Neukirchen-Vluyn "Heaven & Hill" bringt Halde Norddeutschland zum Beben

Neukirchen-Vluyn · Zum sechsten Mal feierten am Samstag Tausende beim Festival 102 Meter über dem Niederrhein.

 Das durchwachsene Wetter konnte die Stimmung auf dem Heaven & Hill Festival nicht trüben: Auch im Regencape wurde getanzt.

Das durchwachsene Wetter konnte die Stimmung auf dem Heaven & Hill Festival nicht trüben: Auch im Regencape wurde getanzt.

Foto: Christoph Reichwein

Als DJ Niels van Gogh auf der Red Stage die ersten Klänge des Hip-Hop-Sommerhits "Nie ohne mein Team" von Bonez MC und RAF Camora anspielt, gibt es für Andrea Elspas (19) aus Geldern und Madeline Weber (19) aus Köln, kein Halten mehr. Die beiden Freundinnen, die eben noch auf den Rängen vor der Bühne eine kurze Tanzpause eingelegt haben, stürmen auf die nasse Rasenfläche. Madeline bleibt kurz an einem achtlos auf den Boden geworfenen Regencape hängen, doch Andrea zieht sie weiter und Madeline hüpft leichtfüßig aus der Stolperfalle. Die jungen Frauen werfen die Arme nach oben, jubeln, werden von der tanzenden Menge verschluckt.

Genauso stellt sich Veranstalter Markus Kamps wohl die ideale Stimmung für das Heaven & Hill Festival auf der Halde Norddeutschland vor, das an diesem Samstag zum sechsten Mal stieg. Leider bekommt er, wie in den fünf Jahren zuvor, kaum etwas von der feiernden Menge mit. Um 18 Uhr, fünf Stunden nach Beginn des Festivals, hat er gerade einmal für fünf Minuten sein Containerbüro am Eingang des Festivalgeländes verlassen können. Kamps Handy steht nicht still: Das Auto, mit dem DJ Citizen Kain in Düsseldorf abgeholt werden sollte, ist beschädigt - ein neues Fahrzeug muss her. Oder ein neuer Fahrer? Gemeinsam mit dem zweiten Veranstalter, Tobias Schladitz, löst er kurzerhand das Problem: Ein Kellner erklärt sich bereit, den Fahrdienst zu übernehmen. Kamps bleibt entspannt: "Kann passieren. Da wird der Zeitplan mal wieder durcheinandergebracht, aber was soll's? Hauptsache, das Festival läuft."

Und das tut es. Tausende Besucher haben den Berg erklommen, um zu elektronischer Musik vor vier Bühnen zu feiern - oder einfach nur auf der Wiese bei einem Bier die Feierstimmung genießen zu können. Wie Andreas (27) und Karsten (26) aus Kamp-Lintfort, die das Spektakel nutzen, um einen Männerabend zu zelebrieren. "Wir sind nicht so die Tänzer, wir genießen lieber die Aussicht", erklärt Andreas. Ob er damit die Aussicht von der Halde auf den Niederrhein und das Ruhrgebiet oder doch eher hübsche Mädchen meint, bleibt offen.

Andrea und Madeline finden die Aussicht vom Berg "mega cool". Nach einem durchtanzten Nachmittag wandern die beiden jungen Frauen über das Festivalgelände, als Madelines Blick auf einen jungen Mann mit Eisbärenmaske fällt. Sie spricht ihn an: "Sag mal, warum trägst du die?" Francesco Tandurella (23) zögert, erklärt dann: "Mit der Maske kann ich machen, was ich will. Verrückt tanzen, ein Nickerchen auf dem Rasen machen. Ich kann einfach Ich sein." Madeline schüttelt den Kopf, lächelt: "Coole Sache. Viel Spaß noch!", sagt sie und macht sich mit Andrea auf den Weg zum Hallenhaus - um die Aussicht vor dem Einbruch der Dunkelheit noch einmal zu genießen.

(jma)
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