Neukirchen-Vluyn Gymnasiasten helfen Leukämie-Kranken

Neukirchen-Vluyn · Am 31. März veranstaltet das Julius-Stursberg-Gymnasium zusammen mit der Deutschen Knochenmarkspender-Datei eine Typisierungsaktion. Auch Eltern und Lehrer sind aufgerufen, sich als Stammzellenspender registrieren zu lassen.

 Patrick Stenzel, hat sich als Schüler des Sturberg-Gymnasiums 2013 für die DKMS Typisieren lassen. Das Foto zeigt ihn bei seiner späteren Stammzellen-Spende für einen Leukämie-Kranken in der Uniklinik Köln.

Patrick Stenzel, hat sich als Schüler des Sturberg-Gymnasiums 2013 für die DKMS Typisieren lassen. Das Foto zeigt ihn bei seiner späteren Stammzellen-Spende für einen Leukämie-Kranken in der Uniklinik Köln.

Foto: JSG

Für Hans-Peter Hambach war es wie ein Todesurteil. Vor zehn Jahren erkrankte der Neukirchen-Vluyner an Leukämie. Zeitlebens war Hambach Sportler, Alkohol und Zigaretten waren für ihn tabu. Die Diagnose ereilte ihn aus heiterem Himmel. "Ich dachte, ich hätte bloß eine Erkältung, weil ich mich etwas schwach fühlte." Doch der Arzt wies ihn sofort ins Krankenhaus ein. "Zuerst bekam ich in Duisburg eine Chemo, dann ging es ins Uniklinikum Essen." Ein halbes Jahr lang lebte Hambach zwischen Hoffen und Bangen. Dann wurde im Bergischen Land ein geeigneter Stammzellen-Spender gefunden. Die Transplantation verlief zu Glück erfolgreich. "Sonst wäre ich jetzt tot."

Der heute 62-jährige Leiter eines Kampfsportvereins wird am Freitag, 31. März, am Julius-Stursberg-Gymnasium über seine Krankheit und seine glückliche Heilung sprechen. Zum dritten Mal nach 2013 und 2015 organisiert das Gymnasium gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspender-Datei (DKMS) eine Typisierungsaktion. Schüler der Jahrgänge elf und zwölf, aber auch Lehrer und Eltern sind aufgerufen, sich als Stammzellenspender registrieren zu lassen. Rund 400 Schüler haben dies bei den zurückliegenden Aktionen bereits gemacht. Stolz ist Schulleiterin Susanne Marten-Cleef auch darauf, dass die beiden letzten Abitur-Jahrgänge Geld, das in der Abiturkasse verblieben war, nicht verjubelt oder untereinander verteilt haben, sondern für künftige Typisierungsaktionen zur Verfügung gestellt haben. "Die Aufnahme jedes neuen potenziellen Lebensspenders kostet die DKMS 40 Euro", so die Schulleiterin. Die DKMS arbeitet gemeinnützig und ist allein auf Spendengelder angewiesen." Auch der jetzige Abi-Jahrgang habe signalisiert, Geld spenden zu wollen. "Die sind aber bisher noch klamm und sammeln erst für ihre Abifeier."

Die Typisierung am Julius-Stursberg-Gymnasium erfolgt freiwillig. Die Oberstufenschüler werden zunächst an einer Infoveranstaltung zum Thema "Blutkrebs und Stammzellspende" teilnehmen, einen Film zum Thema sehen und den Bericht von Hans-Peter Hambach, dessen Sohn und Tochter das Gymnasium besuchen, hören. Auch Hambachs Stammzellenspender Mario Schäfer wird anwesend sein. Die beiden Männer verbindet heute ein enges Verhältnis. "Er war mein Trauzeuge und Pate meiner Kinder. Er ist ein Bruder für mich", sagt Hans-Peter Hambach.

Zehntausend Menschen erkranken nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft jährlich in Deutschland an Leukämie. Viele sterben, weil es an geeigneten Stammzellenspendern fehlt. Dabei ist die Registrierung als Spender unkompliziert. Früher musste dafür Blut abgegeben und untersucht werden. "Dabei fielen einige Schüler flau", sagt Marten-Cleef. Heute genüge dagegen ein Abstrich der Wangenschleimhaut mit einem Wattestäbchen.

Das beglückende Gefühl, durch eine Stammzellenspende einem Menschen das Leben zu retten, durften schon einige Stursberg-Schüler erleben: Von den 400 in den vergangenen Jahren registrierten Personen haben sechs tatsächlich Stammzellen gespendet. "Bei allen handelte es sich um junge Menschen, die sich ohne zu zögern der Spendenprozedur unterzogen, obwohl sie selbst mitten in den Abiturprüfungen oder der Ausbildung steckten", sagt Susanne Marten-Cleef.

Einer der Spender, Patrick Stenzel, ist mittlerweile 23 und in der Ausbildung zum Fachinformatiker. Er kann jedem nur empfehlen, sich bei der DKMS registrieren zu lassen. Die eigentliche Stammzellenspende - sie liegt bereits zwei Jahre zurück - sei ähnlich wie eine Blutentnahme verlaufen. "Man rettet jemandem das Leben und macht dafür erstaunlich wenig."

Stammzellenspender kann grundsätzlich jeder werden, der zwischen 17 und 55 Jahren alt ist. Infos im Internet: www.dkms.de

(RP)
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