Neukirchen-Vluyn Günter Ache - der Freund des Bayern-Chefs

Neukirchen-Vluyn · Der 67-Jährige aus Neukirchen-Vluyn ist Inhaber einer großen Kanzlei und berät den Bayern-Präsidenten schon seit Jahren.

Fragt man jemanden in Moers oder Krefeld nach dem Dorf Hochkamer, dürfte man in den meisten Fällen ein Schulterzucken ernten. Zu unbedeutend ist der Ortsteil mit seinen Doppelhäusern und wenigen Villen. Hier wohnt niederrheinischer Mittelstand. Nicht einmal eine Kneipe gibt es im Ort. Vielleicht ist Uli Hoeneß deshalb so gerne zu Besuch bei seinem Freund Günter Ache. Hinter den bleiverglasten Fensterscheiben oder auf der Terrasse im großen Garten ist er ungestört. Die Leute im Ort wissen, dass "der Hoeneß" gelegentlich mal vorbeischaut. Aufsehen wird darum nicht gemacht. Man will seine Ruhe haben.

Doch für Ache ist es schon lange vorbei mit der Ruhe. Vor einem Jahr wurde bekannt, dass sein Freund Uli im Verdacht steht, Millionengewinne in der Schweiz nicht versteuert zu haben. Ache, das weiß in Hochkamer jeder, berät Hoeneß auch in steuerlichen Dingen. Ache war es auch, der am 17. Januar 2013 im Auftrag des ehemaligen Bayern-Präsidenten beim Finanzamt Rosenheim die Selbstanzeige einreichte, deren strafbefreiende Wirkung die Staatsanwaltschaft im anstehenden Prozess bestreitet.

Viel ist über die Rolle Aches in der Affäre geschrieben worden, nicht nur Schmeichelhaftes. So schreiben Hans Leyendecker und Georg Mascolo in der "SZ": "Unterm Strich ist das alles ein Drama. Eine Katastrophe. Besonders für Hoeneß, aber auch für Herrn Z. und selbst für Ache, den manche in der Steuerberaterbranche nun für einen Versager halten." Ache - ein Versager. Das muss einen Mann schmerzen, der in der Branche einen ausgezeichneten Ruf genießt, der nach dem Zusammenbruch des Ostens in die baltischen Staaten reiste und dort half, ein modernes Steuersystem einzuführen, der im beschaulichen Neukirchen-Vluyn aus einem kleinen Steuerberater-Büro eine respektable Wirtschaftsprüfungskanzlei aufbaute und zu dessen Klienten nicht wenige mehr oder weniger Prominente zählen. Dennoch müssen sich in München und am Tegernsee, wo Hoeneß wohnt, nicht wenige gefragt haben, warum er seine Geschäfte ausgerechnet einem niederrheinischen Büro anvertraute. Die Eheleute Ache und Hoeneß lernten sich in den 80er Jahren im schweizerischen Lenzerheide kennen. Die Kinder gingen dort in die Skischule. Über die Jahre wurde aus einer Urlaubsbekanntschaft eine Freundschaft. Gelegentlich wurde die Beziehung Aches zu Hoeneß und den Bayern nach außen sichtbar: So lud Ache in seiner Eigenschaft als Präsident eines Issumer Golfclubs die Bayern zu einem Golfturnier an den Niederrhein ein.

Bei dieser Gelegenheit entstand ein Foto, das Ache gemeinsam mit Uli und dessen Bruder Dieter Hoeneß sowie Ex-Bayern-Profi Sören Lerby zeigt. Bayern-Spielern wie Roque Santa Cruz half er dabei, ihr Geld wertbeständig in Immobilien am Niederrhein anzulegen. Vermutlich schätzte Hoeneß das Unaufgeregt-Bodenständige an Ache, der um seinen geschäftlichen Erfolg nie ein Aufheben machte. Dem heute 66-Jährigen ist jede Spur von Arroganz fremd. Freundlich, nüchtern, zurückhaltend - das sind Eigenschaften, die vermutlich auch Hoeneß an dem Mann schätzt.

Auch in seiner Heimatstadt mögen die Menschen Ache, der sich in der "Bürgerstiftung" sozial engagiert. Mit viel persönlichem Einsatz engagiert er sich in einem Patenschaftsprojekt, das Kindern aus Migrantenfamilien eine Ausbildung in der örtlichen Musikschule ermöglichen soll. "So sieht das aus", ist eine der Lieblingsredewendungen Aches, obwohl er gar nicht beschreiben kann, wie es wirklich aussieht.

Da steht das Steuergeheimnis vor und wohl ebenso seine persönliche Loyalität zu seinem Freund, den inzwischen drei Anwaltskanzleien beraten. Gerne würde Ache klarstellen, dass Hoeneß nur deshalb eine unvollständige Selbstanzeige erstattet hatte, weil er zu dem damaligen Zeitpunkt überhaupt keinen Überblick über Tausende von Transaktionen in der Schweiz hatte. Auch die Behauptung der Anklage, dass Hoeneß' Selbstanzeige schon allein deshalb unwirksam war, weil er davon ausgehen musste, dass gegen ihn bereits ermittelt wurde, würde er gerne entkräften. und dann sagen: "So sieht das aus."

Aber das wird Ache den Anwälten überlassen. Er ist nicht als Zeuge geladen und hat vorläufig auch nicht vor, nach München zu fliegen. In seinem Neukirchen-Vluyner Büro geht der Betrieb weiter, wie in jedem März. Nein, geschadet habe ihm nicht, als die Zeitungen berichteten, dass er die Selbstanzeige im Fall Hoeneß verfasst habe. Aber wenn sich ein neuer Klient meldet und betont, dass er es sehr, sehr eilig habe, dann ahnt Ache schon, um was es geht.

(RP)
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