Neukirchen-Vluyn Nähzimmer in Neukirchen eröffnet

Neukirchen-Vluyn · Für alle, die gern nähen, stehen im Ladenlokal an der Hochstraße 10 nun Räumlichkeiten, Geräte und Materialen bereit. Für die Tuwas-Genossenschaft, den Initiator des Projektes, ist dies auch ein Beitrag, um das Dorf neu zu beleben.

 Vorne von links: Rainer Tyrakowski-Freese (Tuwas), Jaudat Sido, Schneider aus Syrien und Ruth Braun beim Zuschneiden von Stoffen. Hinten: Horst Manja (Tuwas), Kamal Khalil, rechts: Ghada Allahn.

Vorne von links: Rainer Tyrakowski-Freese (Tuwas), Jaudat Sido, Schneider aus Syrien und Ruth Braun beim Zuschneiden von Stoffen. Hinten: Horst Manja (Tuwas), Kamal Khalil, rechts: Ghada Allahn.

Foto: Klaus Dieker

Das Dorf Neukirchen kann ab sofort mit einem neuen Alleinstellungsmerkmal im Kreis Wesel punkten: Gestern wurde offiziell das neue "Nähzimmer", die offene Nähwerkstatt für alle Interessierten, eröffnet. Wer gern schneidert, kann in das Gebäude an der Hochstraße 10 kommen und die Nähmaschinen und die Bügelstation gegen einen kleinen Obolus nutzen. Es handelt sich also nicht um eine Änderungsschneiderei.

Zur Feierstunde gestern Vormittag war das nicht allzu große Ladenlokal mit Gästen gut gefüllt. Unter anderem waren mehrere Vertreter der Stadt gekommen, darunter Ulrike Reichelt und Hans-Willi Pergens vom Amt für Wirtschaftsförderung, sowie Marion May-Hacker, Betreuerin der Agenda 21-Projekte in der Stadt. Als Vertreter der Politik waren unter anderem die SPD-Bundestagskandidatin Elke Buttkereit und CDU-Ratsherr Helmut Jänecke erschienen.

Angestoßen hatte das Projekt die Tuwas-Genossenschaft der Diakonie und die Mode-Designerin Ruth Braun aus Moers. Sie arbeitet mit Tuwas unter anderem über das Label "Hudhud" zusammen, das Design- und Schneider-Arbeiten von syrischen Flüchtlingen vertreibt. Mit im Boot bei der Gestaltung des Ladenlokals in frischen Farben war das Büro Freimeister aus Mönchengladbach.

Rainer Tyrakowski-Freese, Vorstand der Tuwas, sieht in dem neuen Nähzimmer einen Beitrag, um die Hochstraße zu "revitalisieren". Horst Manja, der Aufsichtsratsvorsitzende der Genossenschaft, erklärte mit Bezug auf die derzeitigen Sanierungsarbeiten im Dorfkern: "Die Hochstraße wirkt vielleicht im Moment nicht einladend, aber sie wird es wieder werden." Die Entscheidung, nach Neukirchen-Vluyn zu gehen, habe die Tuwas bislang nicht bereut. Gemeinsam mit der Verwaltung habe man Ideen entwickelt. So gibt es seit einiger Zeit im Projektzimmer an der Hochstraße 1m jeden ersten Freitag im Monat das "Repair-Café". Deutschlandweit gebe es rund 200 vergleichbare Nähwerkstätten. Doch Neukirchen-Vluyn sei in der Region damit "die Avantgarde", versichert Tyrakowski-Freese. Nicht zuletzt seien solche Angebote auch ein Zeichen gegen den modernen Wegwerf-Konsum von Kleidung.

Tuwas ist seit längerem auch in der Betreuung von Flüchtlingen aktiv. Die neue Werkstatt wird auch dazu beitragen, Flüchtlingen aus Syrien, die in ihrer Heimat professionell das Schneiderhandwerk betrieben haben, auch in Deutschland eine berufliche Perspektive zu bieten.

Viele Gläser mit Knöpfen und Kurzwaren stehen schon den Regalen bereit, um mit den Stoffen verarbeitet zu werden. Geöffnet ist das Nähzimmer montags, dienstags, mittwochs und freitags jeweils von 10 bis 14 Uhr, donnerstags von 14 bis 20 Uhr. Für Gruppen können auch besonderen Zeiten vereinbart werden. Kontakt aufnehmen kann man per Telefon 02845 2961665 oder per E-Mail unter projektladen@tuwas-genossenschaft.de. Wer sicher sein möchte, dass auch eine der drei Nähmaschinen frei ist, sollte sich anmelden. Übrigens: Wer noch nicht nähen kann, muss sich nicht grämen: In der Werkstatt sollen auch Kurse stattfinden.

Weitere Informationen gibt es unter

www.tuwas-genossenschaft.de

(s-g)
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