Neukirchen-Vluyn Politiker fordern mehr Barrierefreiheit

Neukirchen-Vluyn · Die Grünen schlagen vor, die Checkliste "Barrierefreies Planen und Bauen im öffentlichen Bereich" in der Stadtverwaltung einzuführen. In anderen Kommunen dient die Liste bereits als Richtlinie für Planungen.

 Beim barrierefreien Umbau der Bushaltestelle Roosenstraße an der Niederrheinallee ist einiges schiefgelaufen, finden die Grünen. Unter anderem hätte an der viel befahrenen Straße eine Querungshilfe angelegt werden müssen, finden sie.

Beim barrierefreien Umbau der Bushaltestelle Roosenstraße an der Niederrheinallee ist einiges schiefgelaufen, finden die Grünen. Unter anderem hätte an der viel befahrenen Straße eine Querungshilfe angelegt werden müssen, finden sie.

Foto: KLaus Dieker

Wenn es um das Thema Barrierefreiheit geht, hat Neukirchen-Vluyn noch eine Menge aufzuholen, finden die Grünen. Viel zu viel sei in den vergangenen Jahren schiefgelaufen. Ein bekanntes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: Die "Rinnen" im Pflaster des neu gestalteten Vluyner Platzes, die sich nachträglich als Stolperfallen erwiesen haben. So etwas darf sich nicht wiederholen, finden die Grünen. Ihre Ratsfraktion schlägt deshalb vor, die Checkliste "Barrierefreies Planen und Bauen im öffentlichen Bereich" in der Stadt einzuführen. Sie solle eine "verbindliche Grundlage für künftiges Planen und Bauen in kommunaler Verantwortung" darstellen, schreibt die Fraktion in einem Antrag für den Bauausschuss am 1. März.

Die Checkliste wurde vom Arbeitskreis der Behindertenkoordinatoren in Nordrhein-Westfalen erarbeitet und liegt inzwischen in der dritten Auflage vor. Sie diene bereits in zahlreichen Kommunen als Grundlage für Bauprojekte, darunter in Duisburg, Gelsenkirchen und Moers, so Thomas Wagener, Fraktionschef der Grünen. In Moers wurde die Checkliste bereits 2006 eingeführt. Sie nennt auf fast 100 Seiten stichpunktartig zahlreiche Aspekte, die beim Thema "Barrierefreiheit" eine Rolle spielen. Im Kapitel "Gehwege, Plätze und Überwege" heißt es zum Beispiel: "grundsätzlich nur plane Pflasterung (Unfallgefahr)" und "Ablaufrinnen sind so flach zu gestalten, dass sie ohne Probleme mit dem Rollstuhl überquert werden können".

Bei der Planung des Vluyner Platzes sei das Thema Barrierefreiheit zunächst gar nicht berücksichtigt worden. So seien auch das Leitpflaster für Sehbehinderte erst auf einen politischen Antrag hin eingeplant worden. Auch beim Umbau des Schulzentrums vermissen die Grünen ein systematisches Vorgehen in Sachen Barrierefreiheit. "Eine behindertengerechte Toilette ist zwar eingeplant worden", sagt Wagener. Aber dass die Verbindung zwischen den Schulen nur über eine Treppe führt, sei zunächst übersehen worden. "Jetzt wird dort eine Rampe oder ein Aufzug gebaut", so Thomas Wagener. Das sei typisch: "Erst wenn irgendetwas zufällig etwas auffällt, wird reagiert."

Auch in der letzten Sitzung des Bauausschusses im Januar wurde über das Thema Barrierefreiheit gesprochen. Anlass war der barrierefreie Umbau von Bushaltestellen in Neukirchen-Vluyn. An der Haltestelle Roosenstraße sei dieser misslungen. "Eine Querungshilfe gibt es nicht. Und dort, wo man queren könnte, muss man über einen Grünstreifen gehen, der zwischen Gehweg und Straße liegt." Überhaupt habe Neukirchen-Vluyn, was barrierefreie Haltestellen angehe, noch großen Nachholbedarf. Bis 2022 schreibe das Gesetz den Umbau aller Haltestellen vor. Andere Kommunen, wie zum Beispiel das kleine Rheurdt, seien schon viel weiter, sagt Wagener. "In Neukirchen-Vluyn haben die Behinderten keine Lobby."

In ihrem Antrag bitten die Grünen die Stadtverwaltung lediglich darum, zunächst zu prüfen, ob die Checkliste für das barrierefreie Planen und Bauen" eingeführt werden kann. Sie haben aber schon konkrete Vorstellungen davon, wie die Liste zum Einsatz kommen sollte. Wagener: "Man sollte eine Person ausgucken, die Planungen zu Gesicht bekommt und Punkt für Punkt die Checkliste abarbeitet."

(RP)
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