Neukirchen-Vluyn Ex-Bergleute werden auf PCB getestet

Neukirchen-Vluyn · Auch in der Zeche Niederberg wurden Hydrauliköle mit dem krebserregenden Stoff eingesetzt - bis es in den 80er Jahren Proteste gab. Nun hat die RAG eine Studie in die Wege geleitet.

Manche ehemaligen Bergleute in der Region haben jüngst Post von der Bundesknappschaft bekommen. Darin werden sie gebeten, eine Probe ihres Blutes für eine Studie zur Verfügung zu stellen. Diese soll klären, inwieweit Bergleute höher mit dem Stoff PCB belastet sind als der Durchschnittsbürger. Aber einen Anlass zur Besorgnis wegen auftretender Erkrankungen gebe es nicht, so die RAG.

PCB ist die Abkürzung für "polychlorierte Biphenyle". Dieser Stoff fand sich bis in die 1980er Jahre hinein in Hydraulikölen, die unter Tage eingesetzt wurden - auch in der Zeche Niederberg in Neukirchen-Vluyn. Dann fand man heraus, dass PCB Krebs erzeugen kann. "Die Belegschaft auf Niederberg war eine der ersten, die sich gegen den Einsatz dieses Stoffes gewehrt hat. Das war im Jahr 1984", berichtet Lisa Wannenmacher, Ratsmitglied von NV AUF geht's. Diese Fraktion hat sich bereits in der Vergangenheit mit dem PCB-Erbe in der Geschichte des Bergbaus im Ruhrgebiet beschäftigt. Klaus Wallenstein, der Fraktionsvorsitzende von NV AUF geht's, war selber als Grubenelektriker auf Niederberg tätig.

Die Studie funktioniere so, dass die Bergleute nach dem Zufallsprinzip ausgewählt würden, erläutert Christoph Beike, der Pressesprecher der RAG Aktiengesellschaft. "Natürlich ist die Teilnahme freiwillig, und für die Probanden entstehen keine Kosten", versichert er. Die ausgewählten Teilnehmer seien bereits angeschrieben worden. "Dabei wurde die Altersstruktur beachtet und die Höhe der jeweiligen Belastung", berichtet Beike. Konkret heißt dies, dass Bergleute mit den Geburtsjahrgängen von 1947 bis 1968, die als Elektro- oder Maschinenhauer gearbeitet haben, ausgewählt wurden. Denn bei diesen ist die Wahrscheinlichkeit einer Kontaminierung höher. Die Untersuchung übernimmt das Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Uniklinik Aachen.

Bislang hatten die Mitglieder von NV AUF geht's vor allem auf den PCB-Gehalt im Grubenwasser hingewiesen und ihre Befürchtung ausgedrückt, beim Abstellen der Pumpen könne der kritische Stoff ins Grund- und Trinkwasser geraten. "Derzeit klagt deswegen der Umweltverband BUND gegen die RAG", sagt Lisa Wannenmacher. Sie ist der Meinung, dass die Ruhrkohle AG bei diesem Thema seinerzeit einiges versäumt habe. "Die RAG kann sich nicht reinwaschen", meint die Ratsfrau. Aber dass nun die Studie in die Wege geleitet wird, hält sie für den richtigen Schritt.

Christof Beike betont, dass die RAG das PCB damals nicht aus Fahrlässigkeit verwendet habe. "Es war gesetzlich vorgeschrieben", betont er. Denn mit dem Einsatz dieses Stoffes konnten Brandrisiken gemindert werden, die unter anderem bei einem schweren Grubenunglück in Belgien im Jahr 1956 zu Toten geführt hatte.

Lisa Wannenmacher weist daraufhin, dass mögliche PCB-Schäden - der Stoff reichere sich unter anderem in der Leber an - bislang nicht als Berufskrankheit anerkannt seien. Da ist in ihren Augen noch einiges für das Wohl der einstigen Kumpel zu tun.

(s-g)
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