Neukirchen-Vluyn Niederländer will Club für Landsleute gründen

Neukirchen-Vluyn · Seit rund drei Jahren wohnt Cornelis Jan Smits in Neukirchen-Vluyn. Zwar fühlt er sich in Deutschland wohl, doch vermisst er die Gelegenheit, Niederländisch zu sprechen. Das möchte er ändern.

 C. J. "Kees" Smits mit einem Buch über das niederländische Königshaus. Regelmäßig besucht er seine Kinder und Enkel jenseits der Grenze.

C. J. "Kees" Smits mit einem Buch über das niederländische Königshaus. Regelmäßig besucht er seine Kinder und Enkel jenseits der Grenze.

Foto: Dieker

Der Fernseher im Wohnzimmer ist gerade an: Cornelis Jan Smits verfolgt auf einem niederländischen Sender die Berichterstattung über die Wahlen der Provinzverwaltungen. Der 72-Jährige ist politisch interessiert, war in seiner Heimat im Stadtrat aktiv. Seit Ende 2011 lebt er nun in Neukirchen-Vluyn - der Liebe wegen, wie so viele niederländische Männer und Frauen.

Smits vermisst in der neuen Umgebung die Gelegenheit, seine Muttersprache zu pflegen. "Dann habe ich erfahren, dass es in vielen großen Städten niederländische Clubs gibt", berichtet er. So einen möchte er nun auch in Neukirchen-Vluyn etablieren. Das sei kein Zeichen, dass er sich hier nicht wohlfühle, stellt er klar. Aber die Gelegenheiten, Niederländisch zu sprechen, sind in Deutschland nun einmal gering. "Ich war überrascht, wie wenig Deutsche Niederländisch lernen", erzählt er. Und das in einer Region die direkt an der Grenze liegt. Zudem seien die Niederlande der wichtigste Handelspartner. Doch die Sprache des Nachbarn zu lernen, dieser Aufgabe stellen sich bislang vor allem die Niederländer.

So wie es aussieht, hat der Club gute Chancen. Am Niederrhein leben rund 10 000 Niederländer. Und 15 Personen haben sich bereits gemeldet. Auch Deutsche hatten Interesse bekundet, doch Smits möchte die Mitglieder gern auf Niederländer beschränken, um den Zweck der Gruppe nicht zu verwässern. Eine Ausnahme macht er allerdings: "Ein Deutscher, 85 Jahre alt, meldete sich und sagte, er habe lange Jahre seiner Kindheit und Schulzeit in Holland verbracht." Die Interessenten, die sich bislang gemeldet haben, seien sonst im Alter zwischen 40 und 70 Jahren, die meisten verheiratet mit einem deutschen Partner. "Eine Frau sagte mir, sie freue sich darauf, nach Jahrzehnten wieder Niederländisch reden zu können."

Im Gespräch mit Cornelis Jan Smits lernt man einiges über die Eigenheiten der beiden Völker kennen. Beispielsweise hätten Niederländer meist einen informellen Rufnamen, der im Alltag gebraucht wird. In Smits Fall ist das "Kees". Er steht auch auf seiner Visitenkarte. In den Niederlanden neige man zudem rasch dazu, jemanden zu duzen. In Deutschland sei er damit schon einmal ins Fettnäpfchen getreten.

Generell seien die Deutschen zurückhaltender, weniger offen, und zumindest auf den ersten Blick abweisender, schildert Smits seine Eindrücke. Dafür seien die Deutschen höflich, die Niederländer manchmal ziemlich direkt. Ganz neu waren diese Unterschiede in der Mentalität für ihn nicht, als er nach Neukirchen-Vluyn zog. Als Geschäftsmann in der Möbelbranche war er oft in Deutschland unterwegs, hatte Kontakte zu deutschen Lieferanten. Und er lernte die Eigenheiten der deutschen Bürokratie kennen. Manches in unserem Land findet Smits immer noch seltsam: Die Kirchensteuer zu Beispiel. Dass man zahlen müsse, um Mitglied einer Konfession zu sein, will dem überzeugten reformierten Christ nicht in den Kopf. Auch die Hemmung, patriotische Symbole zu verwenden, kenne man in den Niederlanden nicht. "Bei der Fußball-WM ist bei uns alles oranje", sagt er. Und natürlich werde die Landesflagge im Garten gehisst. Die Deutschen, so höre er, scheuten sich davor wegen ihrer Vergangenheit. "Aber so etwas muss ja nicht gleich als nationalistisch ausgelegt werden."

Je nachdem, wie viele Landsleute Interesse an dem Club haben, will Smits die Mitglieder erst einmal bei sich daheim versammeln. Sollte die Gruppe wachsen, werde man in eine Gaststätte ausweichen.

Wer Interesse hat mitzumachen, kann sich melden unter 02845 9846027, Mobil 0031 654776529 oder per E-Mail unter cjsmits@solcon.nl

(RP)
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