Neukirchen-Vluyn Gemeinde verkauft Rayener Johanniskirche

Neukirchen-Vluyn · Nach dem Verkauf der Friedenskirche muss sich die evangelische Gemeinde Neukirchen von einem weiteren Gotteshaus trennen. Die Rayener Kirche soll möglichst einer "teilöffentlichen" neuen Nutzung zugeführt werden.

 Die Rayener Johanniskirche stammt aus dem Jahr 1891. Sie steht unter Denkmalschutz.

Die Rayener Johanniskirche stammt aus dem Jahr 1891. Sie steht unter Denkmalschutz.

Foto: Gemeinde / Montage: pogo

Nach dem Verkauf der Friedenskirche am Bendschenweg macht die evangelische Gemeinde Neukirchen ein weiteres Kirchengebäude zu Geld: Die im Jahr 1891 erbaute und unter Denkmalschutz stehende Johanniskirche samt dem benachbartem Gemeindehaus "Arche", das 1983 entstand. Das Presbyterium hat sich aus wirtschaftlichen Gründen zu dem Schritt entschlossen. Die idyllisch auf dem Rayener Berg gelegene Kirche war in den vergangenen Jahren nur noch selten, etwa für Weihnachtsgottesdienste oder Hochzeiten, genutzt worden. Dem gegenüber standen vergleichsweise hohe Unterhaltskosten. "Wir werden uns zukünftig auf die Dorfkirche in Neukirchen, deren Sanierung und Renovierung in 2016 abgeschlossen wurde, als einen zentralen Standort für unsere evangelische Kirchengemeinde konzentrieren", sagt Pfarrer Frank Hartmann.

Mit dem Verkauf hat die Gemeinde den Neukirchen-Vluyner Immobilienmakler Michael Victor beauftragt. Er bietet das Ensemble, zu dem Johanniskirche, Gemeindehaus Arche, ein Parkplatz sowie 9000 Quadratmeter Grundstück (vorwiegend Wald) im Internet für 320.000 Euro an. Was nach einem Schnäppchenpreis klingt, sei keiner, betont Victor. Wer die Gebäude künftig vernünftig nutzen wolle, müsse viel Geld investieren. Das Gemeindehaus habe ein "offenes" Satteldach, "da heizen Sie sich tot". Und die Kirche selbst habe in der Vergangenheit Bergbauschäden erlitten. Sie steht unter Denkmalschutz. Ein Abriss, wie bei der Friedenskirche, kommt also nicht infrage. "Innen ist einiges möglich, aber das Äußere muss erhalten bleiben", sagt Victor.

Gemeinde und Makler möchten die ehemalige Kirche möglichst einer "teilöffentlichen Nutzung" zuführen (zum Beispiel durch eine Gastronomie oder Galerie), so dass die Menschen weiter Zugang zu der Kirche haben. "Hier liegen ja viele Erinnerungen der Rayener Bürger wie zum Beispiel Konfirmationen und Hochzeiten", sagt Victor. Es gebe Beispiele einer solchen Nachfolgenutzung, zum Beispiel in Oberhausen, wo in der ehemaligen Kirche St. Bernardus Veranstaltungen und Feiern stattfinden. Bei einem reinen Privatverkauf, zum Beispiel für Wohnzwecke, wäre ein Zugang für die Bürgerinnen und Bürger in die Kirche nicht mehr möglich.

Die Neukirchen-Vluyner Stadtverwaltung und Vertreter der Politik hätten sich bereits positiv zu den Plänen geäußert, berichtet Victor. So habe der Technische Beigeordnete Ulrich Geilmann klargemacht, dass eine Umnutzung möglich sei, aber einen langen verwaltungstechnischen Vorlauf von rund anderthalb Jahren haben werde. "Wir werden diejenigen Nutzungskonzepte von Interessenten verfolgen, die nachhaltig sind, in eine öffentliche oder teilöffentliche Richtung gehen und eine nachvollziehbare Wirtschaftlichkeitsbetrachtung haben", kündigt Victor an. Allerdings werde es vermutlich nicht einfach sein, Interessenten mit einem tragfähigen "teilöffentlichen" Konzept zu finden. Ein Jahr wollen sich Gemeinde und Victor Zeit nehmen. Sollte sich bis dann niemand finden, der den Wünschen entspricht, dann, so der Makler, "müssen wir in den sauren Apfel beißen" und auch an rein private Nutzer verkaufen.

Mit dem Verkauf der Johanniskirche ist die finanzielle Gesundschrumpfung der evangelischen Gemeinde Neukirchen noch nicht abgeschlossen. Schon länger ist der Verkauf des Neukirchener Gemeindehauses geplant. Er soll erst dann erfolgen, wenn ein kleineres neues Gemeindehaus fertiggestellt ist. Hintergrund der Verkäufe ist die sinkende Zahl der Gemeindemitglieder. 5800 seien es heute, sagt Pfarrer Frank Hartmann. In früheren Jahren hätten der Gemeinde über 10.000 Menschen angehört.

(RP)
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