Neukirchen-Vluyn Das Abenteuer US-College hat für Sarah Stock begonnen

Neukirchen-Vluyn · Für die Neukirchen-Vluynerin beginnt in diesem Sommer ein neues Leben. Die 18-jährige Sport-Stipendiatin vom Julius-Stursberg-Gymnasium wird in den kommenden vier Jahren an der Fairfield-Universität in Connecticut studieren und Basketball spielen.

 Sarah Stock (M.) wurde gut aufgenommen in den USA. Hier ließ sie sich vor dem Training mit Lizzy Ball (l.) und Casey Smith (r.), zwei ihrer neuen Teamkolleginnen, fotografieren.

Sarah Stock (M.) wurde gut aufgenommen in den USA. Hier ließ sie sich vor dem Training mit Lizzy Ball (l.) und Casey Smith (r.), zwei ihrer neuen Teamkolleginnen, fotografieren.

Foto: Sarah Stock

Sarah Stock ist seit wenigen Wochen ein Freshman, so nennen die Amerikaner ihre Erstsemester. Für die 18-jährige Neukirchen-Vluynerin hat damit ein großes Abenteuer begonnen. In den kommenden vier Jahren wird Stock an der renommierten Fairfield-Universität in Connecticut, USA, leben, lernen und - Basketball spielen.

Die 1,76 Meter große Flügelspielerin hat eines der bei Sportlern begehrten Sportstipendien ergattert. Die Universität übernimmt vier Jahre lang die vollen Kosten für Verpflegung, Unterkunft und andere Gebühren. 50 000 Dollar müssen Studenten für ein Jahr an der Fairfield eigentlich bezahlen. Für die ehemalige U18-Nationalspielerin entfällt all das.

Es ist gar nicht so leicht, an so ein Sportstipendium zu kommen. Die Trainer an den Universitäten, die infrage kamen, musste sie aus der Ferne überzeugen. "Ich habe einige Trainingseinheiten und Spiele von mir filmen lassen und die Aufnahmen dann nach Amerika geschickt", sagt Stock. "Die Coaches können schließlich nicht einfach mal zu meinen Spielen kommen." Den sportlich Verantwortlichen an der Fairfield Universität gefiel, was sie auf den Mitschnitten sahen. Sie luden Stock und ihre Eltern an die Uni ein, die nur eine Stunde nördlich von New York City liegt. Das Stipendium hatte die 18-jährige damit aber noch nicht in der Tasche. "Je nach Universität braucht man gewisse Punktzahlen im Fremdsprachentest Toeffl und in einem Allgemeinwissenstest", erklärt Stock. Die 18-Jährige hat diese Hürde genommen. Seit wenigen Wochen lebt sie nun auf dem Campus der Universität. Stock lebt damit den Traum der meisten Basketballtalente in Deutschland: das Spiel im Land der Besten von den Besten zu lernen.

Auf dem Campus wartet auf sie ein ganz anderes Leben, als das, das sie aus Deutschland kennt: neue Gesichter, die fremde Kultur, das Essen. "Es ist gerade in den ersten Tagen nicht immer einfach, so weit weg von zu Hause zu sein und erstmals weg von der Familie", sagt Stock. Zu Beginn haperte es noch mit dem Sprach-Verständnis im Unterricht. "Inzwischen verstehe ich aber so gut wie alles", sagt Stock.

Für die ausländischen Studenten wird an der Fairfield viel getan, damit sie sich schnell in der so vertrauten, aber doch fremden amerikanischen Kultur zurechtfinden. Jeden Sommer, bevor das Semester beginnt, finden sich die ausländischen Studenten noch vor den amerikanischen auf dem Campus ein. Betreuer zeigen ihnen Räumlichkeiten und Umgebung. Für einen Tag reist die Gruppe nach New York, Erlebnisse wie diese schweißen zusammen.

Sich in der neuen Umgebung einzufinden, war für Stock vielleicht sogar ein wenig leichter als für viele andere ausländische Studenten - dank ihres Basketballteams. "Meine Mitspielerinnen haben mich super aufgenommen", sagt Stock. Besonders mit einer spanischen Freshman-Kollegin versteht sie sich gut. "Wir haben ganz ähnliche Normvorstellungen", sagt Stock, die sich ein Zimmer mit einer Studentin aus Massachusetts teilt. Weil ihr Zimmer im ersten Jahr sehr klein ist, verbringt sie dort aber kaum Zeit. "Ich bin eigentlich nur dort, um zu schlafen", sagt die 18-Jährige. Wenn sie Ruhe braucht, geht es in den Locker-Room, also die Umkleidekabine der Mannschaft direkt in der Halle. Dort stehen Fernseher und Couches für die Sportler. Viel Zeit, um dort zu entspannen, bleibt aber nicht.

Die Tage an der Universität sind straff durchorganisiert. Täglich stehen zwei "Classes", also Fächer, auf dem Programm. Mittags geht es zum Lunch in die Mensa, gleich danach in die "Study-Hall", vergleichbar mit dem Lesesaal einer Bibliothek. "Dort müssen Freshmen aller Sportarten acht Stunden wöchentlich verbringen, um für die Uni zu lernen, das schreibt die Studienordnung vor", sagt Stock. Nach dem Lernen kommt das Training. Meistens warten auf die jungen Athleten zwei bis drei Einheiten hintereinander. Anschließend geht es zum Abendessen, erst dann ist Freizeit angesagt.

Nicht selten finden junge Sporttalente den Weg in die USA wegen der guten Verzahnung von Sport und Bildung. "Mir gefällt das Konzept in den USA viel besser", sagt Stock. In Deutschland war es für sie jeden Tag ein Kraftakt, um Ausbildung und Leistungssport miteinander zu vereinbaren. Für den Weg zum Training brauchte sie mindesten eine Stunde. "Jetzt bin ich zu Fuß in zwei Minuten in der Halle", sagt sie. "Nirgendwo sind die Trainingsbedingungen für Nachwuchssportler so gut wie hier. Beim Individualtraining stehen zwei Coaches jeweils vier Spielerinnen zur Verfügung", sagt Stock. Die jungen Sportler werden an der Universität gefördert wie Profis, das erkennt jeder, der einen Blick auf die modularisierten Trainingspläne wirft. Skills, Strength, Conditioning, Individuals, Team-Training - die Ausbildung auf dem Feld ist perfekt auf die Athleten abgestimmt.

Die akademische Bildung wird daneben aber niemals vernachlässigt, vielmehr ist sie Grundlage, um überhaupt auf das Basketballparkett zu dürfen. "Wir brauchen gewisse Noten, um Spielen zu können", sagt Stock. Professoren und Trainer tauschen sich ständig über die Leistungen der Athleten aus. "Stimmt etwas nicht, kriegen wir sofort Hilfe", sagt Stock.

Auf dem Campus gibt es (selbstverständlich) aber auch ein Leben abseits des Lesesaals und des Basketballparketts. Hin und wieder feiern selbst die Sportler mal bei einer der berühmten College-Partys, aber nur dann, wenn es der Stundenplan erlaubt.

(RP)
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