Neukirchen-Vluyn/Kreis Die Jäger müssen sich umgewöhnen

Neukirchen-Vluyn/Kreis · Seit Mai ist das neue NRW-Jagdgesetz in Kraft. Für die Jäger wird vieles komplizierter, Übergangsfristen gibt es kaum. Ein umstrittener Punkt ist beispielsweise die Fallenjagd - auch unter den Mitgliedern des Hegerings Lintfort-Neukirchen.

 Karl-Heinz Florenz ist seit vielen Jahrzehnten Jäger.

Karl-Heinz Florenz ist seit vielen Jahrzehnten Jäger.

Foto: Dieker

Wesel Es hat ihnen nichts genutzt: Auch eine Demonstration von rund 15 000 Jägern gegen das neue Jagdgesetz in NRW hat die Landesregierung nicht umgestimmt, das Vorhaben umzusetzen. Seit Mai ist das Gesetz nun in Kraft. Und die Grünröcke müssen sich in vieler Hinsicht umgewöhnen. "Es gibt fast keine Übergangsfristen", beklagt Alfred Nimphius, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft. Daher sollen verstärkt Infoveranstaltungen stattfinden, um die Jägerschaft auf den aktuellen Stand zu bringen.

Karl-Heinz Florenz, der Europaabgeordnete aus Neukirchen-Vluyn, ist Jäger und leitet auf Ebene des Europäischen Parlamentes auch eine Intergruppe zu diesem Thema. Die Linie, die in NRW beim Thema Jagd gefahren wird, sei schon vergleichsweise restriktiv, meint der CDU-Politiker. Dennoch müssten die Jäger lernen, mit der Zeit zu gehen. "Wir stehen unter einem gewissen Druck, die Gesellschaft verändert sich." Florenz setzt auf vernünftige Öffentlichkeitsarbeit. "Auf diese Weise können wir viele Missverständnisse aus dem Raum schaffen, die über die Jagd kursieren." Etwa die Behauptung, Jäger würden mit Vorliebe streunende Haustiere abschießen. "Ich habe seit rund 40 Jahren den Jagdschein und noch niemals eine Katze geschossen", versichert er.

Was liegt den Jägern an den neuen Regeln besonders schwer im Magen? "Die neuen Vorschriften zur Fallenjagd", meint Alfred Nimphius. So müssten die Fallen mit elektronischen Vorrichtungen versehen werden, die dem Jäger auch auf große Entfernung melden, wenn ein Tier in die Falle geraten ist. Und dann müsse er sofort losziehen, und das Tier aus der Falle holen. "Außer vielleicht, es ist nachts um zwei Uhr. Aber tagsüber gilt, dass Sie als Jäger ,ohne schuldhafte Verzögerung', wie es heißt, handeln." Was als Arbeitnehmer ja nicht so einfach ist. "Eigentlich können sich das nur noch Pensionäre leisten."

Doch warum werden überhaupt Fallen aufgestellt? "Zum Beispiel im Augenblick wegen der Jungfüchse." Diese müssten kurz gehalten werden, weil kleinere Tiere, beispielsweise Vögel, dezimierten, falls man den Bestand nicht kontrolliere, erläutert Nimphius.

Herbert Bongert aus Rayen ist Mitglied der Neukirchen-Vluyner Grünen, aber zugleich auch Jäger und Angler. Er ist Mitglied im Hegering Lintfort-Neukirchen, "obwohl ich da nicht sehr aktiv bin. Aber ich halte Kontakt zum Vorsitzenden Marcell Schüren, mit dem ich gut auskomme."

Als Grünen-Mitglied sieht Bongert manche Punkte anders als seine Jagdkollegen, doch auch mit Mitgliedern seiner Partei stimmt er nicht immer überein. Er kann beispielsweise manche Kritik an dem neuen Gesetz verstehen. "Es hat handwerkliche Mängel, und die Oberverwaltungsgerichte werden da noch nachbessern müssen." Es stecke in manchen Regelungen auch ein gutes Stück Populismus. Aber Bongert stellt auch manche Tradition in Jagdkreisen in Frage. Zum Beispiel zum Thema Fallenjagd. "Dass Bestände kontrolliert werden müssen, ist richtig, bei Füchsen, aber auch bei so genannten Kulturfolgern wie Krähen oder Tauben. Aber es gibt sicher Alternativen zu der Jagd mit Fallen."

Jäger demonstrieren in Düsseldorf
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Foto: dpa, jhe

Leider sei das Image der deutschen Jägerschaft nachhaltig von den Heimatfilmen der 50er und 60er Jahre geprägt worden, und manche Jagdkollegen hätten wohl immer noch das Gefühl, diesem Bild gerecht werden zu müssen. Von einem militantem Tierschutz hält Herbert Bongert allerdings ebenso wenig: "Man muss die Kirche im Dorf lassen: Tier ist Tier und Mensch ist Mensch."

Das neue Landesjagdgesetz kann auf der Internet-Seite des Hegerings Lintfort-Neukirchen heruntergeladen werden:

http://www.ljv-nrw.de/inhalt/hegering-lintfort-neukirchen/3_315.html

(RP)
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