Neukirchen-Vluyn Vluyn diskutiert über stilles Örtchen

Neukirchen-Vluyn · In die Debatte um die Neugestaltung des Vluyner Platzes schalten sich nun auch die Sozialverbände ein. Sie möchten, dass dort eine öffentliche, barrierefreie WC-Anlage gebaut wird. Alternativ ist die "Nette Toilette" im Gespräch.

 In Haan (l. o.), Monheim (o.r.) und Geldern (u.) gibt es die "nette Toilette" bereits, viele Einzelhändler und Restaurants beteiligen sich an dem Projekt. Ob die Idee auch in Vluyn umsetzbar ist, prüft derzeit das Stadtmarketing.

In Haan (l. o.), Monheim (o.r.) und Geldern (u.) gibt es die "nette Toilette" bereits, viele Einzelhändler und Restaurants beteiligen sich an dem Projekt. Ob die Idee auch in Vluyn umsetzbar ist, prüft derzeit das Stadtmarketing.

Foto: privat(2), kds

Stellen Sie sich vor, beim Einkauf im Vluyner Ortskern ergreift Sie das dringende Bedürfnis, ein stilles Örtchen aufzusuchen. Doch Sie sind gehbehindert, sitzen vielleicht sogar im Rollstuhl. Und es gibt gerade keine Toilette im Umkreis, die Sie benutzen können. Denn manche Toiletten sind nicht barrierefrei. Und jene, die es sind, haben leider geschlossen.

Um den Betroffenen so eine unangenehme und beschämende Situation zu ersparen, wird derzeit von der Politik und Verwaltung überlegt, wie im Bereich des Vluyner Platzes eine Möglichkeit geschaffen werden kann, die Versorgung mit einer öffentlichen Toilette sicherzustellen - und zwar durchgehend und für Behinderte wie für Nicht-Behinderte.

Eingesetzt dafür haben sich örtliche Vertreter des Sozialverbandes VdK. "Wir hatten einen entsprechenden Antrag schon vor einigen Jahren gestellt", berichtet VdK-Mitglied Klaus Köpp. "Nun wird ja über die Neugestaltung des Vluyner Platzes gesprochen, also haben wir den Antrag wieder hervorgeholt." Köpp und seinen Mitstreitern wäre es am liebsten, die Stadt würde ein öffentliches Toilettenhäuschen auf dem Platz errichten. "In der Höhe der Stadtbücherei, das wäre ein guter Platz." Den Einwand, dass Vandalen diese Toilette rasch verschmutzen würden, lässt er nicht gelten. "Diese Toilette würde nur per Schlüssel geöffnet", erläutert er. Einen solchen Schlüssel können sich behinderte Menschen von einer zentralen Stelle schicken lassen. Er gilt für behindertengerechte Toiletten in ganz Europa.

Behindert heißt in diesem Falle, so stellt Köpp klar, nicht unbedingt, dass der oder die Betroffene im Rollstuhl sitzt. "Schon mit einem Rollator kann es schwierig werden." Die einzige öffentliche Toilette, die offiziell ausgewiesen ist, befindet sich im Kulturcafé. Für Gehbehinderte ist sie schwer zugänglich. "Und manche Menschen haben vielleicht auch Hemmungen, dort an der Theke zu fragen."

Nachdem sich die Fraktion von NV AUF geht's für den Antrag des VdK eingesetzt hatte, stieß das Anliegen des Vereins jüngst im Rat auf breites Verständnis. Nun prüft die Verwaltung, welche Lösungen möglich sind. Eine davon ist die "nette Toilette", eine Idee, die schon in 150 deutschen Städten umgesetzt wurde. Geschäftsleute und Gastronomen stellen ihre Toiletten für die Öffentlichkeit zu Verfügung, auf speziellen Schildern ist dann zu sehen, ob die Örtlichkeiten barrierefrei sind oder ob es einen Wickelraum gibt. Für die Reinigung der Toiletten bekommen die Inhaber dann eine bestimmte Vergütung. Frank Grusen ist für das Stadtmarketing gerade dabei, die Meinung der Geschäfte und Gaststätten im Ortskern von Vluyn zur "netten Toilette" einzuholen. "Erste Reaktionen gibt es schon, positive und negative." Im nächsten Arbeitskreis in Vluyn soll das Thema zur Sprache kommen.

Klaus Köpp ist eher skeptisch, was die "nette Toilette" angeht. Er kennt Menschen, die schlechte Erfahrungen gemacht haben. "Einer Dame wurde gesagt: Ohne Kaffeebestellung keine Benutzung der Toilette."

(RP)
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