Polizeieinsatz in Neukirchen-Vluyn Verdächtiger lagerte gefährliche Chemikalien in Wohngebiet

Neukirchen-Vluyn · Spezialkräfte der Bundespolizei haben am Mittwochabend Sprengstoff-Chemikalien in einer Garage in Neukirchen-Vluyn unschädlich gemacht. Am Donnerstagmittag durchsucht die Polizei ein Haus in Kamp-Lintfort. Es soll einen Zusammenhang zwischen den Einsätzen geben.

Bomben-Material in Neukirchen-Vluyn gefunden
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Bomben-Material in Neukirchen-Vluyn gefunden

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Foto: Alyssa Pannwitz

Auf die gefährlichen Chemikalien war die Polizei am Mittwochabend bei der Festnahme eines 24-jährigen Deutsch-Polen wegen Einbruch- und Diebstahlverdachts gestoßen. Die Garage, in der die Stoffe lagerten, befindet sich neben dem Wohnhaus des Mannes. In der Neukirchener Garage entdeckten die Beamten nach RP-Informationen nicht nur Flüssigkeiten und Stoffe, die zum Bombenbau geeignet wären. Auch "andere Materiealien" seien gefunden worden. Darunter sollen beispielweise auch Metallkugeln sein - womöglich aus einem Kugellager eines Mofas.

Zu einem möglichen terroristischen Hintergrund machte ein Polizeisprecher am Mittwochabend keine Angaben; die Ermittlungen hätten erst begonnen. Am Donnerstag sagte eine Sprecherin unserer Redaktion, es gebe keine Erkenntnisse, die "in Richtung der Terrororganisation IS" deuten würden. Möglicherweise werde aber dennoch der Staatsschutz eingeschaltet.

Am Donnerstagmittag gibt es nach RP-Informationen in einem Haus in Kamp-Lintfort eine Durchsuchung. Es soll einen Zusammenhang zu dem Chemikalien-Fund geben. An der Garage seien noch bis in die Nacht hinein Spuren gesichert worden. Nach RP-Informationen wird auch in Richtung Geldautomatensprengung ermittelt.

Im Laufe der Nacht und am Donnerstag wurden mehrere Personen in mehreren Städten bei weiteren Hausdurchsuchungen vorläufig festgenommen, sagte ein Sprecher der Polizei in Essen am Donnerstagnachmittag unserer Redaktion.

Kamp-Lintfort: Polizei durchsucht Haus
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Hausdurchsuchung in Kamp-Lintfort

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Foto: Christoph Reichwein

Der Einsatzort in Neukirchen-Vluyn liegt in einem reinen Wohngebiet, einer ruhigen Straße mit alten Bäumen und dunklen Klinkerhäusern. Es handelt sich um eine alte Zechensiedlung - das stillgelegte Bergwerksgelände ist zwei Straßen weiter.

Nach Aussagen von Anwohnern ist der 24-Jährige ein ruhiger, netter und angenehmer Nachbar. Mehrere Anwohner berichteten unserer Redaktion, dass der junge Mann in der Garage, in der die Chemikalien gefunden wurden, öfter zugange war. Die Nachbarn haben auch andere Personen beobachtet, die mit dem 24-Jährigen nachts zwischen 2 und 3 Uhr an der Garage waren. Was genau diese dort gemacht haben und ob die Vorgänge in Zusammenhang mit dem gefundenen Sprengstoff stehen, konnten die Anwohner nach eigenen Angaben nicht erkennen.

Ein Anwohner berichtet davon, dass seit mehreren Wochen ein bordeauxroter Opel Astra ohne Kennzeichen direkt vor der Garage gestanden haben soll. Vor einigen Tagen habe das Ordnungsamt einen Zettel an das Fahrzeug geklebt, dass der Wagen dort nicht weiter ohne Zulassung geparkt werden dürfe. Diesen Opel musste die Polizei am Mittwochabend offenbar erst versetzen, um an die Garage zu gelangen. Wem der Wagen gehört, ist nicht bekannt.

Am Mittwochabend war lange unklar, ob die Wohnsiedlung hätte evakuiert werden müssen. Experten des USBV (Unkonventionelle Spreng- oder Brandvorrichtung)-Teams kontrollierten die chemischen Stoffe, bei denen es sich um Flüssigkeiten handelte. Es wurden offenbar nur Chemikalien, aber keine weiteren Materialien zum Bombenbau wie Zünder oder ähnliches gefunden.

Gegen 22.45 Uhr gab es Entwarnung. "Das Team musste überprüfen, ob eine große Gefahr vorliegt", sagte eine Sprecherin. Die Umgebung war großräumig abgesperrt.

Mit Material von dpa.

(kt99)
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