Neukirchen-Vluyn Niederrheiner beeindruckt von Bosnien

Neukirchen-Vluyn · Mit einer siebenköpfigen Delegation aus Neukirchen-Vluyn reiste das Ehepaar Hölz im Auftrag der Caritas nach Bosnien. Darunter waren Klaus Plonka und Rudolf Weth. Sie erfuhren, dass es die bosnische Jugend stark nach Deutschland zieht.

 Die Reisegruppe aus Neukirchen-Vluyn, links Klaus Plonka, zu Gast an einer katholischen Schule in Bihac, an der allerdings überwiegend Muslime unterrichtet werden. Das funktioniert ohne große Probleme.

Die Reisegruppe aus Neukirchen-Vluyn, links Klaus Plonka, zu Gast an einer katholischen Schule in Bihac, an der allerdings überwiegend Muslime unterrichtet werden. Das funktioniert ohne große Probleme.

Foto: Heribert Hölz

Das Ehepaar Hölz hat schon häufiger Bosnien besucht, doch die jüngste einwöchige Reise auf den Balkan stand unter einem besonderen Zeichen. Zum einen schlug der Reiseweg einen großen Bogen von der kroatischen Küste bis ins bosnische Binnenland, zum anderen wurde das Ehepaar begleitet durch eine Delegation aus Neukirchen-Vluyn, zu denen Rudolf Weth von der Kindernothilfe und der ehemalige CDU-Vorsitzende Klaus Plonka gehörten.

Von Split aus reiste die Gruppe zunächst zum Badeort Omis, später dann nach Bihac. "Mein Sohn war in den 90er Jahren in dieser Region, damals herrschte eine schlimme Zeit", berichtet Rudolf Weth. Er hatte die Reise unter dem Schatten dieser Erinnerungen angetreten, doch was er vorfand, stimmte ihn hoffnungsvoller als erwartet. Eindrucksvoll sei beispielsweise das Schulzentrum in Bihac. Es ist eine katholische Einrichtung, doch die Stadt ist größtenteils muslimisch. Und so besuchen auch die Schule vor allem muslimische Kinder - und das funktioniert. Eine Stimmung von Aufgeschlossenheit und Toleranz herrsche an dieser Einrichtung, die übrigens nach Papst Johannes Paul II. benannt ist. "Der Islam in dieser Gegend gilt als weltoffen", berichtet Heribert Hölz, der seit Jahrzehnten das Hilfswerk der Caritas Duisburg vor Ort organisiert. Allerdings gebe es auch Bestrebungen, etwa von Saudi-Arabien aus, Einfluss zu nehmen - etwa durch den Bau von Moscheen - und auf diese Weise einen militanteren Islam zu propagieren.

"Wir führten Gespräche mit den Schülern", berichtet Klaus Plonka. "Die Caritashilfe gibt ihnen eine berufliche Perspektive." Allerdings musste Plonka auch feststellen, dass der größte Teil der bosnischen Jugendlichen nicht in der Heimat bleiben, sondern nach Deutschland kommen will. "Ich habe versucht, ihnen klarzumachen, das Deutschland nicht das Schlaraffenland ist", erzählt er.

Verständlich ist es freilich, dass die Jugend Ausschau hält nach einem besseren Leben. Die Arbeitslosigkeit in der Region ist mit 44 Prozent extrem hoch, und selbst wer Arbeit hat, kann von den mageren Löhnen oft kaum sich und seine Familie durchbringen.

Eine weitere Station der Reise war Banja Luka, wo die Bosnienhilfe der Caritas eine Altenpflegeeinrichtung finanziert, die immerhin 25.000 Euro pro Jahr benötigt. Überflüssig zu sagen, dass es mit der Altersvorsorge in Bosnien ähnlich schlecht aussieht wie mit dem Arbeitsmarkt.

Doch wo viel Schatten ist, da ist bekanntlich auch Licht. Menschen, die sich uneigennützig für andere einsetzen, sind die Teilnehmer der Reise auch begegnet. Zum Beispiel die Nonnen von Alexandrovac, die sich um schwerstsüchtige Menschen kümmern. "Für jeden Geretteten wird ein Baum gepflanzt", berichtet Heribert Hölz. In der Stadt Travnik besuchte die Reisegruppe unter anderem das Priesterseminar. Auch hier leben Christen und Muslime Seite an Seite. "Glockengeläut mischt sich mit dem Muezzinruf", beschreibt Klaus Plonka die Atmosphäre in der Stadt.

Natürlich war auch die Metropole Sarajevo Ziel der Reisenden. Wer die Stadt noch nicht kannte, war von deren Weltläufigkeit beeindruckt. "Teilweise fühlt man sich wie in der City von Düsseldorf", sagt Rudolf Weth. Für ihn war die Reise, bei allen Problemen, die Bosnien noch immer hat, eher ermutigend. "Ich habe doch ein Stück Hoffnung mitgenommen."

(s-g)
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