Neukirchen-Vluyn Naturschützer sorgen sich um Kröten

Neukirchen-Vluyn · Derzeit sind die Amphibien wieder auf Wanderung zu ihren Laichplätzen. Nicht nur Autos stellen für sie eine Bedrohung dar, sondern auch frisch gedüngte Felder. Zudem gibt es die Sorge, dass eine Pilzerkrankung den Niederrhein erreicht.

 Mitarbeiter des Naturschutzbundes beim Aufbauen des Krötenzaunes. Jetzt wandern die Kröten im Bereich Littard wieder.

Mitarbeiter des Naturschutzbundes beim Aufbauen des Krötenzaunes. Jetzt wandern die Kröten im Bereich Littard wieder.

Foto: Nabu

Die Zahl der Kröten schwanke zwar von Jahr zu Jahr. Die allgemeine Tendenz gehe aber nach unten, bedauert Tim Hartmann vom Naturschutzbund (Nabu). "Vor acht Jahren haben wir noch 4600 Tiere in der Littard über die Straße gebracht. Vor zwei Jahren waren es nur 1420", berichtet der Neukirchen-Vluyner. Der Bestand werde insgesamt kleiner. Umso wichtiger ist die Fürsorge für Kröten und andere Amphibien jetzt, da sie wieder auf Wanderschaft sind.

Im Spätwinter und Frühjahr, wenn die Temperaturen milder werden und es schön feucht ist, wachen Amphibien aus ihrer Winterruhe auf und begeben sich zu ihren Laichplätzen. Am Wochenende haben Mitglieder des Nabu Neukirchen-Vluyn deshalb wieder einen 600 Meter langen Amphibienzaun an der Straße An der Littard aufgebaut - und so vermutlich zahlreiche Tiere vor dem Tod unter Autorädern bewahrt. "Schon am Sonntag konnten wir mehr als 300 Tiere sicher über die Straße bringen", sagt Franz Reuter von Nabu. Auf ihrer nächtlichen Wanderschaft stoßen die Amphibien an den Zaun, laufen entlang der Sperre weiter - und fallen irgendwann in einen der Eimer, die der Nabu entlang des Zauns deponiert hat.

Neukirchen-Vluyn: Naturschützer sorgen sich um Kröten
Foto: Nabu

Jeden Morgen kontrollieren Nabu-Mitglieder die Eimer und bringen die darin gefangenen Tiere auf die andere Straßenseite. Vorher zählen sie die Tiere und bestimmen die Arten. Am Sonntag waren es 255 Kröten und über 50 Grasfrösche. Der Krötenzaun auf dem Wanderweg der Kröten ist der beste Schutz vor Autos. Anderen Gefahren sind die Amphibien allerdings fast hilflos ausgeliefert. Zum Beispiel frisch gedüngten Feldern. Leider würden Landwirte ihre Felder oft gerade in der Wanderzeit der Amphibien mit Kunstdünger oder Gülle düngen - und sogar in Naturschutzgebieten. "Aber die Tiere nehmen die Schadstoffe über ihre Haut auf", sagt Tim Hartmann. "100 Meter durch die Gülle und die Tiere sind tot." Der Nabu geht davon aus, dass gedüngte Felder im Bereich des Schwafheimer Meers zu eine Dezimierung der dortigen Molch-Population geführt hat. Ähnliche Probleme vermutet Hartmann in der Littard.

Auch eine aus Ostasien eingeschleppte Pilzerkrankung, die Amphibien befällt, macht den Naturschützern Sorgen. "Im vergangenen Jahr wurde wir darauf aufmerksam gemacht und gebeten, auf Hautveränderungen der Tiere zu achten", berichtet Franz Reuter. Die Erkrankung grassiere bereits in den Niederlanden und Belgien. Am Niederrhein sei sie bislang nicht aufgetaucht. Ob es dabei bleibt, sei aber offen. Neben den Gewässern in der Littard dient der Baggertümpel an der Alten Mühle in der Dong in Neukirchen-Vluyn Erdkröten, Grasfröschen, Teichmolchen und anderen Amphibien-Arten als Laichgewässer. Die Kröten queren die Straße Alte Mühle. Zu hunderten seien sie früher "plattgefahren" worden. "Einen zweiten Krötenzaun können wir dort wegen fehlender Manpower nicht aufstellen", sagt Reuter. Vor zwei Jahren haben sich Nabu, Stadt, Kreis und Agendabeirat deshalb darauf verständigt, ein Teilstück der Straße in der Wanderzeit der Kröten nachts für den Autoverkehr zu sperren. Die Sperrung zwischen 18 und sieben Uhr gilt ab sofort bis Ende April, teilte die Stadt mit.

Damit ein Rettungsweg frei bleibt, stehen die Holzböcke mit dem Durchfahrtverbot aber nur auf einer Straßenseite. Autofahrer könnten sie missachten. Ganz zufrieden ist der Nabu mit dieser Regelung deshalb nicht. Stadtsprecher Frank Grusen verwies gestern aber darauf, dass die Regelung in Rücksprache mit der Feuerwehr erfolgt sei. Die Stadt appelliert an Autofahrer, die Sperren zu beachten. Nur dann könne die Maßnahme zum Schutz der Kröten Erfolg haben.

(RP)
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