Neukirchen-Vluyn Wie Kinder die Spinnenangst verlieren

Neukirchen-Vluyn · Dass die achtbeinigen Tiere nicht gruselig, sondern eigentlich wunderschön und faszinierend sind, das vermittelte Nabu-Referentin Gundula Kerekes den kleinen Teilnehmern im Naturschutzzentrum in Neukirchen-Vluyn.

 Etwas skeptisch schauten manche Kinder zunächst, als ihnen eine Spinne auf die Hand gesetzt wurde. Doch die heimischen Spinnen sind harmlos für Menschen. Ihre Giftzähne können unsere Haut nicht durchstoßen.

Etwas skeptisch schauten manche Kinder zunächst, als ihnen eine Spinne auf die Hand gesetzt wurde. Doch die heimischen Spinnen sind harmlos für Menschen. Ihre Giftzähne können unsere Haut nicht durchstoßen.

Foto: Christoph Reichwein

Von wegen, Spinnen sind gruselig oder gehören in die Rubrik Kinderschreck. Gundula Kerekes, Referentin für den Naturschutzbund (Nabu) und Waldpädagogin, räumt im Nabu-Zentrum an der Tersteegenstraße in Vluyn mit diesen Vorurteilen gründlich auf. "Jeder Raum sollte eine Spinne haben" meint sie und liefert sofort die Begründung. "Denn wo Spinnen sind, gibt es kein Ungeziefer." Ganz schon ausgeschlafen ist die knapp 20-köpfige Gruppe der Ferienkinder, die sich anschicken, in den nächsten Wochen Nabu-Naturdetektive zu werden. Die Nabu macht es mit ihrem Entdeckungsprogramm unter freiem Himmel, wie dem am Neukirchen-Vluyner Standort, möglich. Aber zunächst einmal geht es Gundula Kerekes darum, die Erlebnisse der Kinder mit Spinnen in Erfahrung zu bringen.

Mit dabei Justus Schneider (8) aus Kamp-Lintfort, der eigentlich keine Angst vor Spinnen hat, wie er meint. Yannis Buschmann (7), ebenfalls aus Kamp-Lintfort, hat nur "ein bisschen Angst", wie er zugibt. Faszinierend seien Spinnen für ihn, "weil sie so anders sind."

Als die Nabu-Referentin dann über ihre eigenen Erlebnisse mit Spinnen erzählt, ist es in der Runde ganz still. Sie hat nämlich auch einen Trick, wie sich die Angst vor dem Krabbeltier in den Griff kriegen lässt. "Ich habe damals eine Spinne mit einem Glas gefangen und sie mir lange angesehen, weil ich einfach keine Lust mehr auf Angst hatte. Spinnen sind nämlich so schön", erklärt sie. Und das erste, was die angehenden Naturdetektive auf dem Nabu-Gelände bei der Waldpädagogin Gundula Kerekes lernen, ist, dass die einheimischen Spinnen in freier Wildbahn den Menschen nicht schaden. "Ihre Giftzähne sind nicht stark genug, um unsere Haut zu durchstoßen", sagt sie.

Aber auch im Haus können die Krabbler nützlich sein, verriet Gundula Kerekes. "Sie fressen nämlich Mücken und andere Insekten, die uns sonst einfach nur nerven." Spinnen leben allerdings nicht mit ihren Artgenossen zusammen, sondern eher in Konkurrenz. Kerekes: "Sie dulden sich nicht." Spielerisch erfahren die Kinder viel über die eigentlich faszinierenden Krabbeltiere. Beispielsweise, dass Spinnen ganz früher mal zehn Arme hatten. Aus sechs verschiedenen Spinndrüsen spinnen sie ihre Fäden, nämlich 400 ganz dünne Fäden aus Zucker und Eiweiß. Manche Spinne lebt sogar unter Wasser. Dann geht es zunächst ans Zeichnen einer Spinne.

Schon wenig später erkunden die Ferienkinder das Nabu-Gelände, um mit dem Lupenbecher weitere Entdeckungen zu machen. Dreieinhalb Stunde dauert der erste Tag mit Pirschgang. "Mein Ziel ist es, den Kindern die Angst zu nehmen und Hemmschwellen abzubauen", sagt die Nabu-Referentin. Wichtig sei ihr, dass Kinder beim Anblick einer Spinne nicht in Panik verfallen, sondern einfach ihr neues Wissen einsetzen und sich daran erinnern, wie die Welt der Spinne funktioniert. Anders als mancher Erwachsene, der wild um sich schlägt und die Spinne einfach totschlägt.

Einfacher sei daher der Spinnenfang mit dem Glas. Mit zu den Höhepunkten, so Kerekes, gehöre das Spinnen kitzeln. "Wir fassen Spinnen an. Das heißt, dass die Spinne den Kindern über die Hand läuft. Und das kitzelt einfach ein bisschen."

(sabi)
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