Neukirchen-Vluyn "Während der Wahl war ich total nervös"

Neukirchen-Vluyn · Margit Ciesielski aus Xanten ist ab dem 1. Mai die neue allgemeine Beigeordnete von Neukirchen-Vluyn und Stellvertreterin von Bürgermeister Harald Lenßen. Die RP traf sie in ihrem künftigen Büro, das noch recht kahl ist.

 Margit Ciesielski vor den Wappen im Ratssaal, die zu Neukirchen-Vluyn und den drei Partnerstädten gehören.

Margit Ciesielski vor den Wappen im Ratssaal, die zu Neukirchen-Vluyn und den drei Partnerstädten gehören.

Foto: Klaus Dieker

Eigentlich war es eine klare Sache, als der Rat sich in seiner jüngsten Sitzung anschickte, eine neue Beigeordnete zu wählen. Margit Ciesielski hatte vier von fünf Fraktionen auf ihrer Seite. Und dennoch: "Ich war total nervös", gesteht sie. In den vorangegangenen Vorstellungsrunden bei den Fraktionen hatte die Leiterin des Hauptamtes überzeugt und den überwiegenden Teil für sich gewonnen. Rund 20 Personen hatten sich beworben, am Ende gab es nur noch eine weitere Kandidaten, die aber am Abend der Entscheidung gar nicht mehr angereist war.

Eine besonders charmante Gratulation erhielt sie von einem ehemaligen Wirtschaftsförderer der Stadt. "Er rief an und meinte: ,Schön, dass der Nachwuchs mal an die Reihe kommt'", erzählt Ciesielski und lacht. Sie ist Jahrgang 1969. Zum 1. Mai wird sie nun offiziell die Nachfolgerin von Jörg Geulmann. Der war nach Kempen gewechselt, wo er sich mit dem Amt des Kämmerers begnügt, nicht zuletzt aus familiären Gründen.

Margit Ciesielski erbt ein umfangreiches Dezernat: die Bereiche Ordnungs, Soziales, Schule, Kultur und Sport, und die Kämmerei noch obendrauf. Und außerdem ist sie dann die Stellvertreterin des Bürgermeisters. Ein großes Bündel an Verantwortung, dennoch habe sie nicht lange gezögert, als sich nun diese Chance bot. "Ich habe mich rasch zu der Bewerbung entschlossen. Und der Bürgermeister hat diesen Schritt auch begrüßt", berichtet sie unaufgeregt.

Sie hat ihre Ausbildung in Neukirchen-Vluyn absolviert und ist seither im dortigen Rathaus tätig. Einen anderen Arbeitsort kennt sie quasi nicht. "Ich wollte nie woanders hin", sagt sie. Die vielen Wechsel in der Verwaltungsspitze in den vergangenen Jahren hatten nach außen den Eindruck vermittelt, es gebe ein atmosphärische Problem im Haus. Das kann die designierte Beigeordnete nicht bestätigen: "Die Fluktuationen der vergangenen Jahre haben sicher nichts mit der Atmosphäre in der Verwaltung zu tun." Es ist Spekulation, aber die Kontinuität, die Ciesielski verkörpert, könnte den Fraktionen das beruhigende Gefühl eingeflößt haben, dass in ein paar Monaten nicht schon wieder neue Bewerberrunden losgehen. Und natürlich kennt man sich aus diversen Ausschuss-Sitzungen. Ein Vertrauensbonus für die "Neue" war zweifellos schon vorhanden.

Was sind in ihren Augen die wichtigsten Herausforderungen im neuen Amt? Ciesielski zögert nicht: "Die Sanierung des Haushaltes und die Bewältigung der Flüchtlingssituation." Zurzeit leben in Neukirchen-Vluyn 514 Flüchtlinge. In den vergangenen Wochen sind allerdings keine Personen mehr hinzu gekommen, auch für den April rechnet die Verwaltung nicht mit einem Zuwachs.

Was den Haushalt angeht, so wird es Ciesielskis Aufgabe sein, das von Jörg Geulmann eingespielte Haushaltssicherungskonzept in den nächsten Jahren diszipliniert einzuhalten, bis die finanzielle Schieflage der Stadt beseitigt ist. Außerdem wird sie als Schuldezernentin die Entwicklung der neu gegründeten Gesamtschule befördern müssen, ohne dabei die Interessen des benachbarten Gymnasiums aus den Augen zu verlieren.

In der vergangenen Woche hatte Ciesielski bereits begonnen, es sich im leeren Beigeordnetenbüro wohnlich zu machen. Bilder hängen noch nicht an den Wänden, das soll sich ändern. Vielleicht werden sie ja demnächst Alpen-Motive schmücken, denn die neue Dezernentin liebt die Berge. Was ihre Herkunft betrifft, kommt sie jedoch klar vom "platten Land". Geboren wurde sie in Kalkar, ihre Heimatstadt ist jedoch Xanten, dort wuchs sie auf, dort lebt sie auch heute mit ihrer Familie. Fragt man sie nach ihren Hobbys, meint sie: "Die Familie ist mein größtes Hobby." Aber dann kommt sie auf das sportliche Training zu sprechen, das sie versucht, in ihren Tagesablauf einzubauen. Und sie mag Rockmusik der 70er Jahre, "Bands wie Queen zum Beispiel".

Eine angenehme Pflicht wartet noch im Sommer auf die neue Beigeordnete: Sie wird eine Trauung vollziehen. "Der Termin stand schon längere Zeit fest", sagt sie. Denn in ihrer Verwaltungslaufbahn war Ciesielski auch als Standesbeamtin tätig. Theoretisch könne sie das auch weiterhin tun, meint sie. Ob ihr dafür die Zeit bleibt?

(s-g)
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