Neukirchen-Vluyn Ein Selbstversuch: Entschleunigung mit Golf

Neukirchen-Vluyn · Teuer, langweilig und elitär! So dachte unsere Mitarbeiterin Anna-Lina Heimrath bisher über Golf. Im Golfclub Op de Niep griff sie dann erstmals zum Schläger - und musste einige Vorurteile begraben.

 Anna-Lina Heimrath beim Putten. Hans-Jürgen Rahn, Schatzmeister des Vereins, gibt ihr noch ein paar Tipps.

Anna-Lina Heimrath beim Putten. Hans-Jürgen Rahn, Schatzmeister des Vereins, gibt ihr noch ein paar Tipps.

Foto: KLaus Dieker

Wenn man an einen entspannten Sonntagvormittag denkt, dann fällt mit Sicherheit jedem etwas Anderes ein. Für mich sind es Dinge, wie mit dem Hund spazieren gehen, ausschlafen, ein gutes Buch lesen oder auf dem Trödelmarkt ein paar Schätze finden. Doch bestimmt nicht morgens um 10 Uhr auf dem Golfplatz zu stehen und auf dem "Chipping Green" meine Schläge zu üben.

Ohnehin war Golf für mich immer ein Sport, der nicht für ein knappes Studentenbudget geeignet ist. Doch der Golfclub Op de Niep hat zu einem kostenlosen Schnuppertag eingeladen und kostenlos passt meistens gut in ein Studentenbudget. Kaum bin ich auf dem idyllischen Golfareal angekommen, immerhin sind es stolze 120 Hektar, kommt auch schon Ivan Kovacevik auf mich zu. Er wird für heute mein Golftrainer sein und mir die Welt des Golfens erklären. Zuerst soll ich auf dem sogenannten Putting-Green üben und ein Gefühl fürs Golfen bekommen. Kaum angekommen, schwärmt Kovacevik von dem besonderen Rasen, der durch den Sand besonders gut zum Trainieren ist und das Unkraut nicht durchlässt. Ich sehe nur Rasen, bin aber bereit, mich von der besonderen Rasenqualität überzeugen zu lassen.

Nachdem Ivan Kovacevik mir die Grundhaltung erklärt hat, bin ich an der Reihe. Beine parallel zueinander, aus den Schultern und bloß nicht aus den Armen schwingen - und abschlagen. Wirklich gekonnt sieht das noch nicht aus, aber immerhin habe ich den Golfball und nicht den besonderen Rasen getroffen. "Das ist für viele beim ersten Training eine Herausforderung. Oft trifft man den Ball am Anfang noch nicht", ermutigt mich Kovacevik. Vom Ehrgeiz gepackt, will ich es nun wissen. Nach einigen weiteren Versuchen, geht es dann zum "Chipping-Green", einer weiteren Übungsfläche, bei der der Golfball kurz in die Luft fliegen sollte und dann leicht abrollt. Auch das gelingt mir nur so einigermaßen, aber Kovacevik ermutigt mich weiterhin.

Während ich meine Schläge übe und immer wieder meine Haltung korrigiere, fällt mein Blick auf die anderen Golfspieler. Das Vorurteil d eines Elite-Sports bestätigt sich hier nicht unbedingt. "Die meisten hier haben alle normale Berufe und sind keine spießigen Langweiler", erzählt Kovacevik. Im Gegensatz zu anderen Golfclubs könne hier jeder eintreten, nicht nur auf Empfehlung anderer, die bereits Mitglieder sind. Auch als "preisfreundlich" versteht sich der Golfclub Op de Niep - immerhin gibt es sogar einen Studenten- und Auszubildendenrabatt. Das überrascht selbst mich.

Auch am "Familien- und Schnuppertag" kommt uns auf den 120 Hektar kaum jemand in die Quere, und es ist bewundernswert entspannend. "Besonders schön ist es, wenn man morgens wie ich vor der Arbeit hier ist. Dann stehen noch die Rehe auf der Wiese und man kann richtig abschalten", schwärmt Kovacevik, der jeden Morgen vor der Arbeit eine Runde golfen geht. Abschalten beim Golfen - so langsam kann ich das nachvollziehen.

Auch wenn Golfen für mich bisher als eine sehr ruhige, wenn nicht sogar langweilige Sportart rüberkam, musste ich nach dem Training doch mein Bild ändern. Denn mit etwas Geduld konnte selbst ich auf der riesigen Anlage einen guten Sonntagsvormittags-Ausgleich finden.

(RP)
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