Neukirchen-Vluyn Kameramann plant spannendes Filmprojekt

Neukirchen-Vluyn · Filmemacher Samir Saad hat gestern das Kulturzimmer besucht. Er will mit Asylsuchenden aus Syrien eine Doku drehen.

 Samir Saad, der selbst syrische Wurzeln hat, stellte gestern im "Kulturzimmer" an der Hochstraße seine Pläne vor.

Samir Saad, der selbst syrische Wurzeln hat, stellte gestern im "Kulturzimmer" an der Hochstraße seine Pläne vor.

Foto: Klaus Dieker

Die Arbeit im Neukirchener Kulturzimmer schreitet weiter voran. Gestern gab die e neu gegründet Band Heimatlos ihr erstes "Afterwork-Konzert". Im Vorfeld startete auf anderer Ebene die Denkfabrik der Kulturschaffenden ein weiteres Projekt. Der Kameramann Samir Saad entwickelte gemeinsam mit Frederik Göke, dessen Vater Konrad Göke und den Asylsuchenden aus Syrien ein Filmprojekt. Auch dabei spielt die Musik die Hauptrolle und "läuft wie ein roter Faden dadurch", sagte Frederik Göke.

Samir Saad ist Kameramann mit syrischen Wurzeln. Er hat für "Panorama" den EU-Flüchtlingsgipfel in Brüssel gedreht. Für Aufsehen sorgte "Keys of Hope" als Caritas-Hilfskampagne. Vieles haben die syrischen Flüchtlingen verloren. Ihr Hausschlüssel, als Zeichen der Hoffnung auf Rückkehr, begleitet sie. Bei seinem neuen Filmprojekt will er die Begegnungen zwischen Musikern aus dem syrischen und europäischen Raum dokumentieren. "Ich stelle mit einen ,Roadtrip' durch Deutschland vor", sagte der 48-jährige Filmemacher. Dabei soll es um den Austausch von Musikern gehen. Die Mitglieder der Band Heimatlos lernen Bayern kennen, Holländer in Amsterdam oder aber Liedermacher wie den deutschen Liedermacher, Schriftsteller und ehemaligen DDR-Dissidenten Stephan Krawczyk. "Uns geht es darum, dass sich Menschen aus der arabischen und europäischen Welt begegnen", sagte Samir Saad. Dabei lassen sich Fragen beantworten, wie Flüchtlinge bei ihrer Reise quer durch das Land Menschen und Orte erleben.

Der 48-Jährige will nicht die Betroffenheit der syrischen Flüchtlinge dokumentieren, "sondern wir wollen den Begegnungen etwas Heiteres geben, wenn Kulturen erstmals bei der Musik aufeinandertreffen. Wir wollen weg von der Tristesse der aktuellen Dokumentationen, die kaum noch zu ertragen sind."

Für spannende Augenblicke dürfte das Zusammentreffen im Süden sorgen. Beispielsweise, wenn Heimatlos die Band "Kofelgschroa" aus Oberammergau trifft. Die Blasmusiker vertreten die Richtung "neue Volksmusik". Mit rund 20 Drehtagen rechnet Samir Saad. Ein Neunsitzer soll die Bandmitglieder von Heimatlos an die Drehorte bringen. Konrad Göke ist der organisatorische Strippenzieher im Hintergrund, kümmert sich um Kontakte, auch zu den Fernsehsendern wie ZDF und Arte. Dass die Bandmitglieder sich auf dieses Abenteuer einlassen, bis zum Schluss durchhalten, davon ist Samir Saad überzeugt. Hemmungen und Hindernisse sieht er nicht. Die Chemie in der Band stimmt, das gemeinsame Schicksal und die Musik verbinden.

Frederik Göke, der das Projekt Kulturzimmer mit managt, fügt einen weiteren Aspekt hinzu. "Das Filmprojekt ist avantgardistisch. Aber es leistet einen Beitrag zum Umgang miteinander. Es hilft, Kompetenzen abzuholen." Für Samir Saad ist es als Halbsyrer die eigene Betroffenheit, die ihn für das Projekt brennen lässt und tief berührt. "Ich glaube, es ist gesellschaftlich sehr wichtig, menschliche Facetten in der Flüchtlingsfrage zu zeigen", sagte der Filmemacher.

Für Montag lädt das Kulturzimmer zum arabischen Muttertag ein. Das nächste Afterwork-Konzert findet am Freitag, 1. April, 18 Uhr, statt. Geplant ist im Rahmen des Filmprojektes mit allen Protagonisten im September ein Festival in der Maschinenhalle Pattberg.

(sabi)
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