Neukirchen-Vluyn Mundart-Probe in historischen Räumen

Neukirchen-Vluyn · Platt-Freunde haben sich auf dem Winkelshof getroffen, um für den Mundart-Nachmittag in der Kulturhalle zu proben. Obwohl die Sprecher des Dialektes weniger werden, ist der Saal stets voll.

 Altes Metallspielzeug, liebevoll bemalt.

Altes Metallspielzeug, liebevoll bemalt.

Foto: Stefan Gilsbach

Für die Mundartfreunde aus Vluyn und Neukirchen gilt die Maxime: Erst das Vergnügen, dann die Arbeit. Gestern traf sich das Ensemble für den kommenden Mundartnachmittag, der am 25. März in der Kulturhalle stattfindet. Doch bevor die beteiligten Frauen und Männer alle Beiträge vorlasen, gab es erst einmal Kaffee und Kuchen.

 So sorgte man früher in der Küche für Ordnung. Domino, Kartenspiele, Mundharmonika anno Tobak. So sorgte man früher in der Küche für Ordnung. Domino, Kartenspiele, Mundharmonika anno Tobak.

So sorgte man früher in der Küche für Ordnung. Domino, Kartenspiele, Mundharmonika anno Tobak. So sorgte man früher in der Küche für Ordnung. Domino, Kartenspiele, Mundharmonika anno Tobak.

Foto: Stefan Gilsbach

Gastgeber war, wie immer zu diesem Anlass, das Ehepaar Mühlenhoff auf dem Winkelshof. Dort haben sie über Jahre hinweg eine großartige heimatgeschichtliche Sammlung zusammengetragen, die übrigens jüngst noch erweitert worden ist. Genau die richtige Umgebung für die traditionelle Sprache der Region, die nicht mehr viele von Kindheit auf beherrschen.

 Im März stehen sie auf der Bühne der Kulturhalle: die Teilnehmer des Mundart-Nachmittages im Winkelshof.

Im März stehen sie auf der Bühne der Kulturhalle: die Teilnehmer des Mundart-Nachmittages im Winkelshof.

Foto: Gilsbach

Eine von ihnen ist Anneliese Kutsch, mit 87 Jahren die älteste Teilnehmerin auf der Bühne. "Als ich zur Schule kam", erinnert sie sich, "sagte meine Mutter: Kind, da musst du Hochdeutsch sprechen. Aber einer meiner Schulkameraden sprach nur Platt. Er hat dann große Probleme bekommen."

Bis in die 70er Jahre, als die Mundart plötzlich durch die Nostalgiewelle neu bewertet wurde, galt das Platt auch am Niederrhein als die Sprache der unteren Schichten, geradezu stigmatisiert. Die Wiederentdeckung des Dialekts, auch als Zeichen regionaler Identität, kam spät - möglicherweise zu spät.

"Die Mundart ist vom Aussterben bedroht", sagt Heinz Marten. "Da muss man nicht drumherum reden." Der Vluyner hatte noch das Glück, in einer Umgebung aufzuwachsen, in der fast nur Platt gesprochen wurde. Für die kommende Veranstaltung hat er einige Stücke aus dem Hochdeutschen in die Mundart übersetzt, zum Beispiel "Onnödege Oprägung" (Unnötige Aufregung). Denn Originalstücke werden nur noch selten verfasst. Zum Programm am 25. März gehören wie immer Sketche, Lieder und "Vertellstöcksken", meist humorvolle Geschichten aus dem Alltag. Der Mundart-Nachmittag ist beliebt, der Saal war bislang jedes Mal voll. Dass vor allem ältere Menschen gern ihre Erinnerungen an die alte, vertraute Sprache auffrischen, ist klar. "Unser Publikum wird weniger", sieht Marten voraus.

Die beiden Heimat- und Verkehrsvereine Neukirchen und Vluyn stellen die Veranstaltung in der Kulturhalle gemeinsam auf die Beine. Hans-Peter Burs, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins Neukirchen, hat zur Probe seine niederrheinische Tracht mitgebracht: blauer Kittel, rotes Halstuch, so wie die Landleute es früher trugen.

Karten für den Mundart-Nachmittag kosten 14 Euro. Darin eingeschlossen sind Kaffee und Kuchen, außerdem gibt's zur Begrüßung ein "Fisternölleken". Die Karten sind erhältlich in Vluyn bei Giesen-Handick und in der Volksbank-Filiale, in Neukirchen bei Optik Engelke und im Fahrradcenter Tendick. Die Veranstaltung findet statt am 25. März, 15 Uhr, in der Kulturhalle.

(s-g)
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