Neukirchen-Vluyn Guttempler-Haus ist wieder behaglich

Neukirchen-Vluyn · Mit vereinten Kräften ist es gelungen, für das Gebäude der Gemeinschaft in Neukirchen-Vluyn neue Fenster zu organisieren. Die Volksbank Niederrhein, Dr. Georg Berns und Fensterbauer Schmitt machten dies möglich.

Seit elf Jahren hat die Guttempler-Gemeinschaft Festland ihren Sitz in Höhe der Sportanlage Klingerhuf. Im Ehrenamt kümmert sich das 16-köpfe Team um Alkoholkranke. Angeboten werden Gruppenstunden und weitere Treffen. "Im letzten Winter saßen wir in Mänteln, weil es in unseren Räumen so kalt war", erzählt Hannelore Hähnel vom Vorstand. Die alten, einfach verglasten Holzfenster hatten einfach ausgedient. Die Heizung schaffte es nicht, die kalten Räume zu heizen. Feuchtigkeit machte sich breit.

Der ehemalige Bungalow des Bademeisters, ein Relikt aus der Freibad-Ära Klingerhuf, ist eine städtische Immobilie, die die Guttempler gegen geringe Miete nutzen. Die Unterhaltung liegt ebenfalls in ihrer Hand. Die hohen Heizkosten im letzten Winter sorgten jedoch für ein finanzielles Desaster.

In ihrer Not wandten sich Hannelore Hähnel und Walter Hahn an die Stadt. "Ich kann Ihnen finanziell nicht helfen. Die Stadt befindet sich im Haushaltssicherungskonzept. Aber ich finde eine Lösung", versprach Bürgermeister Harald Lenßen. Er hält große Stücke auf die ehrenamtliche Arbeit der Guttempler-Gemeinschaft Festland, die seit 1985 Anlaufstelle auch für Auswärtige ist.

Zwei Anrufe brauchte es, dann lief eine Woche später das Hilfsprojekt 'neue Fenster' über ein kleines Netzwerk. Rund 2000 Euro standen zur Verfügung. "Für uns war es eine Pflicht, vor Ort zu helfen. Ehrenamt und Selbsthilfeprinzip, das passt zur Volksbank", sagte Guido Lohmann, Vorstand der Volksbank Niederrhein, der in der ehrenamtlichen Arbeit der Guttempler-Gemeinschaft Festland eine enorme gesellschaftliche Leistung sieht. Der Zweite im Boot ist Dr. Georg Berns mit seinem lebensmitteltechnischen Labor. "Wir haben für solche Aktionen ein Sozialbudget", meint er. Mit dem örtlichen Fensterbauer Schmitt kam das bodenständige Handwerk hinzu. Drei neue, doppelt verglaste Fenster wurden eingebaut. "Wir können unser Glück noch gar nicht fassen", sagt Hannelore Hähnel.

Die Arbeit der Guttempler-Gemeinschaft Festland geht mit Gruppentreffen, Seminarangeboten zur Persönlichkeitsstärkung und Schulungen in sicheren Bahnen weiter. Hinzu kommt ein nächtlicher Telefonnotdienst.

Gegen Alkohol-, Tabletten- oder Drogenabhängigkeit bieten die Guttempler professionelle und vertrauensvolle Hilfestellungen, um von der Sucht loszukommen und drogenfrei zu bleiben. "Sucht ist eine Krankheit", sagt Walter Hahn. Er ist ein Mann der Tat, wenn es um den Entzug geht. "Wir können umgehend in Duisburg und Krefeld einen Klinikaufenthalt organisieren", sagt Hahn.

Vorausgesetzt der Suchtkranke will es. Die Hemmschwelle ist hoch. Daher ist das etwas versteckt liegende Haus eine gute Adresse, sichert eine gewisse Anonymität zu. Bei ersten Kontakten am Telefon ist Drängen und intensives Nachhaken der verkehrte Weg, schließlich genießt gerade der Alkohol hohe gesellschaftliche Akzeptanz. Der Weg aus der Alkoholsucht kann steinig sein "und verlangt Konsequenz auch im persönlichen Umfeld", sagt Hahn.

(sabi)
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