Neukirchen-Vluyn So erforscht man seinen Stammbaum

Neukirchen-Vluyn · Wolfram Berns hat den Band "Ortsfamilienbücher für Neukirchen-Vluyn von 1632 bis 1798" veröffentlicht. Wie man erfolgreich Daten über die eigenen Vorfahren sammelt, darüber sprach er nun in der Stadtbücherei.

 Wolfram Berns zeigt die Vluyner Bände des von ihm edierten Ortsfamilienbuches. In seinem Vortrag in der Stadtbücherei in Vluyn gab es Ratschläge, wie man Familienstammbäumen auf die Spur kommen kann.

Wolfram Berns zeigt die Vluyner Bände des von ihm edierten Ortsfamilienbuches. In seinem Vortrag in der Stadtbücherei in Vluyn gab es Ratschläge, wie man Familienstammbäumen auf die Spur kommen kann.

Foto: siwe

Der Veranstaltungsraum in der Stadtbücherei in Neukirchen-Vluyn war bis auf den letzten Platz besetzt, als der Ahnenforscher Wolfram Berns über seine Arbeit berichtete. "Die Ahnenforschung ist durch das Dritte Reich in Verruf geraten und hatte lange Zeit mit zahlreichen Vorurteilen zu kämpfen", erläuterte Berns.

Der Autor des umfangreichen Nachschlagewerks "Ortsfamilienbücher für Neukirchen-Vluyn vom 1632 bis 1798", das 2013 erschien, arbeitet zurzeit an einer Erweiterung. "Für den Ortsteil Vluyn konnte ich insgesamt 19.500 Namen sammeln, die Familiengeschichten bis zum Jahr 1905 dokumentieren", berichtete der 84-jährige. "Für den Ortsteil Neukirchen liegen mir bisher 16.100 Namen vor." Mit seinen Werken gibt Berns dann einen Überblick über die historisch-soziale Situation über 300 Jahre in unserer Region.

Seine Mutter habe ihn mit dem Bazillus der Ahnenforschung infiziert, berichtete der rüstige Senior augenzwinkernd: "Begonnen haben wir mit der Verfolgung unserer eigenen Familiengeschichte, die sich bis 1620 dokumentieren lässt. Hat man einmal damit angefangen, lässt einen die Neugier nicht mehr los." Seit etwa sieben Jahren trägt der ehemalige Fahrlehrer unermüdlich Material für seine Bücher zusammen.

Als sogenannte Primärquellen dienen ihm beispielsweise die Kirchenbücher der Region. Jeder katholische Pfarrer war per Dekret seit 1563 dazu verpflichtet, jede Geburt, jede Eheschließung, jede Taufe und jeden Todesfall in seiner Gemeinde aufzuschreiben.

"Die evangelischen Pastoren folgten etwa 25 Jahre später nach", berichtete Berns. "Interessant waren dann Bemerkungen und Berichte an den Rändern der Kirchenbücher. Hatte ich mich einmal in die teilweise sehr schwierig zu entziffernde Handschrift des jeweiligen Pfarrers eingelesen, gaben diese Randnotizen oft Klarheit über die Entwicklung und das Schicksal einzelner Familien." Hier fänden sich etwa Berichte über tragische Unfälle oder Kommentare über "berüchtigte" Frauen.

Als weitere aufschlussreiche Quelle dienen alte Grabsteine. Wolfram Berns erklärte: "Der älteste Grabstein, den ich auf dem Vluyner Friedhof gefunden habe, stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Er ist wie ein Familienbuch über mehrere Generationen."

Nicht selten berichteten solche steinernen Zeugen über schicksalhafte Begebenheiten aus vergangenen Jahrhunderten. Auch Passagierlisten von Auswandererschiffen könnten oft einen interessanten Aufschluss über den Verbleib einzelner Personen oder ganzer Familienzweige geben.

Die wohl umfassendste internationale Quelle seien die Aufzeichnungen der Mormonen. Für diese heute hauptsächlich in den USA beheimatete Glaubensgemeinschaft gehöre es nämlich zur Ausübung ihrer Religion, reichlich Material über Familiengeschichten zu sammeln und aufzubewahren. Grundlagen der Mormonen-Ahnenforschung sind zum Beispiel Volkszählungsunterlagen, Zivilstandsregister, Kirchenbücher und Gerichtsakten. Diese Daten sind heute weltweit für alle Familienforscher frei zugänglich, unabhängig von deren Konfession.

Auch Wolfram Berns wurde vielfach dort fündig: "Hier sind jede Menge Geschichten über Familien aus Neukirchen-Vluyn verzeichnet." Allen zukünftigen Ahnenforschern rät Berns: "Wenn Sie sich auf Spurensuche nach Ihren Ahnen begeben, werden Sie unter Umständen auf viele Schwierigkeiten stoßen. Aber es gibt viele verschiedene Quellen, die Sie anzapfen können. Bleiben Sie hartnäckig."

Eine wichtige Quelle für alle Menschen aus der Region, die mehr über ihre eigene Familiengeschichte erfahren wollen, sind auf jeden Fall die Ortsfamilienbücher von Wolfram Berns. Das komplette Werk wird voraussichtlich in einem Jahr vorliegen.

(gh)
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