Neukirchen-Vluyn Heitere Spielszenen im Grafschafter Platt

Neukirchen-Vluyn · Voll besetzt war die Kulturhalle beim Mundartnachmittag der Heimat- und Verkehrsvereine Neukirchen- und Vluyn.

 Eine bäuerliche Wohnküche diente als Kulisse für die Szenen, mit denen die Mundartgruppe ihr Publikum erfreute.

Eine bäuerliche Wohnküche diente als Kulisse für die Szenen, mit denen die Mundartgruppe ihr Publikum erfreute.

Foto: Dieker

Da, wo die plattdeutsche Sprache noch lange gesprochen wurde - in der Kulisse einer bäuerlichen Wohnküche - wurden auf der Bühne der Kulturhalle Sketche, Gedichte und "Vertellstöckskes" vorgetragen. Die Heimat- und Verkehrsvereine Neukirchen und Vluyn hatten sich zu ihrem alljährlichen "Mundartnachmittag" zusammengetan. Die Akteure der Mundartgruppe freuten sich über einen voll besetzten Saal. Die überwiegend älteren Zuschauer hatten es sich an langen Tischreihen bequem gemacht, auf denen in der Pause leckerer Kuchen und Kaffee serviert wurden.

Die plattdeutsche Sprache lebendig zu halten, sei das Ziel der Veranstaltung, so der Leiter der Vorbereitungsgruppe, Heinz Merten. Unter dem Motto "Wie ens et klong met os platte Tong" erinnerten die Vortragenden gekonnt an den Klang des Grafschafter Platt mit lustigen Dialogen und verrückten kleinen Geschichten. Hans-Peter Burs moderierte und half mit kurzen Zusammenfassungen, den Inhalt zu verstehen. Im Sketch "Min Freund- dä Jäger" etwa spielten Walter Mühlenhoff und Wilhelm Steegmann zwei Freunde. Der ahnungslose Pit ist entsetzt, dass sein alter Freund Jan, um den Jagderfolg zu feiern, "dat Dier död drinken" will. An Vokabeln aus längst vergangenen Zeiten erinnerte Anne Wachs mit der Beschreibung eines Tante-Emma-Ladens, in dem auch der neueste Klatsch aus dem Dorf über den Ladentisch ging.

Leni Maas und Heinz Marten spielten ein Ehepaar, das sich über eine Pizzabestellung nicht einig werden kann. "Wat es dat doch für en neumodisches Jedöns!" hieß es auch in einer Geschichte aus früherer Zeit über ein Namenstagsgeschenk. Das halbe Dorf musste herbeikommen, um das elektrische Bügeleisen in Gang zu setzen. Mit einem notorisch nörgelnden Ehemann musste sich Anneliese Kutsch alias Bella auseinandersetzen und Hanna Glücks schlüpfte in die Rolle eines Herrn, der ein altes "Hütschen" bei bestem Willen nicht loswerden konnte und am Ende feststellen musste: "Nix is so treu wie en alden Hut."

Hanna Glücks ist eine der wenigen, die noch mit dem Plattdeutschen aufgewachsen ist. "Meine Eltern haben noch Wert darauf gelegt, dass wir die Sprache lernen. Allerdings war sie nur mündlich präsent, das Lesen ist für mich ungewohnt", erzählte die 69-jährige Neukirchenerin. Einige Vereinsmitglieder kamen auch in den alten Grafschafter Trachten. So trug Anne Mühlenhoff die Tracht der Urgroßmutter ihres Ehemanns aus dem Jahr 1850. Die Position der Schleife an der feinen, weißen Festtagshaube ist ein Hinweis auf den Familienstand der Trägerin. Beim gemeinsamen Lied "Min Heimat" des Neukirchener Heimatdichters Heinrich Goldberg konnte der ganze Saal mit einstimmen.

(rauh)
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