Neukirchen-Vluyn "Die Caritas hat uns im Stich gelassen"

Neukirchen-Vluyn · Luise Zimmer (77) aus Luit wirft einer Sozialstation der Caritas Moers-Xanten vor, sie mit ihrem schwerstkranken Ehemann allein gelassen zu haben. Bei dem Verband weist man diese Darstellung zurück.

 Luise Zimmer pflegt ihren Mann Jakob. Der Caritas wirft sie vor, sie mit der Pflege allein gelassen zu haben.

Luise Zimmer pflegt ihren Mann Jakob. Der Caritas wirft sie vor, sie mit der Pflege allein gelassen zu haben.

Foto: Klaus Dieker

Wenn Luise Zimmer über die vergangene Woche spricht, dann gerät sie immer noch spürbar in Aufregung. Die 77-Jährige erklärt, tief enttäuscht zu sein durch das Verhalten ihres bisherigen Pflegedienstes, der zur Caritas Moers-Xanten gehört. Jakob Zimmer, ihr 81-jähriger Ehemann, ist schwer krank. Doch von einem Moment auf den anderen, so berichtet sie, habe die Sozialstation der Caritas die Pflegerinnen abgezogen. "Das wurde mir im ruppigen Ton am Telefon mitgeteilt", versichert Luise Zimmer. Als Grund sei angegeben worden, sie habe sich ja für einen anderen Pflegedienst entschieden.

"Ich stand plötzlich ohne jede Hilfe da", schildert Luise Zimmer ihre Lage. Einer ihrer Söhne habe zum Glück dafür gesorgt, dass rasch ein anderer Pflegedienst ins Haus gekommen sei. Trotzdem ist die alte Dame der Meinung: "So etwas geht doch nicht!" Daher hat sie sich nun an unsere Zeitung gewandt. Allerdings betont sie auch, dass sie bis jetzt mit den Caritas-Pflegerinnen äußerst zufrieden gewesen sei.

Thomas Kegler vom Caritasverband Moers-Xanten bestätigt: "Wir hatten am 12. September die Pflege von Herrn Zimmer übernommen." Aus einem Krankenhausaufenthalt sei der Patient allerdings mit der Verordnung für eine "spezialisierte ambulante Palliativversorgung" gekommen. Diese wird durch das "Palliativ-Netzwerk linker Niederrhein" organisiert, einem Verbund von Ärzten, Apotheken und Pflegediensten. Diesem Netzwerk hat sich die Caritas jedoch nicht angeschlossen, also musste die Pflege von Jakob Zimmer nun aus diesen formellen Gründen in andere Hände gelegt werden.

Henric Peeters, Geschäftsführer der Caritas Moers-Xanten, verhehlt nicht, dass sein Verband das Palliativ-Netzwerk skeptisch betrachtet, weil es aus seiner Sicht bei der Vergabe der Aufträge aus seiner Perspektive nicht transparent genug zugehe. "Da gibt es unserer Meinung nach Fehlentwicklungen", sagt Peeters. Über die Vorwürfe von Luise Zimmer, man habe sie auf grobe Art mit ihrem kranken Mann alleingelassen, habe er sich bei der Sozialstation vor Ort erkundigt. Dort weise man den Vorwurf zurück, sagt Peeters. "In so einem Fall bieten wir auch immer an, zumindest noch abends die Pflege zu übernehmen."

Das sei nicht wahr, widerspricht Luise Zimmer. Sie bleibt bei ihrer Darstellung: Die Caritas habe sie im Stich gelassen. "Es ist schon schwer genug mit der medizinischen Versorgung hier auf dem Land", klagt sie. Sie habe schon erlebt, dass ihr am Telefon gesagt wurde: "Rufen Sie halt die 110 an!" Mit der Betreuung durch das Palliativ-Netzwerk sei die medizinische Versorgung deutlich besser geworden. "Dafür zahle ich auch gerne dazu", sagt Luise Zimmer. Dr. Katrin Hesters aus Rheurdt, die in diesem Fall zuständig ist, hält das Netzwerk, für das sie als Koordinatorin tätig ist, ebenfalls für einen großen Fortschritt. "Jahrelang wurde dies mit den Kassen vorbereitet." Auf diese Weise sei eine bessere Versorgung der Schwerstkranken gewährleistet, meint Hesters.

(RP)
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