Neukirchen-Vluyn Wird das Grubenwasser zum Gift-Risiko?

Neukirchen-Vluyn · Das NRW-Umweltministerium will durch Gutachter prüfen lassen, inwieweit alte Bergwerke mit PCB belastet sind. Der Neukirchen-Vluyner Ratsherr Klaus Wallenstein befürchtet, dass dieses Problem in den nächsten Jahren akuter wird.

An die Stollen unter der Zeche Niederberg erinnert sich Klaus Wallenstein gut. Er war dort jahrelang als Grubenelektriker tätig. Inzwischen engagiert er sich als Politiker in Neukirchen-Vluyn, ist Vorsitzender der Fraktion NV AUF geht's. Ein Thema, das ihn seit geraumer Zeit beschäftigt, sind mögliche Umweltprobleme durch den früheren Bergbau. Konkret geht es um das Grubenwasser. Er und andere Umweltschützer machen sich Sorgen, dass die alte PCB-Belastung wieder an die Oberfläche und schlimmstenfalls ins Trinkwasser gelangen könnte.

"Früher wurde beim Bergbau PCB verwendet, das heute als gefährlicher Schadstoff gilt", erläutert Wallenstein. Die als krebserregend geltende Chemikalie wurde unter anderem im Hydrauliköl verwendet. Mit dem Ende der Zechen wurden die Gruben versiegelt, so dass man das Problem zunächst als gelöst betrachtete. Allerdings gibt es immer wieder beunruhigende Funde bei Wasseranalysen. So wurde im Jahr 2004 durch das Staatliche Umweltamt PCB in der Fossa Eugeniana und dem Rheinberger Altrhein festgestellt.

Klaus Wallenstein macht sich vor allem Sorgen über die Situation nach 2018, wenn der Bergbau an Rhein und Ruhr endgültig der Vergangenheit angehört. "Dann soll das Abpumpen des Grubenwassers stark eingeschränkt werden, aus Gründen der Sparsamkeit", erklärt er. Dann jedoch, so seine Befürchtung, werde das Wasser unkontrolliert steigen, auf diese Weise könnte es dann zur Kontaminierung des Trinkwassers kommen. Wallenstein hat besonders die Bereiche des Bergwerks West (Kamp-Lintfort) und das Binsheimer Feld (Baerl) im Blick. Doch auch für seinen Wohnort Neukirchen-Vluyn sieht der Lokalpolitiker ein Risiko. "Von Niederberg führen ja Verbindungen zum Bergwerk West." Wenn eine Gefahr durch PCB bestehe, dann sei das nicht allein Sache einer einzigen Kommune.

Dass Wallensteins Sorge für die Zeit nach 2018 nicht unbegründet ist, räumt auch Frank Seidlitz, Sprecher des NRW-Umweltministeriums ein. Aus diesem Grunde werde zurzeit ein Gutachten vorbereitet, das die Belastung der ehemaligen Zechen mit giftigen Stoffen klären soll. "Es soll auch geklärt werden, ob bei der Stilllegung der Zechen durch die RAG alles ordnungsgemäß verschlossen wurde." Ausgenommen seien jene Zechen, in denen nie PCB als Industriestoff verwendet worden sei. Im Falle der Zechen Niederberg und des Bergwerks West in Kamp-Lintfort war dies aber der Fall. In einer Pressemitteilung der Bezirksregierung aus dem Jahr 2004, die Klaus Wallenstein vorliegt, wird erklärt, dass PCB bis 1991 dort verwendet wurde.

Der Sprecher des Ministeriums fügt hinzu, dass die Erstellung des Gutachtens dauern werde. Allerdings habe man eine Untersuchung der Gewässerbelastung veranlasst. "Derzeit gibt es bei den PCB-Werten keine Überschreitung der Umweltqualitätsnorm", erklärt Seidlitz. Eine Stellungnahme der RAG lag zum Redaktionschluss nicht vor.

Klaus Wallenstein verweist auf eine Anfrage der CDU-Abgeordneten Josef Hovenjürgen (Recklinghausen) und Rainer Deppe (Rheinisch-Bergischer Kreis) von Mai dieses Jahres an die Landesregierung, über die Genehmigung des Grubenwasseranstieges in der Zeche Walsum. In der Antwort von Umweltminister Johannes Remmel heißt es unter anderem: "Am linken Niederrhein wird das Grubenwasser der stillgelegten Bergwerke Niederberg, Wilhelmine-Mevissen, Rheinpreußen, Wehofen, West und Walsum von der Zentralwasserhaltung am Standort Walsum im Niveau minus 746 Meter gehoben werden." Das Erreichen des Wertes werde für Ende 2015 erwartet.

(s-g)
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