Neukirchen-Vluyn Sorge vor Strahlung: Ortstermin für Politiker

Neukirchen-Vluyn · Auf Einladung der Lineg haben Vertreter der Ratsfraktionen und der Verwaltung gestern Nachmittag jene Fläche auf dem Niederberg-Gelände besichtigt, wo jüngst schwach radioaktive Werte gemessen wurden.

 Die Vertreter von Politik, Verwaltung, Lineg und RAG beim Rundgang über das belastete Gelände. Hier stehen sie am Rande der ausgehobenen Grube am Ophülsgraben. Der Wasserlauf wird renaturiert, bei diesen Arbeiten fielen die radioaktiven Werte auf.

Die Vertreter von Politik, Verwaltung, Lineg und RAG beim Rundgang über das belastete Gelände. Hier stehen sie am Rande der ausgehobenen Grube am Ophülsgraben. Der Wasserlauf wird renaturiert, bei diesen Arbeiten fielen die radioaktiven Werte auf.

Foto: Klaus Dieker

Seit Tagen sind die belasteten Böden auf dem ehemaligen Zechengelände Niederberg ein Thema, gestern hatten die Vertreter der Ratsfraktionen nun Gelegenheit, die Baustelle der Lineg, wo die schwach radioaktiven Stellen gefunden wurden, selber in Augenschein zu nehmen. Das Entwässerungs-Unternehmen hatte zu dem Ortstermin eingeladen, auch um den Vorwurf zu begegnen, es gebe keine gute Informationspolitik.

Und so stapften die Lokalpolitiker über das schlammige Gelände und stellten den Experten der Lineg Fragen. Auch Ralf Hüttemann, Projektleiter der RAG Montan Immobilien, war gekommen, obwohl die Fläche, um die es geht, nicht mehr Eigentum der Ruhrkohle ist. Ebenso vor Ort waren Bürgermeister Harald Lenßen, der technische Beigeordnete Ulrich Geilmann und Wirtschaftsförderer Hans-Willi Pergens.

Die Lineg hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass bei den Arbeiten zur Renaturierung des Ophülsgrabens einzelne Stellen aufgefallen waren, die eine natürliche Radioaktivität aufweisen. Offensichtlich waren diese Schichten mit dem Grubenwasser nach oben gekommen. Mit dem Begriff "radioaktiv" sind Ängste verbunden. Doch Dr. Wolfgang Kühn, Gebietsbereichsleiter für Wasserwirtschaft bei der Lineg, und Diplom-Geologin Gesa Amstutz, versicherten noch einmal, dass die gemessenen Werte klar unter dem Grenzwert von einem Becquerel pro Gramm liegen, nämlich bei 0,77 Becquerel. Diese Einheit misst die Menge einer radioaktiven Substanz durch den Zerfall der Atomkerne pro Sekunde.

Auch wenn keine Gefahr besteht - ganz und gar zufrieden mit den Informationen zeigten sich einige Ratsmitglieder gestern Nachmittag nicht. Heinz-Gerd Franken (SPD) wunderte sich: "Als damals hier der Abschlussbetriebsplan verabschiedet wurde, war doch noch alles ok." Wolfgang Kühn räumte ein: "Der Fund hat uns selber überrascht." Ralf Hüttemann ergänzte: "Wir als RAG Montan haben hier 2010 bis 2011 einen großen Kanal gebaut, auch wir haben nichts festgestellt."

Kritik hatte es schon vor der Begehung an der Informationspolitik gegeben. Doch sowohl die Verwaltung als auch die Lineg fühlen sich nicht verantwortlich für die Kommunikationspanne. "Wir haben den Kreis Wesel informiert", sagt Gesa Amstutz. Die Lineg sei davon ausgegangen, dass über diesen Weg auch die Stadt und somit die Politik vor Ort in Kenntnis gesetzt wurde. Das passierte aber nicht. Und so erfuhren auch die Ratsmitglieder in Neukirchen-Vluyn die Neuigkeiten aus der Zeitung. "Ich hatte sofort besorgte Einwohner am Telefon", berichtet Heinz-Gerd Franken.

Die belasteten Schichten werden nun mit rund 500 Lkw-Fuhren abtransportiert.

(s-g)
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