Neukirchen-Vluyn Flüchtlingsunterkünfte stehen noch leer

Neukirchen-Vluyn · Im Januar wurden vier neue Asylunterkünfte am Hugengraben fertiggestellt. Doch bislang stehen sie leer, weil die Betroffenen das CJD-Gelände nicht verlassen möchten. Doch das soll sich ändern.

 Gute Stimmung bei Stadt, Politik und Architektinnen bei der Vorstellung der fertigen Gebäude im Januar.

Gute Stimmung bei Stadt, Politik und Architektinnen bei der Vorstellung der fertigen Gebäude im Januar.

Foto: Dieker

Es war Ende Januar, als die Verwaltung zu einem Termin am Hugengraben einlud: Vier neue Gebäude waren soeben fertiggestellt worden, Unterkünfte für rund 110 Asylbewerber. Auf diese Weise hatte sich Neukirchen-Vluyn für die Herausforderungen der Flüchtlingskrise gerüstet. Schon in der kommenden Woche, hieß es damals, könnten die ersten Bewohner einziehen. Nun ist es fast Herbst, doch die vier Häuser stehen noch immer leer.

"Wir haben mehrfach bei der Stadt nachgefragt, wann die Menschen denn einziehen", sagt SPD-Fraktionsvize Günter Zeller. "Dann hieß es oft: Da muss noch etwas austrocknen oder so ähnlich." Die Beigeordnete Margit Ciesielski berichtete jüngst im Sozialausschuss, dass ein wesentlicher Grund für den Leerstand die zögernde Haltung der künftigen Bewohner ist. Viele von ihnen leben auf dem Gelände des Christlichen Jugenddorfes (CJD) an der Wiesfurthstraße. Und dort fühlen sie sich wohl, erklärt Stadtsprecher Frank Grusen. "Es haben sich dort im Laufe der Zeit Kontakte und Nachbarschaftsgruppen gebildet." Außerdem seien die Kita und die Grundschule in der unmittelbaren Nähe. Der Umzug an den Hugengraben, sozusagen auf die andere Seite von Neukirchen, weckt da wenig Begeisterung.

Dennoch sollen die seit Monaten leer stehenden, neuen Gebäude nun bald Bewohner bekommen, und zwar kurzfristig, so die Verwaltung. "Wir werden dorthin vor allem jene Personen verlegen, die nicht auf Kita und Schule angewiesen sind", erläutert Frank Grusen.

Die Stadt hat keine Wahl, denn das CJD will das Grundstück an der Wiesfurthstraße vermarkten, was vermutlich Ende 2018 passieren wird. Die Verwaltung rechnet vor, dass in diesem Fall mindestens 140 Wohnplätze für Flüchtlinge fehlen würden. Außerdem rechnet die Stadt in den nächsten Monaten mit der Ankunft neuer Asylbewerber, voraussichtlich 50 Personen. Es wäre die erste Zuweisung seit Dezember vergangenen Jahres.

Der Bau der vier Häuser in Schlichtbauweise fand auch deshalb die Unterstützung der Politik, weil sie von der Substanz langfristig auch für Sozialwohnungen geeignet sein sollen.

115 Asylbewerber, die noch in den Unterkünften der Stadt Neukirchen-Vluyn leben, haben mittlerweile eine Aufenthaltsgestattung erreicht, das heißt, sie können in Deutschland bis zum Abschluss des Asylverfahrens bleiben. Es ist für sie jedoch schwierig, eine Wohnung auf dem freien Markt zu erhalten. Ab Oktober kommt hinzu, dass sie eine Gebühr für ihren Platz in einer der öffentlichen Unterkünfte bezahlen müssen, also eine Art Miete, die pro Person bei rund 206 Euro im Monat beträgt, eine Pauschale für Strom nicht mitgerechnet. Für diese Summen wird voraussichtlich das Job-Center oder das Sozialamt aufkommen müssen.

Zurzeit leben in Neukirchen-Vluyn 359 Flüchtlinge. 240 sind Männer, 117 Frauen, es gibt 43 Familien bzw. Paare und 175 Einzelpersonen. Rund 110 der Betroffenen sind minderjährig. Das Durchschnittsalter der Flüchtlinge vor Ort liegt bei 25 Jahren.

(s-g)
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