Neukirchen-Vluyn Würdiger Abschied für den Werkschor

Neukirchen-Vluyn · Der traditionsreiche Bergmannschor der Zeche Niederberg und der Frauensingkreis haben ihre letztes Konzert gegeben. Als Gäste dabei waren die Turmbläser aus Aldekerk und der MC Germania Schwarzenberg.

 Bürgermeister Harald Lenßen hielt eine kurze Ansprache, in der er in der Geschichte des Chores zurückblätterte.

Bürgermeister Harald Lenßen hielt eine kurze Ansprache, in der er in der Geschichte des Chores zurückblätterte.

Foto: Arnulf Stoffel

Mit einem emotionalen Konzert ist in Neukirchen-Vluyn eine Ära zu Ende gegangen: Der Werkschor Niederberg hat am zweiten Adventssonntag in der ausverkauften Halle im Sport- und Freizeitpark Klingerhuf sein letztes Konzert gegeben. "Nach 82 Jahren verabschiedet sich der Chor von der Bühne", erklärte der Erste Vorsitzende Günter Kott.

Auf der Internetseite des Chores leuchtet noch die Meldung: "Wir suchen Sänger!" Doch leider hatte der Aufruf keine Wirkung erzielt: Die erhofften Neuzugänge blieben aus, der Altersdurchschnitt der Sängerschar stieg, während die Zahl der aktiven Sänger sank. Die Entscheidung aufzuhören war eine unvermeidliche Konsequenz, und dennoch wurde sie schweren Herzens getroffen.

Als die 25 Chormitglieder mit bedrückten Mienen zum letzten Mal ihr Begrüßungslied "Ihr Bergleut freut euch alle" anstimmten, gab es manche Träne auf der Bühne, aber auch bei vielen Zuhörern, die den Chor über Jahre treu begleitet hatten. Zu Ehren der traditionsreichen Sängerschar waren einige politischer Vertreter der Stadt gekommen, so dass Bürgermeister Harald Lenßen ausdrücklich "im Namen von Rat und Verwaltung" zu diesem "hochkarätigen Weihnachtskonzert" begrüßte.

In einem kurzen Rückblick ließ Lenßen die Geschichte des Chors Revue passieren, der 1934 als Chor der Niederrheinischen Bergwergs AG Neukirchen-Vluyn gegründet worden wurde. Seine Mitglieder waren ausschließlich Bergleute, die ihren Arbeitsplatz unter Tage auf dem Bergwerk Niederberg hatten. Anfangs wurde direkt gegenüber der Zeche im Hause Kolberg geprobt, später im Haus Heintgen, der heutigen "Friedenseiche. Seit über vierzig Jahren fanden die Proben schließlich im Klingerhuf statt.

In den 90-er Jahren erlebte der Chor eine Blütezeit mit 68 aktiven Sängern und 82 fördernden Mitgliedern. Das Repertoire des Chors, der sich 1974 in "Werkschor Niederberg" umbenannte, bestand anfangs aus geistlichen Liedern, die traditionell vor der Anfahrt in einer kurzen Andacht gesungen wurden, und konnte nach und nach ein um Bergmannsliedgut und klassische Vokalwerke bereichert werden. Eine schöne Auswahl daraus, von der Bergweihnacht bis zu Beethovens "Die Himmel rühmen", gaben die Sänger unter der bewährten Leitung ihres langjährigen Chorleiters Karl Hammans jetzt noch einmal zum Besten.

Auch für den Frauensingkreis Niederberg hieß es an diesem Abend, "Ade zu sagen". Nach fast 31 Jahren sah der beliebte Frauenchor für sich keine Zukunft mehr. "Als aller Hoffnung Ende war" lautete ein Titel, mit dem die rund 30 Sängerinnen und Chorleiterin Danica Ban sich beim Werkschor Niederberg für das "freundliche und friedliche Miteinander" und die schöne Zeit mit zahlreichen gemeinsamen Konzerten bedankten. Mit von der Partie beim großen Abschied waren die Turmbläser St. Peter und Paul Aldekerk mit Trompeter Peter Schroers, der Männergesangverein Neukirchen MC Germania Schwarzenberg, der seinen Part mit überzeugender Dynamik und solider Technik meisterte, und die Sopranistin Sandra Fülber, die mit weihnachtlichen Hits wie dem "Ave Maria der Berge" und "Jerusalem" das Publikum begeisterte.

Im Finale wurden alle Mitwirkenden zum Weihnachtslieder-Medley auf der Bühne versammelt. Statt einer Abschiedsrede hatte Karl Hammans für seinen Werkschor "noch was Schönes" vorbereitet und spielte im Duo mit der 15-jährigen Saxofonistin Pia Schöpkens Sinatras unvergesslichen Hit "I did it my way". Der Chortradition entsprechend wurde nach drei Stunden zum Ausklang, unter reger Mitwirkung des Publikums, noch ein Mal das Steigerlied angestimmt. Stehende Ovationen, nicht enden wollender Beifall und Bravorufe besiegelten würdevoll die Historie des Werkschors Niederberg, dem in der Geschichte des Bergbaus seiner Heimatstadt ein Ehrenplatz gebührt.

(prs)
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