Neukirchen-Vluyn Nau-Häuser: Mietverträge gelten weiter

Neukirchen-Vluyn · Die Neukirchen-Vluyner Verwaltungsspitze führte gestern ein erstes Gespräch mit den neuen Eigentümern.

Die Verwaltungsspitze von Neukirchen-Vluyn hat gestern ein Gespräch mit den bisherigen und den neuen Eigentümern der so genannten Nau-Häuser geführt. Im Mittelpunkt standen die Vorstellungen der neuen Besitzer, der Schweizer Firma Peach Property Group, über die Zukunft der Gebäude. Wie Bürgermeister Harald Lenßen unserer Zeitung mitteilte, nahmen an dem Gespräch außer ihm selbst der Vorstandsvorsitzende der Gruppe, Bernd Hasse, der Hagener Investor Sebastian Olbrich und der technische Beigeordnete von Neukirchen-Vluyn, Ulrich Geilmann, teil. "Es war ein Gespräch zum Kennenlernen, und uns hat natürlich interessiert, welche Idee hinter dem Erwerb der Immobilien steckt", berichtet Lenßen.

Sebastian Olbrich hatte erst im Dezember bei der Zwangsversteigerung der Gebäude den Zuschlag für die Immobilien erhalten. Das war im Rathaus mit Erleichterung aufgenommen worden, denn die heruntergekommenen Häuser, die sich teils im Süden, teils in der Mitte von Vluyn befinden, sind seit Jahren ein Aufregerthema im Ort. Allerdings war vor einigen Tagen bekannt geworden, dass Olbrich das Immobilienpaket wieder abgestoßen hatte - an die erwähnte Peach Property Group.

Lenßen äußerte sich gestern nach dem Gespräch zuversichtlich: "Der Eindruck war positiv." Die Schweizer Gruppe habe vor, die Immobilien langfristig wirtschaftlich zu betreiben, was bedeuten soll, dass es vorerst keinen überraschenden Verkauf mehr geben wird. Eine wichtige Botschaft an die Bewohner der Häuser ist, dass die Mietverträge fortgesetzt werden sollen. Das gelte auch für den Treff 55 der Grafschafter Diakonie, der in einem der Nau-Häuser am Vluyner Nordring untergebracht ist und für die Beratung der Mieter bereitsteht. Fortgesetzt werden soll auch die Zusammenarbeit mit der gegenwärtigen Verwaltungsgesellschaft Lindenthal-Gartenstadt in Leipzig. "Es ist nicht vorgesehen, die Häuser ,hochwertig' zu sanieren, sondern so, dass sie bezahlbar bleiben", schildert Lenßen die Vorstellungen der neuen Besitzer.

Im Vluyner Süden war mit den Sanierungen in den vergangenen Wochen bereits begonnen worden, diese würden nun weitergeführt, wie Bernd Hasse erklärt habe. "Der Zeitplan sieht dafür ein halbes Jahr vor", berichtet Bürgermeister Lenßen. Was die Gebäude in der Mitte von Vluyn betrifft, darunter ein von vielen als Schandfleck wahrgenommenes Hochhaus, sehe die Planung eine Sanierungsphase von rund drei Jahren vor. Es würden dazu Gespräche mit Architekten geführt, mit einem ersten Konzept sei voraussichtlich in vier bis sechs Wochen zu rechnen. Was die Zukunft des ungeliebten Hochhauses angeht, konnten die neuen Investoren allerdings noch nichts Konkretes sagen. Grundsätzlich sei aber der Wille zu verspüren, "das Image dieser Immobilien zu verbessern".

Das Thema Nau-Häuser wird im Bürgermeisterwahlkampf in Neukirchen-Vluyn voraussichtlich eine Rolle spielen. Der Kandidat der SPD, der Fraktionsvorsitzende Jochen Gottke, hatte erst am Donnerstag das Management bei Grundstücken und Immobilien durch den CDU-Amtsinhabers kritisiert (die RP berichtete). Die SPD hatte bereits vor der Zwangsversteigerung im Dezember gefordert, die Stadt solle die Nau-Häuser kaufen, um Herr des Verfahrens zu sein.

Der Bürgermeister wies - nicht zum ersten Mal - diesen Vorschlag entschieden zurück: "Auf diese Weise würden wir Millionen Steuergelder verbrennen und trügen noch das Risiko, die Kosten für einen Abriss übernehmen zu müssen." Die Stadt Neukirchen-Vluyn sei keine Immobilienfirma und auch keine "Bad Bank". Was nicht ausschließe, dass die Stadt in bestimmten Fällen Grundstücke für Bauvorhaben zur Verfügung stelle. "Wir haben uns beispielsweise im Verfahren um den Bau der neuen Polizeiwache beworben", teilte Lenßen mit.

Eine gute Nachricht im Zusammenhang mit den Nau-Häusern hielt der Bürgermeister noch bereit: Ausstehende Zahlungen in Höhe von 1,6 Millionen Euro seien Ende März von Sebastian Olbrich auf das Konto der Stadt überwiesen worden. Das sei für den Haushalt von Neukirchen-Vluyn sehr erfreulich.

(RP)
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