Neukirchen-Vluyn Schulgelände: Investor statt Flüchtlinge

Neukirchen-Vluyn · Das Planungsverfahren für einen Verkauf des Geländes der Diesterwegschule an einen Investor geht weiter. Dafür sind alle Ratsfraktionen außer der SPD. Sie plädiert dafür, zu warten, ob das Gebäude nicht für Asylbewerber gebraucht wird.

Was soll aus dem Gelände der ehemaligen Diesterwegschule werden? Über diesen Punkt sind die Fraktionen im Neukirchen-Vluyner Rat nun uneinig geworden. Ursprünglich waren alle politischen Kräfte einig, dass das Gelände an einen Investor verkauft werden soll, der dort Wohnungen errichten will (die RP berichtete). Ein einstimmiger Beschluss in diesem Sinne war im März diesen Jahres gefallen.

Doch die Herausforderung durch den Zustrom von Flüchtlingen auch nach Neukirchen-Vluyn hat in den Augen der SPD die Lage geändert. Als vor wenigen Wochen, am 2. September, im Stadtentwicklungsausschuss das Planungsverfahren auf den Weg gebracht werden sollte, meldeten die Vertreter der SPD Beratungsbedarf an.

"Wir sind der Auffassung, dass wir das zweistöckige Gebäude, um das es geht, in der Rückhand behalten sollten, um für die Aufnahme weiterer Flüchtlinge vorbereitet zu sein", erläutert Günter Zeller, der nach dem Ausscheiden von Jochen Gottke aus dem Rat nun kommissarisch den Fraktionsvorsitz der SPD inne hat. "Schließlich soll am Hugengraben, wo auch viele Flüchtlinge untergebracht sind, eines der Gebäude abgerissen werden."

Die Sozialdemokraten haben sich mit diesem Vorschlag aber nicht durchsetzen können. Die Fraktionen von CDU, NV Auf geht's und FDP/Piraten hatten einen gemeinsamen Antrag vorbereitet, in dem die Fortsetzung des Planungsverfahrens für den Verkauf des Grundstückes gefordert wird - so, wie es ursprünglich der Rat Anfang des Jahres beschlossen hatte. Die drei Fraktionen befürchten, dass sich der Investor aus dem Projekt zurückziehen könnte. "Dies wäre für die weitere Entwicklung der Stadt Neukirchen-Vluyn ein herber Rückschlag. Darüber hinaus fließen dem städtischen Haushalt die mittel im besten Fall mit Verzögerung und im schlechtesten Fall gar nicht zu", heißt es in dem Antrag. Dieser fand in der jüngsten Ratssitzung auch die Unterstützung der Grünen-Fraktion. Die SPD wurde überstimmt, damit ist eine Zukunft des Grundstücks als Unterkunft für Flüchtlinge vorerst vom Tisch.

Die Schulbetrieb in den Gebäuden war im Jahr 2008 aufgegeben worden. Eines wird nun von der VHS und der Musikschule genutzt, die ehemalige Turnhalle erwarb das Laboratorium Dr. Berns im Jahr 2012. Die restliche Fläche, rund 18.000 Quadratmeter wurde bereits im Jahr 2013 zum Verkauf angeboten. Wegen der Kluft zwischen dem Bilanzwert (2,5 Millionen Euro) und dem Verkaufswert hatte die SPD-Fraktion die Verwaltung kritisiert, sie verscherble das "Tafelsilber" der Stadt. In den vergangenen Monaten wurde das fragliche Gebäude als Ausweichquartier für Kitas genutzt, etwa im Fall von Renovierungen.

(s-g)
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