich 15 Bäume verschwanden an der Feuerwache Neukirchen. Und Klaus Wallenstein von der Fraktion NV Auf geht's hatte sich vor eingen Wochen über eine Reihe abgehauener Pappeln am Friesenweg erbost (die RP berichtete). In diesem Fall hatten Mitarbeiter der Lineg zur Säge gegriffen. Als Ersatz, kündigte die Genossenschaft an, werde man eine Reihe von Erlen pflanzen. In den sozialen Netzwerken machen Bürger ihrem Missfallen Luft. "Heute schon wieder Baumfällen in der Hochstraße", ärgerte sich Anwohner Hans Hanßen am 21. April und postete ein Foto der Fällarbeiten mit dem Vermerk: "Muss das sein...?" Und eine andere Nutzerin beklagt: "Es ist wirklich erschreckend, wie viele schöne alte Bäume in Neukirchen verschwinden sind seit dem vergangenen Jahr." Diese Klage ist nicht neu. CDU-Ratsherr Thomas Stralka hatte genau vor einem Jahr, am 8. Mai 2016, gepostet: "Aktuell hat man leider das Gefühl, dass das Jahr 2016 das Jahr des Baumfällens ist."

Gerade im Frühjahr, sagt Stadtsprecher Frank Grusen, laufen bei der Verwaltung Beschwerden über verschwundene Bäume ein. "Das liegt daran, dass mit dem März die Schonzeit für die Bäume beginnt; notwendige Fällungen finden also möglichst noch vor Ende Februar statt." Grusen weist darauf hin, dass manche Baumfällungen Privatsache seien und die Stadt nichts dafür könne. Zudem fälle die Stadt nicht aus Freude am Abholzen, sondern "aufgrund von Sicherheitsaspekten durch den Baubetriebshof und oder auch im Rahmen der Bauleitplanung." Was die Bäume im Dorf Neukirchen angehe, die wegen der laufenden Sanierungsarbeiten und der Neugestaltung auf der Hochstraße im Weg waren, so sollen später wieder neue Bäume gepflanzt werden. In den beiden vergangenen Jahren, zählt Grusen auf, seien 35 Ersatzpflanzungen im Stadtgebiet vorgenommen worden, für den kommenden Herbst sind weitere geplant. Auch für die Bäume am Feuerwehrgerätehaus Neukirchen sollen 15 neue gesetzt werden.

Laut Tom Wagener, dem Fraktionsvorsitzenden den Grünen, droht allerdings schon zwei weiteren alten Bäumen das Aus: "Wir sind informiert worden, dass zwei alte Silberahorne an der Diesterwegschule verschwinden sollen."

Die Grünen möchten in den nächsten Wochen erneut beantragen, dass der Rat über eine Baumschutzsatzung beraten soll, kündigt Wagener an. Bislang waren solche Vorstöße - etwa im vergangenen Jahr - ohne Ergebnis geblieben. "Die Verwaltung erklärte uns damals, es gebe keinen Bedarf für eine solche Satzung", berichtet Tom Wagener.

(s-g)
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