Neukirchen-Vluyn Fußball kann Fremde zusammenführen

Neukirchen-Vluyn · Sport für Männer, Teestube für Frauen, Spiel- und Lernangebote für Kinder - die Betreuungsangebote kommen bei Asylsuchenden in Neukirchen-Vluyn an. Sie sollen dafür sorgen, dass die Menschen im deutschen Alltag Halt finden.

 In der Sporthalle der Haarbeckschule finden die regelmäßigen Fußballstunden statt.

In der Sporthalle der Haarbeckschule finden die regelmäßigen Fußballstunden statt.

Foto: Klaus Dieker

An Dienstagen stehen anderthalb Stunden Sport mit Fußball oder Basketball in der Turnhalle der Haarbeckschule in Neukirchen-Vluyn auf dem Programm. Als absoluter Favorit gilt bei Asylsuchenden das Fußballspiel. Nicht nur jedes Tor, das die Mannschaften erzielen, sind der Grund dafür. "Manchmal haben wir bis zu zehn Nationalitäten auf dem Spielfeld und in jedem Fall stabile Mannschaftsstärken", beobachtet Ralf Eccarius. Zusammen mit Klaus Plonka, Norbert Hüren und Siegfried Reimers sorgt er dafür, dass der Ball in der Halle rollt.

Bis zu 20 Flüchtlinge nutzen das sportliche Angebot, das Abwechslung bringt und für Austausch sorgt. "Die verstehen sich gut und gehen sportlich fair miteinander um", meint Eccarius, der sich meist in englischer Sprache austauscht oder, wenn es um die arabische Sprache geht, einfach mit Händen und Füßen. "Sport verbindet eben und international gespielter Fußball sowieso. Bei manchen merkt man, dass sie in der Heimat im Verein gespielt haben", sagt Ralf Eccarius.

Die vier Organisatoren wollen mithelfen, dass Flüchtlinge sich gut zurechtfinden. Als der ehemalige Schulleiter Siegfried Reimers dafür die Werbetrommel rührte, ging es darum "nicht zu reden, sondern etwas vor Ort zu tun. Oftmals sind es die vielen kleinen Dinge, die wichtig sind", sagt Eccarius. Reimers sprach Kollegen wie den ehemaligen Hauptschulleiter Klaus Plonka an, Norbert Hüren kam dazu. Über den Bekanntenkreis wurde zunächst Sportbekleidung gesammelt. Das "Beschäftigungsangebot gegen Langeweile", das über das Diakonische Werk und mit Anneke van der Veen über den Treff 55 angeboten wird, kommt an.

Eine Art Stundenplan mit verschiedenen Angeboten von 10 bis 18 Uhr, montags bis freitags, bietet Kindern und Erwachsenen Sprachkurse, Deutsch-Nachhilfe für Jugendliche, macht Kindern Spiel- und Lernangebote, sorgt für Austausch in der Teestube. Neu ist jetzt ein Handarbeitsangebot, gemeinsam mit dem türkischen Kulturverein an der Holtmannstraße. "Wir planen Pflanzprojekte und eine Musikgruppe. Es wird eine Reparaturwerkstatt für Fahrräder geben wie auch einen Deutschkurs nur für Frauen", sagt Anneke van der Veen, Leiterin des Treffs 55, deren Arbeitstag mit gleich mehreren intensiven Themen belegt ist. Aktuell leben rund 160 Flüchtlinge in der Stadt. "Den Stand müssen wir täglich abfragen", sagt sie. "Zwölf Asylsuchende wurden gerade zurückgeschickt. 14 sind neu angekommen. Meist junge Erwachsene. Probleme bereitet die sofortige Schulpflicht für die Kinder." Engagiert sind auch Ehrenamtliche, die für Familien Patenschaften übernommen haben. Mancher Flüchtling bleibt bis zu sechs Jahre. Das Asylverfahren für Syrier ist schneller. Van der Veen: "Die Bereitschaft zu helfen ist groß."

(sabi)
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