Neukirchen-Vluyn Freiwillige sammeln den Dreck der anderen

Neukirchen-Vluyn · Mehr als 1000 Kinder und Erwachsene haben sich am Aktionstag in Moers und Neukirchen-Vluyn beteiligt.

/ Moers Harald Lenßen empfindet es als Respektlosigkeit, wenn einige Menschen Abfall achtlos in die Landschaft werfen. "Das kann die Stadt schon wegräumen", bekommt der Neukirchen-Vluyner Bürgermeister nicht selten zu hören, wenn er solche Zeitgenossen anspricht. Er antworte dann: "Eine Stadt kann nicht alles wegräumen. Dazu fehlen ihr die Ressourcen."

Weil die Ressourcen wie das Personal knapp sind, laden die Städte Moers und Neukirchen-Vluyn sowie Enni einmal im Jahr zu einem Abfallsammeltag ein. Am Samstag fand er unter dem Motto "Gemeinsam für eine saubere Stadt" zum zehnten Mal statt. Mehr als 1000 umweltbewusste Freiwillige machten in den beiden Städten mit. Dabei handelte es sich zum einen Kindergarten- und Schulkinder. "Sie sammeln rund um ihre Kindergärten und Schulen", erzählte Claudia Jaeckel, die als Abfallexpertin bei Enni die Sammelgebiete in Moers einteilt. "Meistens sind die Kinder in der Woche vor oder in der Woche nach dem Abfallsammeltag unterwegs. Gemeinsam zu sammeln, schärft ihr Bewusstsein für die Umwelt. Vielleicht werfen sie zukünftig ihr Kaugummipapier nicht mehr in die Büsche."

Außerdem sammelten Vereine, Familien, sowie Nachbarschaften. "Es gibt Familien, bei den die Eltern mit ihren Kindern direkt vor ihrer eigenen Haustüre unterwegs sind", sagte Marion May-Hacker, die als Umweltschutzbeauftragte den Tag vonseiten der Stadt Neukirchen-Vluyn organisierte. "Damit zeigen sie Verantwortung für ihr Wohnumfeld." Das ist auch der Grund, warum die Wohnungsgesellschaft Vivawest am Abfallsammeltag Anwohner der denkmalgeschützten Repelener Siedlung einlud, dort Müll zu picken und den gemeinsamen Vormittag mit einem Imbiss abzuschließen. Es gibt Stellen, an denen Menschen besonders gerne ihre Zigarettenschachtel, ihr Papiertaschentuch oder ihre Gummibärchentüte auf Grünflächen oder in Büschen "entsorgen". "Es sind Bereiche, wo die soziale Kontrolle schwach ist", berichtete Enni-Vorstand Lutz Hormes. "Besonders viel Müll ist in rückwärtigen Bereichen zu finden, zum Beispiel an Bushaltestellen, obwohl dort Abfallbehälter stehen. Wo das erste Stück liegt, liegt schnell das nächste. Gelegenheit macht Diebe und Umweltverschmutzer."

Hormes war am Samstag nach Neukirchen zur Kreuzung von Niederrheinallee und Andreas-Bräm-Straße gekommen, wo er zusammen mit Harald Lenßen und dem Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer den Dreck anderer aufsammelte. "Alles ist zu finden", sagte Fleischhauer. "Vom Bonbonpapier bis zur Säge gibt es fast nichts, was nicht in der Landschaft liegt. Diesmal war sogar ein Kontoauszug dabei. Leider war er schon verwaschen."

Der Abfallsammeltag war von 2007 bis 2012 eine gemeinsame Aktion der Wir-4-Städte Moers und Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und Rheinberg. 2013 stiegen Kamp-Lintfort und Rheinberg aus. Dort picken aber in den Tagen um den Abfallsammeltag immer noch Kindergärten, Schulen und Vereine in privater Initiative Müll, der kostenlos abgeholt wird.

(got)
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