Neukirchen-Vluyn Ist der Zug doch noch nicht abgefahren?

Neukirchen-Vluyn · Die SPD fühlt sich durch den Fahrgastverband "Pro Bahn" in der Hoffnung bestärkt, die Stadt wieder ans Bahnnetz anzuschließen. Das würde auch Bürgermeister Harald Lenßen (CDU) freuen, doch sieht er noch einige Hemmnisse.

Ist Neukirchen-Vluyn in fünf Jahren wieder ans Schienennetz angeschlossen? Das klingt äußerst optimistisch, doch Jochen Gottke, Bürgermeisterkandidat der SPD in Neukirchen-Vluyn, hält es für möglich. Die Sozialdemokraten hatten im Rahmen des Wahlkampfs zu einem Info-Abend eingeladen, bei dem es um die Reaktivierung der Niederrheinbahn ging. Zu den Gästen gehörten zwei Vertreter des Fahrgastverbandes "Pro Bahn", Lothar Ebbers und Hubert Dieregsweiler.

Ebbers, Pressesprecher von Pro Bahn in NRW, erklärte, die Städte der Region müssten rasch handeln, wenn sie wieder einen Schienenverkehr bekommen wollten: "Bis zum Jahresende soll der Bedarfsplan für den Schienenverkehr fortgeschrieben werden. Das bedeutet, dass ab sofort die Verantwortlichen aus den Beteiligungskommunen Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn, Moers, Kreis Wesel und Duisburg aktiv werden müssen." Nur wer jetzt aktuell Bedarfszahlen und Investitionsaktivitäten aufbereitet habe, könne davon ausgehen, mit hoher Priorität in den neuen Bedarfsplan 2016 aufgenommen zu werden.

Jochen Gottke griff dies auf und verwies darauf, dass der VRR als zuständiger Verkehrsträger durch preiswerte Ausschreibungsergebnisse und Satzungsänderungen künftig Schienen-Betriebsleistungen auch ohne Zuschüsse der Kommunen in Aussicht stelle. "Das könnte Neukirchen-Vluyn aus dem Stand in überschaubarer Zeit zum Teil der Rhein-Ruhr-Metropole werden lassen, auch wenn die Niederrheinbahn zunächst mit einem Stundentakt zum Duisburger Hauptbahnhof beginnen würde." Hubert Dieregsweiler aus Moers resümierte, dass die Wir-4-Kommunen die aktuelle Chance ergreifen müssten, denn sie werde sich so schnell nicht wieder bieten.

Darauf angesprochen, erklärte Bürgermeister Harald Lenßen (CDU) gestern leicht ironisch: "Mir war nicht bekannt, dass wir uns sputen müssen, aber wenn es nötig ist, dann tun wir's." Grundsätzlich würde auch er begrüßen, wenn sich eine realistische Möglichkeit zur Erneuerung der Bahnlinie böte, sagt Lenßen, doch gebe es da ein paar Probleme. Die Trasse in Richtung Moers ende am Güterbahnhof, von dort müssten Pendler noch rund 600 Meter zu ihrem Zug laufen. "Und wer macht das schon?"

Zudem führe die Strecke inzwischen durch ein Wohngebiet und unmittelbar am Bethanien-Krankenhaus vorbei, eine Wiederbelebung werde also nicht ganz so leicht, wie manche sich das vorstellten.

"Wenn eine Stadt hier die Vorreiterrolle übernehmen kann, dann ist es im Moment Kamp-Lintfort mit der Hochschule und dem Logport." Im Rahmen einer solche Kooperation wäre es theoretisch dankbar, dass auch durch Vluyn und Neukirchen einmal wieder die Züge fahren könnten.

(s-g)
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