Neukirchen-Vluyn "Schweinerei nervt" - Hundehalter ärgert sich über Pferdeäpfel

Neukirchen-Vluyn · Dieter Günnemann fühlt sich als Hundefreund ungerecht behandelt. Warum, fragt er die Verwaltung, dürfen Pferdehalter anscheinend ohne Konsequenzen Straßen und Wege verschmutzen?

Dieter Günnemann ist Hundehalter. Und er hat volles Verständnis dafür, dass Hundekot auf Straßen und Wegen viele Menschen aufregt. Doch stellt er sich mittlerweile die Frage, ob es nur die Hundebesitzer seien, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner beseitigen müssen. Diese Frage hat er nun in einem Brief der Stadtverwaltung Neukirchen-Vluyn gestellt, der unserer Redaktion vorliegt.

Es sind die Kothaufen von Pferden, gern als "Äpfel" bezeichnet, die Günnemann ärgern. "Hier muss ebenfalls Einhalt geboten werden, denn diese ,Schweinerei' nervt", schreibt der Mann aus Hochkamer. Zudem erleichterten sich Hunde eher "in den seitlichen Rabatten, Pferde jedoch mitten auf der Strecke und dies recht umfangreich." Verschiedentlich habe er Reiter darauf angesprochen, sie mögen doch bitte die Notdurft ihrer Pferde beseitigen. "Das Einzige, was erwidert wurde, waren arrogante Sprüche."

Es wäre schön, so Günnemann, wenn die Verwaltung Kontakt zu den örtlichen Reitställen aufnähme und die Besitzer daran erinner, welche Ordnungspflichten auch Reiter zu erfüllen haben. Außerdem fragt er sich, warum nur Hundebesitzer eine Steuer zu zahlen haben, und nicht auch jene, die ein Pferd halten.

Hans Steuer ist der Leiter des Ordnungsamtes in Neukirchen-Vluyn. Der Brief Günnemanns ist auch auf seinem Schreibtisch gelandet. Und er gibt dem Hundefreund aus Hochkamer im Prinzip recht. "Es gibt da grundsätzlich keinen Unterschied. Die Straßenverkehrsordnung besagt, dass eine Verunreinigung der Straßen verboten ist." Für einen Pferdehalter gelten also ähnliche Pflichten wie für einen Hundehalter. Ihm drohen auch ähnliche Bußgelder, die von zehn bis 100 Euro reichen können.

Einen Unterschied gibt es dann allerdings doch, erläutert der Fachmann. "Der Kot von Hunden gilt gesundheitlich als bedenklicher als die Pferdeäpfel." Das liege daran, dass Hunde Fleischfresser sind. Und in ihrem Kot fühlen sich auch Schädlinge und Parasiten wie Spulwürmer und andere unerfreuliche Kreaturen wohl. Gefährdet dadurch sind beispielsweise spielende Kinder. Doch leider sind Kinderspielplätze ein bevorzugter Ort für Hundehalter, ihren Fiffi das Geschäft machen zu lassen.

Pferde seien dagegen Pflanzenfresser, erklärt Steuer, ihre Hinterlassenschaften sind weniger gefährlich und werden bekanntlich auch gern zum Düngen eingesetzt. Hans Steuer hat einen Rat für jene, die sich über die Verschmutzung von Straßen oder Wegen durch Pferdekot ärgern. "Schreiben Sie sich einfach die Nummer des Tieres auf. Pferde haben alle eine Kennzeichnung, nicht anders als Autos." Meist ist dieses ,Pferde-Kennzeichen' auf einem gelben Täfelchen am Zaumzeug zu sehen. Über diese Nummer können die Verwaltungsmitarbeiter herausbekommen, welcher Reiter seinen Pflichten nicht nachgekommen ist. Dann droht ein Bußgeld.

In Kamp-Lintfort gelten die gleichen gesetzlichen Grundlagen wie in Neukirchen-Vluyn. Allerdings, berichtet Martina Kandolf, die Leiterin des Ordnungsamtes, kämen Beschwerden über Pferdeäpfel nur selten vor. "Ich kann mich an einen einzigen Fall erinnern", sagt sie. "Es ging da um die Hinterlassenschaften auf einem bestimmten Weg." Das Problem sei, dass der Halter des Pferdes oft nicht zu ermitteln ist. Ein weiterer Unterschied: Pferde reiten nur selten in städtischen Gebieten, Hundekot findet aber vor allem dort. In Zukunft, meint Kandolf, könnten die Halter beider Tierarten für die Sünden ihrer Vierbeiner zur Rechenschaft gezogen werden. "Ich habe gehört, dass in den Niederlanden ein Verfahren getestet wird, den Kot auf DNA-Spuren zu testen." Dann dürften für unbelehrbare Herrchen schlechte Zeiten anbrechen.

Übrigens gibt es nicht nur aus Gründen des Düngens gute Gründe, Pferdeäpfel einzusammeln. Inzwischen können die Hinterlassenschaften zu Pellets gepresst und als Heizmaterial verwendet werden.

(s-g)
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