Neukirchen-Vluyn Jürgen Becker erklärt, warum Kunst uns gefällt

Neukirchen-Vluyn · Der beliebte Kabarettist aus Köln gastierte in der Kulturhalle Vluyn. Dort ging er der Frage nach dem Sinn und Zweck der Kunst nach. Einen eigenen Köbes, der Freibier ausschenkte, hatte er gleich mitgebracht.

 Kabarettist Jürgen Becker bei seinem Auftritt in der Kulturhalle Vluyn. Sein aktuelles Programm heißt "Der Künstler ist anwesend".

Kabarettist Jürgen Becker bei seinem Auftritt in der Kulturhalle Vluyn. Sein aktuelles Programm heißt "Der Künstler ist anwesend".

Foto: Klaus Dieker

Rubens malte am liebsten üppige Damen, Michelangelo bevorzugte dagegen eher nackte männliche Götter, Max Ernst ließ die heilige Maria auf der Leinwand ihrem Sohn das Hinterteil versohlen, und Gerhard Richter bescherte dem Kölner Dom ein Glasfenster aus lauter bunten Quadraten. Kunst, ist, was gefällt, sagt der unbedarfte Betrachter, doch wem gefällt was, und warum?

Mit der Beantwortung dieser und weiterer Fragen rund um das Thema Kunst eröffnete der Kölner Kabarettist und Erfinder der satirischen Fernsehsendung "Mitternachtsspitzen" die neue Spielzeit 2014/2015 in der nach langer Umbauphase endlich wieder nutzbaren Neukirchen-Vluyner Kulturhalle.

"Der Künstler ist anwesend" hieß das Programm, in dem Jürgen Becker seinem Publikum an diesem Abend gut zwei Stunden lang mit spitzer Zunge die Bedeutung der bildenden Kunst im christlichen Abendland, aber auch in anderen Kulturen erklärte.

Klar, dass er dabei nur selten mit der Meinung der klassischen Kunstwissenschaft übereinstimmte. So war er zum Beispiel sicher, dass es eine Begegnung mit Trude Herr in Köln gewesen sein musste, die Peter Paul Rubens zu seinen üppigen Frauendarstellungen inspiriert hat. Oder dass die altsteinzeitlichen Bewohner der Höhle von Lascaux mit ihrer berühmten Pferdezeichnung nicht die Götter um Jagdglück bitten, sondern ein Rezept für Sauerbraten verewigen wollten.

Natürlich war Becker auch nicht mit dem ehemaligen Kölner Erzbischof Meisner darin einig, dass jede Kunst ohne Gottesbezug entartet sei. Stattdessen lautete seine Meinung: "Alle Künstler sind wie Gott, Sie dürfen sie anhimmeln aber nie fragen, ob sie auch Bilder haben, die zu Ihrem neuen, braunen Ecksofa passen." Außerdem könne heute jedes Gerümpel Kunst, und jeder Sperrmüll eine Vernissage sein.

"Malen Sie doch auch mal", forderte er die Zuschauer auf. "Joseph Beuys hat schließlich gesagt, in jedem Menschen steckt ein Künstler." In diesem Sinne hielt er zum Schluss sein eigenes Gesicht in einem leeren Rahmen. "Ach nee, verkehrt", korrigierte er verschmitzt und drehte die Rückseite des Rahmens zum Publikum. "Nicht der, sondern die Künstler sind anwesend. Es war mir eine große Ehre, Ihre Vernissage heute besuchen zu dürfen."

Sprach's und winkte dabei einen original kölnischen Köbes auf die Bühne, der zum Schluss für alle, die noch nicht heimgehen wollten, Freibier ausschenkte.

Die nächste Vorstellung im Rahmen der Neukirchen-Vluyner Spielzeit 2014/2015 findet am 17. Oktober um 20 Uhr in der Kulturhalle mit dem Duisburger Kabarettisten Kai Magnus Sting statt.

Karteninfos gibt es im Bürgerbüro im Rathaus unter 02845 391-270.

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