Neukirchen-Vluyn "Stunde der Wintervögel" schlägt erneut

Neukirchen-Vluyn · Von heute bis einschließlich Sonntag sind Naturfreunde aufgerufen, eine Stunde zu erübrigen, um Vögel zu beobachten. Die Ergebnisse können dann online an den Nabu geschickt werden. Das erlaubt Rückschlüsse auf den Bestand.

Neukirchen-Vluyn: "Stunde der Wintervögel" schlägt erneut
Foto: Tom Dove

Kennen Sie die Haubenmeise? Wenn noch nicht, dann haben sie zurzeit recht gute Chancen, ihr zu begegnen. Diese Vogelart wird laut dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in jüngster Zeit öfters beobachtet. Und wer sich ab heute an der Aktion "Stunde der Wintervögel" beteiligt und konzentriert nach Piepmätzen Ausschau hält, wird die Meise mit der typischen Federhaube vielleicht auf den Zweigen erspähen.

"Wir wagen mal die Prognose, dass im Vergleich zur Zählung Anfang 2017 Arten wie Kleiber, Buchfink, Eichelhäher, Hauben- und Tannenmeise dieses Mal erheblich öfter an die Futterstellen kommen werden", teilt der Naturschutzbund mit. "Es gibt punktuelle Beobachtungen aus vielen Regionen, die diese Vermutung stützen."

Auch Franz Reuter aus Neukirchen-Vluyn, Vorsitzender des örtlichen Nabu-Ortsverbandes, hat in diesen Tagen ein Auge auf den Futterplatz im heimischen Garten. "Allerdings sind da meist nur die gängigen Vögel wie Blaumeisen, Kohlmeisen, Buchfink und Grünfink zu sehen", sagt er. "Manchmal kommt auch ein Buntspecht."

Die "Stunde der Wintervögel" dauert vom 5. bis 7. Januar. Eine Stunde lang sollen sich Gartenbesitzer und andere Naturfreunde Zeit nehmen und von einer bestimmten Stelle aus die höchste Anzahl der Vögel einer Art zählen, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu sehen waren. Das vermeidet Doppelzählungen. Niemand muss dazu ein Vogelexperte sein. Die Ergebnisse können in ein Online-Formular auf der Webseite des Nabu (www.nabu.de) eingetragen werden. Im vergangenen Jahr haben rund 120.000 Menschen bundesweit daran teilgenommen und wertvolle Fakten über den Vogelbestand gesammelt. Die Aktion findet zum achten Mal statt.

Jürgen Bodde, Hobby-Ornithologe aus Neukirchen-Vluyn, kann einiges über die Situation bestimmter Vogelarten mitteilen. "Die Amseln leiden derzeit unter dem so genannten Usutu-Virus, das aus dem Süden gekommen ist, offenbar eine Folge der Klimaveränderung." Ebenfalls von einer Suche gebeutelt wurden zuletzt die Grünfinken, eigentlich Vögel, die man sonst häufig beobachten kann. In diesem Fall kam die Krankheit von den Britischen Inseln.

Was die Haubenmeise angeht, so könne man diese in der Region am ehesten in Nadelwäldern finden, ebenso ihre Verwandte, die Tannenmeise. Ein guter Ort für solche Beobachtungen seien die Maasduinen, ein Nationalpark in der Nähe von Venlo. Dort gibt es Kieferwälder, in denen die Haubenmeisen auch in großen Gruppen zu sehen sind.

"Übrigens sind auch Friedhöfe ein guter Ort, um Vögel zu beobachten", sagt Jürgen Bodde. Dort gebe es nicht nur viele Ruhe für die Tiere, sondern oft auch eine naturnahe Bepflanzung.

Gelegentlich sieht der begeisterte Vogelforscher in der Niederrhein-Region auch echte Raritäten. So kamen ihm jüngst Zwerggänse vor das Fernglas, eine Art, die als stark gefährdet gilt und in Skandinavien durch Zuchtprogramme gefördert wird. "An der Bislicher Insel habe ich eine Dunkelbäuchige Ringelganz gesehen, ein Meervogel, der sich möglicherweise dem falschen Gänsezug angeschlossen hatte." In Eversael bei Rheinberg erspähte er eine Trauberbachstelze, ebenfalls eine Rarität unter den heimischen Vögeln.

Bereits vor zwei Jahren äußerte Bodde gegenüber der RP, das Beste, was ein Tierfreund für die gefiederten Freunde tun könne, sei, den eigenen Garten verwildern zu lassen. Doch in Deutschland wird so etwas nicht gern gesehen. Stattdessen gilt es als akzeptabel, den eigenen Vorgarten in eine leblose Steinfläche zu verwandeln.

Und das ist ein Thema für sich. Vogelschutz ist für Naturfreunde wie Franz Reuter kein Anliegen, das isoliert betrachtet werden kann. "Insektenschutz beispielsweise und der Schutz von Vögeln hängt miteinander zusammen." Das ist ein Grund, warum der Nabu Neukirchen-Vluyn/Moers sich jüngst deutlich gegen den Trend zu Schotter- und Kiesgärten ausgesprochen hat. "Die Reaktionen dazu waren nur positiv", berichtet Reuter. "Viele Leute meinten: Gut, dass ihr das mal zur Sprache gebracht habt."

Wer mehr über die Aktivitäten der Ortsgruppe Moers/Neukirchen-Vluyn des Naturschutzbundes erfahren möchte, kann sich auf der Internetseite www.naub-moers-neukirchen-vluyn.de schlau machen. Die Mitglieder betreiben unter anderem ein Naturschutzzentrum an der Tersteegenstraße.

Kontakt zu den Naturfreunden vor Ort ist möglich über Franz Reuter, Oestermannstraße 1a, Neukirchen-Vluyn, E-Mail: f.reuter.vluyn@t-online.de.

(s-g)
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