Xanten Die Jäger müssen sich umgewöhnen

Xanten · Seit Mai ist das neue NRW-Jagdgesetz in Kraft. Für die Jäger wird vieles komplizierter, Übergangsfristen gibt es kaum. Der Hegering Xanten wird seine Mitglieder schriftlich informieren. Ein umstrittener Punkt ist beispielsweise die Fallenjagd.

Es hat ihnen nichts genutzt: Auch eine Demonstration von rund 15 000 Jägern gegen das neue Jagdgesetz in NRW hat die Landesregierung nicht umgestimmt, das Vorhaben umzusetzen. Seit Mai ist das Gesetz nun in Kraft. Und die Grünröcke müssen sich in vieler Hinsicht umgewöhnen. "Es gibt fast keine Übergangsfristen", beklagt Alfred Nimphius, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft. Daher sollen verstärkt Infoveranstaltungen stattfinden, um die Jägerschaft auf den aktuellen Stand zu bringen.

Karl-Heinz Florenz, der Europaabgeordnete aus Neukirchen-Vluyn, ist Jäger und leitet auf Ebene des Europäischen Parlamentes auch eine Gruppe zu diesem Thema. Die Linie, die in NRW beim Thema Jagd gefahren wird, sei schon vergleichsweise restriktiv, meint der CDU-Politiker. Dennoch müssten die Jäger lernen, mit der Zeit zu gehen. "Wir stehen unter einem gewissen Druck, die Gesellschaft verändert sich." Florenz setzt auf vernünftige Öffentlichkeitsarbeit. "Auf diese Weise können wir viele Missverständnisse aus dem Raum schaffen, die über die Jagd kursieren." Etwa die Behauptung, Jäger würden mit Vorliebe streunende Haustiere abschießen. "Ich habe seit rund 40 Jahren den Jagdschein und noch niemals eine Katze geschossen", versichert er.

Was liegt den Jägern an den neuen Regeln besonders schwer im Magen? "Die neuen Vorschriften zur Fallenjagd", sagt Alfred Nimphius. So müssten die Fallen mit elektronischen Vorrichtungen versehen werden, die dem Jäger auch auf große Entfernung melden, wenn ein Tier in die Falle geraten ist. Dann müsse er sofort losziehen und das Tier aus der Falle holen. "Außer vielleicht, es ist nachts um zwei Uhr. Aber tagsüber gilt, dass Sie als Jäger ,ohne schuldhafte Verzögerung', wie es heißt, handeln." Was als Arbeitnehmer ja nicht so einfach ist. "Eigentlich können sich das nur noch Pensionäre leisten."

Doch warum werden überhaupt Fallen aufgestellt? "Zum Beispiel im Augenblick wegen der Jungfüchse." Diese müssten kurz gehalten werden, weil sie kleinere Tiere, beispielsweise Vögel, dezimierten, falls man den Bestand nicht kontrolliere, erläutert Nimphius.

Die Xantener Jäger werden in den nächsten Wochen ausführlich schriftlich per E-Mail oder Post informiert werden. Hegeringleiter Hans-Dieter Barenhorst hat an einer Informationsveranstaltung in Düsseldorf teilgenommen und wird die Unterlagen weiterleiten, sobald sie bei ihm ankommen. "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht", gelte auch bei diesem Gesetz, betont der Rechtsanwalt. Er persönlich ist der Meinung, dass man über die einzelnen Regelungen durchaus diskutieren könne. Kein Verständnis hat er aber für die grundsätzlich "jagdfeindliche Einstellung der Landesregierung". Alle stehe unter der Devise "Jagd ist schlecht". Dabei reiche doch ein Spaziergang durch Xanten, um zu sehen, welche Probleme Überpopulationen bestimmter Arten auslösen können.

Herbert Bongert aus Rayen ist Mitglied der Neukirchen-Vluyner Grünen, aber zugleich auch Jäger und Angler. Als Grünen-Mitglied sieht er manche Punkte anders als seine Jagdkollegen, doch auch mit Mitgliedern seiner Partei stimmt er nicht immer überein. Er kann beispielsweise manche Kritik an dem neuen Gesetz verstehen. "Es hat handwerkliche Mängel, und die Oberverwaltungsgerichte werden da noch nachbessern müssen." Es stecke in manchen Regelungen auch ein gutes Stück Populismus. Von einem militantem Tierschutz hält Herbert Bongert wenig: "Man muss die Kirche im Dorf lassen: Tier ist Tier, und Mensch ist Mensch."

Das neue Landesjagdgesetz kann auf der Internet-Seite des Hegerings Lintfort-Neukirchen heruntergeladen werden:

www.ljv-nrw.de/inhalt/hegering-lintfort-neukirchen/3_315.html

(RP)
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