Neukirchen-Vluyn Wird die Bahnstrecke doch wiederbelebt?

Neukirchen-Vluyn · Trotz eines Rückschlags bei den Finanzen glaubt SPD-Fraktionschef Jochen Gottke an eine Neubelebung der Strecke Neukirchen-Vluyn-Duisburg. Widerspruch kommt vom Ortsverein der Liberalen.

Für Jochen Gottke ist es eine ausgemachte Sache: Irgendwann wird die zurzeit nicht befahrene Bahnstrecke von Neukirchen-Vluyn über Moers nach Duisburg wiederbelebt. "Ich kreuze ja täglich den Rhein", sagt Gottke, der in Solingen arbeitet. "Wenn Sie dieses Verkehrsaufkommen sehen, dann wird Ihnen klar, dass wir die Bahnverbindung künftig wieder brauchen werden."

Zuletzt hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende Morgenluft für das Projekt gewittert. Denn es sah so aus, als könne das Land Nordrhein-Westfalen seine Regionalisierungsmittel um drei Prozentpunkte auf 1,35 Milliarden Euro steigern. Gottke hatte daher an Bürgermeister Harald Lenßen appelliert, "die (Re-) Aktivierung der vorhandenen Bahnstrecke NV-Moers für den Personennahverkehr unverzüglich über Gespräche und Verhandlungen mit dem Land zu betreiben."

Inzwischen, räumt Gottke ein, sehe es für die zusätzlichen Milliarden nicht mehr ganz so günstig aus. "NRW hätte ein dickes Stück bekommen sollen, das wurde vom Bundesverkehrsministerium gestoppt." Trotzdem ist der Sozialdemokrat optimistisch, dass eines Tages wieder Züge die heimischen Bahnhöfe anfahren werden. "Die Frage ist nur: Wann?"

Bürgermeister Harald Lenßen äußert sich zu dem Thema zurückhaltender: "Ich möchte das nicht zerreden. Aber es gibt beträchtliche Probleme, was den Anschluss zum Netz der Deutschen Bahn in Moers betrifft." Dort müsse dafür ein Höhenbauwerk geschaffen werden, doch an Ort und Stelle stünde nun einen Firmenbetrieb. "Die Alternative wäre, die Strecke durch Wohngebiet zu führen, das wäre dann der Bereich an der ,Glück-auf'-Schranke." Dann müssten Häuser verschwinden und Grundstücke aufgekauft werden, was nicht so leicht sei. Das wisse natürlich auch die Niag. Trotzdem will der Bürgermeister die Möglichkeit einer Wiederbelebung der Strecke nicht ausschließen. "Wenn es der Stadt Kamp-Lintfort gelänge, eine Vorreiterrolle durch einen neuen Bahnanschluss zu übernehmen, dann wären wir auf jeden Fall mit im Boot", verspricht er. Im nächsten Frühjahr soll es zu diesem Thema einen Runden Tisch geben, an dem Neukirchen-Vluyn auch beteiligt sein wird.

Die FDP in Neukirchen-Vluyn ist dagegen dafür, den Traum von der Strecke zu beerdigen: "Anders als die SPD lehnt die FDP die Wiederbelebung der alten Bahnlinie einstimmig ab. Die Verbindung von Neukirchen-Vluyn nach Moers wird durch den ÖPNV ausreichend abgedeckt", so Vorstandsmitglied Thymo Martin. Zudem besteht eine Schnellbusverbindung zum Duisburger Hbf. Sollte hier tatsächlich ein Mehrbedarf bestehen, ist aus Sicht der FDP dann eher ein Ausbau der bestehenden Busverbindungen zu favorisieren. Dies wäre auch eindeutig kostengünstiger. "Denn selbst wenn sich das Land und der Kreis an der Reaktivierung der Bahnverbindung beteiligen, bleiben die weiteren Kosten einer Reaktivierung und des laufenden Betriebs für die Stadt NV und ihre Bürger unkalkulierbar", heißt es in der Mitteilung der Liberalen.

Daneben sieht die FDP aber noch ganz andere Probleme, "so zum Beispiel beim Lärmschutz und der Sicherheit. Denn mittlerweile ist die Wohnbebauung an einigen Abschnitten sehr nah an die alte Trasse herangerückt und die Bahnlinie wird von zahlreichen Schulwegen gekreuzt." Auch deshalb wollen die FDP-Mitglieder, "dass die Ideen für die Reaktivierung der Bahnlinie bleiben, wo sie hingehören: Im Archiv."

Für Jochen Gottke sind all diese Probleme nicht unlösbar. Eine unzumutbare Lärmbelästigung hält er für unwahrscheinlich: "Schließlich soll ja nicht der Intercity durch die Stadt brausen." Die Geschwindigkeit des Regionalzuges werde eher gemächlich sein.

(RP)
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