Fotos 100 Prozent Neuss: Das sagen Inhaber von Traditionsgeschäften
Wie in vielen Städten haben auch in der Neusser City große Ketten mit ihren Filialen Fuß gefasst. Es gibt aber immer noch Neusser Geschäfte mit viel Tradition, die sich weiterhin behaupten können. Zum Beispiel das Blumengeschäft Bunse (Bild v.li.: Inhaberin Simone Bunse-Heidelberg (li.) und ihre Eltern Sigrid und Dieter Bunse). Lesen Sie im Folgenden ein Kurz-Interview mit den Neusser Unternehmern.
Blumengeschäfte Bunse, Erftstraße 5, gegründet 1937 (Bild: Sigrid und Dieter Bunse, langjährige Inhaber)Vier Fragen an Dieter Bunse
Wieviel Neuss steckt im Blumengeschäft Bunse?
Bunse 100 Prozent. Das Geschäft ist ein Familien-Unternehmen, meine Tocher führt es bereits in dritter Generation. Unsere meisten Kunden kommen aus Neuss.
Wie konnten Sie so lange den Laden halten oder anders gefragt: Was ist Ihr Geheimrezept?
Bunse Wir sind gute Dienstleister, die gute Waren anbieten. Außerdem sind wir immer mit der Zeit gegangen.Das zahlt sich aus.
Von welchen Traditionen haben Sie sich im Laufe der Jahre verabschiedet?
Bunse In der Floristik muss man sich stets dem Zeitgeist anpassen. Vor 30 Jahren wurden andere Blumen verkauft als heute. Sonst bei ist uns aber alles gleich geblieben.
Haben sie einen Urlaubs-Traum, den Sie bisher nicht ausleben konnten wegen des Ladens?
Bunse Als Inhaber der Geschäfts hat man natürlich keine 35-Stunden-Woche. Aber verpasst habe ich nichts.
Gewürzmühle Engels, Büchel 8 und Hymgasse 21, gegründet 1919 (Bild: die Inhaber Manja und Marcus Freistühler)Vier Fragen an Marcus Freistühler
Wieviel Neuss steckt in der Gewürzmühle Engels?
Freistühler In uns steckt 100 Prozent Neuss. Das Geschäft wird in vierter Generation geführt. Die fünfte steht bereits in den Startlöchern. Meine Frau und ich setzen die Tradition meiner Urgroßeltern, Großeltern und Eltern fort.
Wie konnten Sie so lange den Laden halten oder anders gefragt: Was ist Ihr Geheimrezept?
Freistühler Wir bieten gute Qualität. Wir stellen alles selber her, wir benutzen keine Streckmittel in unseren Produkten. Außerdem sind bei uns Gewürze günstiger als im Supermarkt. Das liegt unter anderem daran, dass wir insgesamt größere Mengen verkaufen.
Von welchen Traditionen haben Sie sich im Laufe der Jahre verabschiedet?
Freistühler Als Metzer noch Hausschlachtungen betrieben, haben sie uns regelmäßig Gewürze gekauft. Das hat etwa zehn Prozent unseres Umsatzes ausgemacht. Aus rechtlichen Gründen macht aber kaum noch ein Metzger Hausschlachtungen.
Haben sie einen Urlaubs-Traum, den Sie bisher nicht ausleben konnten wegen des Ladens?
Freistühler Wir haben eine 80-Stundenwoche, aber verreisen können wir in der Nebensaison ganz gut. Zumal wir von meinem Vater im Geschäft gut unterstützt werden.
Modehaus Heinemann, Büchel 26, gegründet 1819 (Bild: Geschäftsführer Jochen Niehoff)Vier Fragen an Jochen Niehoff
Wieviel Neuss steckt im Modehaus Heinemann?
Niehoff Ganz eindeutig 100 Prozent. Das Unternehmen liegt bis heute in der Hand einer Neusser Familie. Auch die Hauptgesellschafter sind Neusser.
Wie konnten Sie so lange den Laden halten oder anders gefragt: Was ist Ihr Geheimrezept?
Niehoff Die früheren Generationen besaßen viel unternehmerisches Können. Wir müssen heutzutage schauen, dass wir im uns im Handel durchsetzen. Durch die Nähe zu Düsseldorf ist das schwierig. Der ganze Handelsbesatz ist in Neuss weniger geworden. Das macht die Stadt nicht attraktiver und unsere Arbeit nicht leichter. Insofern müssen wir umso mehr mit Qualität, Beratung und Service überzeugen. Außerdem pflegen wir eine enge Kundennähe
Von welchen Traditionen haben Sie sich im Laufe der Jahre verabschiedet?
Niehoff Schützenfahnen verkaufen wir nicht mehr. Es gibt dafür so gut wie keine Nachfrage mehr.
Haben sie einen Traum, den Sie bisher nicht ausleben konnten wegen des Ladens?
Niehoff Nein, das kann ich so nicht sagen. Es gibt immer für das Geschäft immer wieder Wünsche nach Veränderung, die man dann aus wirtschaftlichen Gründen nicht realisieren kann.
Confiserie Mayser, Neustraße 10, gegründet 1882 (Bild: Inhaberin Vera Kachulle) Vier Fragen an Vera KachulleWieviel Neuss steckt in Mayser?
Kachulle Ganz viel. Meine Schwester und ich führen das Geschäft in vierter Generation. Wir wohnen in Neuss. Mehr Neuss geht nicht. Schade, dass es nicht mehr so viele Neusser Familienunternehmen gibt.
Wie konnten Sie so lange den Laden halten oder anders gefragt: Was ist Ihr Geheimrezept?
Kachulle Es muss Spaß machen und Herzblut in der Arbeit stecken, sonst geht man unter.
Von welchen Traditionen haben Sie sich im Laufe der Jahre verabschiedet?
Kachulle Wir mussten uns 1993 etwas verkleinern und sind vom Büchel in die Neustraßem umgzogen. In diesem Zuge mussten wir auch unsere Kocherei aufgeben. Wir produzieren nicht mehr selbst, sondern lassen nach unseren Rezepten produzieren.
Haben sie einen Urlaubs-Traum, den Sie bisher nicht ausleben konnten wegen des Ladens?
Kachulle Im Winter kann ich nie verreisen, da haben wir Hauptsaison. Aber das ist nicht so tragisch. Ich verreise lieber im Sommer - und da herrscht bei uns Nebensaison, weil die Menschen in dieser Zeit lieber im Cafe Eiso oder Kuchen essen als Schokolade.