Neukirchen-Vluyn Niederberg: Nur eine Trinkhalle statt eines Lebensmittelmarkts?

Neukirchen-Vluyn · Das neue Einzelhandelsgutachten für Neukirchen-Vluyn wird zwar erst in der nächsten Woche im Fachausschuss vorgestellt, doch sorgt das Papier des Planungsbüros Junker und Kruse schon im Vorfeld für Debatten. Besonders umstritten in dem Entwurf ist die Empfehlung, der neue Stadtteil Niederberg solle keinen Einkaufsmarkt mit einer Größe von mehr als 900 Quadratmetern bekommen, denn sonst könnten Geschäfte in den Ortschaften Vluyn und Neukirchen leiden. Ähnlich hatten sich schon vor einiger Zeit die Fraktionen von Bündnis 90/Grünen und CDU geäußert.

Nun äußert sich mit Anja Steinhoff eine Bewohnerin des Niederberg-Viertels zu dem Thema. In einem Beitrag auf der Internetseite www.niederberg-netzwerk.de verweist sie auf die Tatsache, dass die Verantwortlichen der RAG Montan Immobilien, der das Gelände gehört, 2013 erklärt hätten: "Ein solch hochwertiges Wohnquartier braucht auch eine attraktive Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel." Für Steinhoff betrifft die Frage nach einem Nahversorger nicht nur die Bürger auf Niederberg, "sondern auch deren Nachbarn rund um die Roosenstraße sowie - und dies sind nicht wenige - die Anwohner der Kolonien, die südlich und östlich an Niederberg grenzen."

Steinhoff meint, die Einwände der Politik hätten ein "Geschmäckle" nach lokaler Klientel-Politik. Möglicherweise wolle man echten Wettbewerb vermeiden und sich Wählerstimmen aus den bisherigen Zentren sichern, "beispielsweise aus dem Barbaraviertel, dem nach der Edeka-Schließung immerhin die Netto-Filiale geblieben ist". Schon gebe es Gerüchte, dass im Falle einer Neuansiedlung im Barbaraviertel auf Niederberg nur "eine Trinkhalle" entstehen solle. Da sei es kein Wunder, dass viele Niederberg-Siedler sich als Bürger zweiter Klasse behandelt fühlten. Steinhoffs Fazit: "Niederberg bietet die Möglichkeit, vor der Kulisse der historischen Fördertürme ein Industrie-Denkmal zu erhalten und einen Mehrwert-Bereich für die Bevölkerung zu schaffen, der nicht nur den Niederbergern, sondern der gesamten Stadt zugute kommt. Doch ohne ein nachhaltiges Konzept geht es nicht. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass neben der ,Trinkhalle' nur noch Lagerflächen und Gewerbehallen entstehen."

Derweil hat die CDU-Fraktion im Neukirchen-Vluyner Rat für den kommenden Stadtentwicklungsausschuss einen Antrag formuliert. Darin fordern die Christdemokraten, dass "für die strategische Entwicklung des Barbara-Viertels (EMA-Straße), insbesondere zur Sicherung hinsichtlich der Nahversorgung der Bevölkerung mit Nahrungs- und Genussmitteln" die Grundstücke der ehemaligen Tankstelle und die ehemalige Supermarktfläche als Sondergebiet für großflächigen Lebensmittelhandel ausgewiesen werden sollen.

Außerdem soll die Verwaltung auf Wunsch der CDU-Fraktion im Ausschuss darlegen, unter welchen Voraussetzungen das Gebiet Drüenstraße mit einer Anbindung über den Bendschenweg "als Alternativfläche für großflächigen Lebensmittelhandel zur Verfügung steht."

(s-g)
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