Neukirchen-Vluyn Lenßen: Wir tun alles für Barrierefreiheit

Neukirchen-Vluyn · Die Stadtspitze weist Kritik der Grünen zurück. Die angefachte Diskussion schade dem Image der Stadt.

 Die Ablaufrinne am umgebauten Vluyner Platz wurde als Beispiel misslungener Planung kritisiert. Sie sei auf politischen beschluss hin angelegt worden, sagt der Bürgermeister. Er sehe nach wie vor keine Stolperfalle darin.

Die Ablaufrinne am umgebauten Vluyner Platz wurde als Beispiel misslungener Planung kritisiert. Sie sei auf politischen beschluss hin angelegt worden, sagt der Bürgermeister. Er sehe nach wie vor keine Stolperfalle darin.

Foto: Reichwein

Die Stadt Neukirchen-Vluyn habe keinen Nachholbedarf beim barrierefreien Planen und Bauen. Das haben Bürgermeister Harald Lenßen und der Technische Beigeordnete Ulrich Geilmann betont. Sie reagierten damit auf Äußerungen von Thomas Wagener, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Im Gespräch mit unserer Redaktion hatte Wagener der Stadt ein teils unsystematisches Vorgehen beim Thema Barrierefreiheit unterstellt. Die Grünen schlagen die Einführung der Checkliste "Barrierefreies Planen und Bauen im öffentlichen Bereich" in Neukirchen-Vluyn vor. Die Liste wird bereits in einigen Kommunen, darunter Moers, seit Jahren benutzt.

"Zu behaupten, dass Behinderte in Neukirchen-Vluyn keine Lobby haben, ist an den Haaren herbeigezogen", sagte Bürgermeister Lenßen. Er verwies auf regelmäßige Begehungen des Stadtgebietes mit Menschen, die auf Rollstühle oder Rollatoren angewiesen sind. "Wir sind mit ihren Problemen auf Augenhöhe." Die Stadt habe die Kulturhalle barrierefrei umgebaut und einen barrierefreien Kombibau für Feuerwehr und Bauhof errichtet. Es gebe zudem ein städtisches Inklusionskonzept.

Bei der Planung zum Umbau des Vluyner Platzes seien VdK und Blindenorganisationen eingeschaltet worden, so der Bürgermeister weiter. Die vielfach kritisierte Entwässungsrinne auf dem umgebauten Vluyner Platz sei auf Beschluss der Politik angelegt worden. "Heute sehe ich immer noch keine Stolperfalle." Und einen Unfall habe es bislang nicht gegeben. Der Technische Beigeordnete ergänzte, es sei strittig, ob die Rinne eine Gefahr für gehbehinderte Personen darstelle. Dennoch habe die Stadtverwaltung Vorschläge zu einer Aufpflasterung gemacht und an mehreren Stellen "glatte" Übergänge geschaffen.

Auch andere von den Grünen genannte Beispiele hält Geilmann für unzutreffend. So auch die Kritik an einer fehlenden Querungshilfe über die Niederrheinallee im Bereich der barrierefrei umgebauten Bushaltestelle Roosenstraße. So habe die Verwaltung aufgezeigt, dass eine Querungshilfe "weder sinnvoll noch erforderlich" sei.

Dass es aber Probleme bei komplexen Vorhaben wie dem Umbau des Schulzentrums gibt, sei nur selbstverständlich. "Das ist eine Riesenaktion, die 19 Millionen Euro kostet." Grundsätzlich unternehme die Stadt jedoch "alles, um Barrierefreiheit zu bekommen. Aber alles der Reihe nach."

Ob die von den Grünen vorgeschlagene Checkliste eingeführt wird, müsse die Politik entscheiden, meinte Geilmann. Die Liste sei mit mehr als 80 Seiten sehr umfangreich. Er frage sich, ob es Sinn machte, jemand im Rathaus damit zu beschäftigen, die Liste jeweils Punkt für Punkt durchzugehen. "Jeder unserer Ingenieure und Architekten ist in der Lage, barrierefrei zu planen." Und es mache mehr Sinn, geplante Maßnahmen mit Verbänden durchzugehen. Bürgermeister Lenßen unterstrich: "Wenn eine Checkliste erfolgversprechend sein sollte, dann haben wir nichts dagegen."

Neukirchen-Vluyn stehe in Konkurrenz zu anderen Städten, betonte Harald Lenßen. Diskussionen wie die über Barrierefreiheit schadeten dem Image der Stadt. Möglicherweise werde in der Stadtverwaltung nicht immer alles zu Ende gedacht, und vielleicht auch mal ein Fehler gemacht, sagte der Bürgermeister. Aber: "Ich erwarte von den Politikern, auch mal etwas positiv zu sehen und nicht das Haar in der Suppe zu suchen."

(RP)
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