Neukirchen-Vluyn Dorfmasche strickt fürs Moers Festival

Neukirchen-Vluyn · Erstmals gehört ein Projekt aus Neukirchen-Vluyn zum Programm. Mitglieder der Dorfmasche werden im Schlosspark zum "Fingerstricken" einladen. Schauplatz der Aktion ist ein Bauwagen, der 2013 zum "Gästezimmer" umgebaut wurde.

 Das "Gästezimmer" im Bauwagen wird im Schlosspark stehen.

Das "Gästezimmer" im Bauwagen wird im Schlosspark stehen.

Foto: kdi (archiv)

Zum Stricken braucht man zwei Stricknadeln? Falsch! Die Damen der Dorfmasche haben schon vielen Schulkindern gezeigt, dass dazu die bloßen Finger ausreichen. Wie's geht, wollen die strickfreudigen Frauen aus Neukirchen am Wochenende auch den Besuchern des Moers Festivals beibringen: Sie werden zu den Gruppen, Vereinen und Künstlern gehören, die im Schlosspark mit ihren Ständen und Aktionen eine "Verbindung" zwischen der Festivalhalle und der Innenstadt schaffen.

Auf die Dorfmasche ist der zum Festivalteam gehörende Moerser Künstler über Ulrike Reichelt gekommen. Die "Kulturfrau" im Neukirchen-Vluyner Rathaus kennt er aus früheren Aktionen in der Nachbarstadt. Die "Dorfmasche wird zu den Parkplayern gehören", erzählt er. "Sie wird am Schlosspark-Eingang in Höhe des Restaurants Leonardo stehen. Dahinter werden Skulpturen aus dem Moerser Seewerk zu sehen sein." Für den Festival-Auftritt der Dorfmasche wird das "Gästezimmer" reaktiviert, das im Jahr 2013 im Rahmen der Aktion "4 Zimmer, Küche, Bad" in Neukirchen-Vluyn entstanden ist: Das Innere eines Bauwagens wurde damals in ein romantisches Schlafzimmer verwandelt, wie eine XXL-Puppenstube sieht es aus. In den vergangenen Jahren stand das "Gästezimmer" bei Martha Schlothmann, die ihn als "Ferienwohnung" vermietet. Die Übernachtungen seien durchaus gefragt.

 Bei der Dorfmasche wird das Stricken zum Synonym für Farbe, Fröhlichkeit und Freundschaft. Das zeigen Mitglieder des Handarbeitskreises am Pfingstwochenende in Moers.

Bei der Dorfmasche wird das Stricken zum Synonym für Farbe, Fröhlichkeit und Freundschaft. Das zeigen Mitglieder des Handarbeitskreises am Pfingstwochenende in Moers.

Foto: reichelt

Martha Schlothmann gehört zum festen Stamm der Dorfmasche. Gut 22 Frauen und einige Männer treffen sich jeden Donnerstag zum Stricken und Klönen im "Projektzimmer" an der Hochstraße. Die jüngsten sind 50, der Altersschnitt beträgt Mitte 70. Mit ihren Aktionen hat die Dorfmasche in den vergangenen Jahren immer wieder von sich reden gemacht. Sie hat schon ganze Hausfassaden "eingestrickt" und einige Preise gewonnen. Das Stricken selbst ist dabei nur eine Seite des Projekts. Noch wichtiger ist eigentlich das Pflegen von Kontakten, Nachbarschaft, Geselligkeit, Engagement für den Heimatort. "Ein Stuhl bleibt bei uns immer frei", sagt Martha Schlothmann. Und ein Tässchen Kaffee sei für unverhoffte Besucher auf jeden Fall auch da.

Zusammen mit den Moerser Festival-Besuchern werden die Dorfmaschen-Frauen bunte Schnüre am laufenden Band stricken. "Daraus formen wir auf der Wiese nebenan den Grundriss eines Wohnzimmers, sagt Martha Schlothmann. Das passe zum Projekt "4 Zimmer, Küche, Bad" und stehe auch für die Gastfreundlichkeit der Dorfmasche.

Wie Rüdiger Eichholtz ankündigt, wird das "Gästezimmer" im Schlosspark nicht nur Hingucker und Dorfmaschen-Domizil sein. Auch ein Solo-Konzert werde dort stattfinden.

Ulrike Reichelt hofft, dass sich aus der Zusammenarbeit weitere kulturelle Projekte ergeben. Eines ist schon angebahnt: Beim Erntedankfest in Neukirchen am 16. September werden einige Schmiede ihr Handwerk präsentieren. "Wir nehmen die Schmiede-Geräusche auf", erzählt Eichholtz. Sie werden später bei einer ortsgeschichtlichen Führung durch Neukrichen-Vluyn eine Rolle spielen. "Im Ortskern hat es früher sechs oder sieben Schmieden gegeben", sagt Reichelt. Dort, wo die Schmieden früher waren, werden Musiker unter Verwendung der Schmiede-Geräusche konzertieren. Der Moerser Improviser in Residence, John Dennis Renken, habe bereits zugesagt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort