Neukirchen-Vluyn Kritik am "Wilhelmine-Bräm-Platz" wächst

Neukirchen-Vluyn · Der Heimat- und Verkehrsverein Neukirchen lehnt den ausgewählten Namen der Wettbewerbs-Jury ab. Teilnehmer kritisieren den Ablauf des Verfahrens. Das Stadtmarketing betont, dass es sich nur um eine Empfehlung handelt.

Es sieht so aus, als hätten Stadt und Werbering mit dem Namenswettbewerb für einen Platz in Neukirchen sich vor allem Ärger eingehandelt. Nachdem aus der CDU-Fraktion schon kritische Stimmen zum von der Jury gekürten Namen "Wilhelmine-Bräm-Platz" gekommen waren, legt nun der Heimat- und Verkehrsverein Neukirchen nach. "Mit Erstaunen und Verwunderung" und erst "durch die Presse" habe man den Beschluss der Jury erfahren, den Platz am Denkmal "mit dem Namen einer der Ortsöffentlichkeit bisher weitestgehend unbekannten Person zu versehen", heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Vereins.

Ob der Platz wirklich nach Wilhelmine Bräm, der Ehefrau des Erziehungsvereins-Gründers Andreas Bräm, benannt wird, darüber wird der Rat entscheiden. Hans-Peter Burs, der Vorsitzende des HVV Neukirchen, hat nun in einem Brief an die Ratsfraktionen darauf hingewiesen, "dass in den Augen des Vereins die vorgeschlagene Namenswahl als sehr unglücklich betrachtet" werde.

Die Heimatfreunde halten die gängige Bezeichnung "Denkmalplatz" für die vernünftigste. Schließlich sei das Ehrenmal für die Kriegsgefallenen "seinerzeit in einer gewaltigen, alle Bevölkerungsschichten umfassenden Aktion von den Neukirchenern selbst gestiftet und errichtet" worden. Aus Sicht des Vereins sollte der Platz, falls erforderlich, "nur einen Namen bekommen, der Bezug auf das Denkmal nimmt und nicht personenbezogen" sei. Kritik üben die HVVler auch an dem ganzen Verfahren. Bereits die Zusammensetzung der vierköpfigen Jury behagt ihnen nicht: "Bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass nur ein Mitglied in Neukirchen ansässig ist." Leider habe die Verwaltung das Ergebnis der Auszählung nicht zahlenmäßig bekanntgemacht. "Aber es wäre doch interessant gewesen, wie viel von den eingesendeten Stimmen auf den jetzt gemachten Vorschlag der Jury entfallen sind."

Wenig erbaut über den Ablauf des Wettbewerbs zeigt sich auch Klaus Jansen aus Neukirchen, der dazu Vorschläge eingesandt hatte, zum Beispiel "Platz der Begegnung". Leider sei weder eine Bestätigung auf seine Einsendung gekommen, bemängelt Jansen, noch seien die Teilnehmer über die Entscheidung der Jury informiert worden, was doch angemessen gewesen wäre. "Es ist schade, dass die Bürger kein Feedback erhalten haben, ja, nicht einmal ein Dankeschön für unsere Ideen", meint Jansen, der von dem ausgewählten Namen auch erst durch die Medien erfahren hatte. Er ist überzeugt: "In Kamp-Lintfort würde so ein Vorgang ganz anders laufen."

Frank Grusen vom Stadtmarketing weist darauf hin, dass nicht weniger als 261 Einsendungen im Rahmen des Namenswettbewerbs eingetroffen seien. "Und zwar per Brief, per Postkarte, per Fax, per E-Mail. Es war leider nicht möglich, jedem Teilnehmer ein Feedback zu geben."

Dass über die Entscheidung der Jury nun leidenschaftlich diskutiert wird, dem kann Grusen etwas Gutes abgewinnen: "Wie man sieht, interessiert dieses Thema viele Menschen." Er betont, dass die Jury-Entscheidung keineswegs als per ordre du mufti betrachtet werden soll. "Es geht lediglich darum, für die Entscheidung der Politik eine Empfehlung abzugeben." Natürlich seien die Ratsfraktionen über den gesamten Vorgang informiert gewesen.

Der ganze Vorgang hat übrigens noch eine ironische Pointe: Ausgerechnet im Rahmen des Maifestes des Heimat- und Verkehrsvereins Neukirchen am 30. April soll jener Teilnehmer des Namenswettbewerbs ausgelost werden, der einen Einkaufsgutschein im Wert von 200 Euro erhalten wird. Welche Gesichter die Vereinsmitglieder dazu machen werden, darauf darf man gespannt sein.

(s-g)
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